Wenn alles nach Plan läuft, bekommen die Premicher schon im kommenden Jahr zum 500-jährigen Jubiläum der ersten Erwähnung ihres Dorfes einen neuen Dorfladen . Darauf hoffen die Mitglieder der Arbeitsgruppe um Unternehmensberater Volker Hahn und Ortssprecher Mario Krebs. Im April wird es sich entscheiden.
Weit über hundert Premicher waren am Freitag ins Pfarrheim gekommen, um sich von Volker Hahn, Gesellschafter des Instituts für Nahversorgungs-Service in Seßlach, und Bauplaner Jürgen Schuhmann, Mitinhaber des Burkardrother Architekturbüros planen-bau-design, über die aktuellen Pläne zum Bau eines neuen Dorfladens am Standort der alten Raiffeisen-Bankfiliale informieren zu lassen.
Fragebogen mit guter Beteiligung
Vor einem Jahr, so erinnerte Ortssprecher Mario Krebs an die bisherigen Schritte, habe es eine erste Bürgerversammlung hierzu gegeben. Seitdem hatte sich die aus Einwohnern und den Fachleuten gebildete Projektgruppe mehrmals getroffen, eine Fragebogenaktion an alle Haushalte brachte "ein sehr gutes Ergebnis", die Gruppe besichtigte andere Dorfläden, Fördermöglichkeiten wurden geprüft.
Der zunächst angedachte Umbau des bestehenden Bankgebäudes mit Bestandssanierung ist im Vergleich zu einem Neubau viel zu teuer, erklärte Jürgen Schuhmann. Ein einfacher Massivbau käme nach seiner Schätzung auf 540.000 Euro, Umbau und Renovierung des Altbaus auf 450.000 Euro. Beim Einbau einer Photovoltaikanlage müsste zudem der komplette Dachstuhl erneuert werden, was die Umnutzung des Altbaus weiter verteuern würde. Der Neubau könnte dagegen zweckdienlich geplant werden, wäre energetisch auf neuestem Stand, könnte bei wachsendem Raumbedarf leicht erweitert und in seiner Raumplanung mit der angrenzenden Festwiese optimal verbunden werden.
Unternehmensberater Volker Hahn verstand es, seine Zuhörer im weiteren Verlauf der fast zweistündigen Informationsveranstaltung für den Premicher Dorfladen zu begeistern. Bis zu 1600 verschiedene Artikel, wenn auch jeweils nur in geringer Stückzahl, aus den Bereichen Lebensmittel, Drogerie und Schreibwaren könnten im Dorfladen angeboten werden. "Bei Aldi gibt es nur 950 Artikel."
Baukosten von 610.000 Euro
Die zu erwartenden Fixkosten schätzt Hahn auf monatlich 6000 Euro, woraus sich bei einer Gewinnspanne von 20 Prozent ein monatlicher Mindestumsatz von 30 000 Euro ergibt. Wenn zwei Drittel aller 1077 Einwohner, also etwa 710 Premicher, pro Woche nur für zehn Euro einkaufen, würde der Dorfladen schon Gewinn machen, rechnete Hahn vor. "Das sollte doch zu schaffen sein." Dann könnten die Premicher auch auf ihre Einkaufsfahrten nach Burkardroth verzichten und 324 Euro im Jahr an Fahrtkosten sparen.
Die Baukosten von 540.000 Euro würden sich mit Einbau einer Photovoltaikanlage (70.000 Euro) auf über 610.000 Euro netto erhöhen. Das Amt für ländliche Entwicklung habe ausnahmsweise einen Zuschuss von 200.000 Euro zugesagt, bestätigte Bürgermeister Waldemar Bug (ÖDP). Denn der Premicher Dorfladen sei in Kombination mit einem nebenan angedachten Wohnmobilstellplatz im Gegensatz zu anderen Dorfläden "ein förderfähiges Leuchtturmprojekt". Die Eigenanteil der Gemeinde könnten durch eine weitere Fördermöglichkeit über die Leader-Schiene mit EU-Mitteln weiter gesenkt werden, was derzeit geprüft wird.
Den Neubau wird die Gemeinde dann an eine noch zu gründende Betriebsgesellschaft verpachten. Das hierfür erforderliche Eigenkapital sollen Vereine und die Gemeinschaft aller Einwohner aufbringen. Soldatenkameradschaft, die Eigenheimer Premich und die Rhön-Biker haben bereits die Übernahme größerer Anteile zugesagt. In der ersten Fragebogenaktion hatten auch etliche Haushalte bereits eine Gesamteinlage von knapp 23.000 Euro zunächst noch unverbindlich zugesagt.
Erste Unterstützer
Doch jetzt wird es Ernst. "Wir werden in den nächsten Tagen Absichtserklärungen an die Haushalte verteilen", kündigten Hahn und Ortssprecher Krebs an, "in der jeder die Höhe seines Gesellschaftsanteils ab mindestens 200 Euro verbindlich eintragen soll". Am alten Bankgebäude wird eine Dorfladen-Messlatte angebracht, in der bis Ende März der jeweils aktuelle Kassenstand angezeigt werde.
In der nachfolgenden Diskussionsrunde ermunterten die Mitglieder der Projektgruppe ihre Mitbewohner zum Mitmachen: "Einkaufen im Dorfladen soll Freude machen, und wenn es Freude macht, dann wird es auch klappen." Der Premicher Hubert Herbert meinte: "Das ist eine gute Sache. Leute, langt in eure Taschen, dann schaffen wir das!" Bei der abschließenden Befragung zur Finanzierungsbereitschaft hoben viele Zuhörer die Hand. Ob es ausreicht, wird sich nach Abgabe aller Absichtserklärungen im April zeigen.