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Wechterswinkel
In Wechterswinkel: Schriftstellerin Barbara Boy alias Gerlinde Steube wandelt auf Goethes Spuren
Die ehemalige Wollbacherin, die heute in Berlin lebt, spricht über ihr Leben als Schriftstellerin und darüber, wie sie sich inspirieren lässt.
Schriftstellerin Gerlinde Steube hat unter ihrem Künstlernamen Barbara Boy sechs Bücher veröffentlicht. Am 15. April kommt sie zu einer Lesung in die Propstei Wechterswinkel. In unserer Region ist sie aufgrund ihrer jahrelangen pädagogischen Tätigkeit noch bestens bekannt.
Foto: Klaus-Dieter Hahn | Schriftstellerin Gerlinde Steube hat unter ihrem Künstlernamen Barbara Boy sechs Bücher veröffentlicht. Am 15. April kommt sie zu einer Lesung in die Propstei Wechterswinkel.
Klaus-Dieter Hahn
 |  aktualisiert: 14.04.2023 02:31 Uhr

Sie haben schon etwas Kultiges: die Lesungen im "Sofa-Salon" der Propstei Wechterswinkel. Am Samstag, 15. April, um 19 Uhr ist die Autorin Barbara Boy zu Gast. Sie liest aus ihrem Buch "Goethes Doppelspiel". Hinter dem Künstlernamen verbirgt sich Gerlinde Steube, die viele Jahre mit ihrem Ehemann in Wollbach gelebt und als Sonderpädagogin im Landkreis Rhön-Grabfeld gearbeitet hat. Nach dem Abitur und Studium in Erfurt, Berlin und Würzburg war sie an verschiedenen Schulen und Förderzentren tätig. Nach zwei Jahrzehnten in Unterfranken lebt das Paar inzwischen in Berlin.

 Worum geht es in Goethes Doppelspiel?

In ihrem Buch "Goethes Doppelspiel" – es ist mittlerweile ihr sechstes Werk – steht der Dichterfürst im Mittelpunkt. Kurz vor seiner berühmten Italienreise wird er durch ein Zeitsprung-Experiment ins heutige Halle versetzt. Von dort reist er mithilfe einer schönen Medizinstudentin über Weimar, Nebra und Frankfurt und durch Italien bis zum Vesuv. Auf der gefahrvollen Reise erfährt sie, warum er zuvor ein raffiniertes Doppelspiel inszenieren musste. Wird es gelingen, das Doppelspiel mit einem gemeinsamen Sprung zurück in das 18. Jahrhundert fortzuführen?

Frage: Frau Steube, Sie schreiben Ihre Bücher unter dem Pseudonym "Barbara Boy" – Warum?

Gerlinde Steube: Der Verlag wollte gern etwas Einprägsames. Ich bin eine geborene Boy und habe vier Vornamen.

Sie haben 20 Jahre in Wollbach gelebt und waren bis 2008 als Pädagogin an Schulen und Förderzentren tätig – wie kamen Sie zur Schriftstellerei?

Steube: Es war mein Lebenstraum, doch stets schien anderes wichtiger: Familie, Studium, Beruf. Vor meinem 50. Geburtstag sagte ich: jetzt oder nie!

Nun leben Sie mit ihrem Mann in Berlin. Wie war der Wechsel vom Dorf ins Großstadtleben? Vermissen Sie etwas und, wenn ja, was?

Steube: Als Kind vom Lande brauche ich den Blick ins Grüne – hier war es die schöne Rhön, jetzt ist es der Grunewald. Trotzdem habe ich oft Heimweh nach Wollbach. Die Wärme der Dorfgemeinschaft, Freunde und Nachbarn, fehlt mir.

In dreien Ihrer Werke, ("Der Traumschuster", "Der Wolkenschmied" und "Liebe in Zeiten der Wende") beschreiben Sie die Situation in Ostdeutschland vor und nach dem Mauerbau sowie unmittelbar vor und nach der Grenzöffnung. Schildern Sie darin ihre eigenen Erfahrungen? 

Steube: Für viele Deutsche, welche die Zweistaatlichkeit erlebt haben, bleibt der Fall der Mauer als einer der schönsten Momente in Erinnerung. Die Schicksale der Menschen in West und Ost inspirieren mich. Darum wird es zu den beiden ersten Büchern eine Fortsetzung geben, basierend auf den persönlichen Erfahrungen anderer und so manchem unserer eigenen Erlebnisse hier in Unterfranken.

Der eher ernsten Thematik in Ihren Romanen stehen mit den amüsanten Kurzgeschichten in Ihrem Buch "Sex über sechzig" oder mit den Kurzkrimis in "Mord über sechzig" gänzlich andere Ansätze gegenüber. Was verbirgt sich dahinter?

Steube: Wenn ich an längeren Projekten arbeite, kommen mir oft neue Ideen, die einfach rausdrängen. Außerdem kann ich mich in verschiedenen Schreibstilen austoben, was viel Spaß macht. In der Erzählung, die dieses Jahr kommt, kämpft die alternde Diva mit dem Abkürzungswahn der heutigen Jugendsprache. OMG! ("Oh My God", Anmerkung der Redaktion).

Sie haben seit 2001 sechs Bücher veröffentlicht und sitzen bereits über dem nächsten. Sie schöpfen offenbar aus einer Quelle, die nie zu versiegen scheint. Was inspiriert Sie?

Steube: Die besten Einfälle bietet das alltägliche Leben. Oft reichen ein Wort, ein Blick oder eine Beobachtung. Manchmal fällt mir nur eine Überschrift ein. Daraus entwickelt sich dann die Story. Ich mag ernste Inhalte, erzählt mit Humor und Sprachwitz.

Geht das?

Steube: Ja! Die Leser brauchen Zuversicht.

Was erwartet die Gäste bei der Lesung in Wechterswinkel?

Steube: Allein durch den Titel der Filme "Fack ju Göthe" haben leider viele junge Leute die ablehnende Haltung übernommen. Goethes fantastische, spannende Erlebnisse in unserer heutigen Zeit bieten allen Lesern Neues: Geheimnisse, verbotene Liebe, sowie Erklärungen für Lücken in der Biografie.

Ihr Motto lautet: "Fantasien sind die Flügel fortschrittlichen Denkens." Was wollen Sie damit zum Ausdruck bringen?

Steube: Frühere Fantasien waren schließlich oft die Grundlage für heutigen Fortschritt. Zum Beispiel die Ikarus-Sage. Seit uralten Zeiten kursieren auch Geschichten über Zeitenwanderer.

Noch eine letzte Frage: Was würden Sie Menschen empfehlen, die davon träumen, schriftstellerisch tätig zu werden?

Steube: Sofort anfangen!

Im Anschluss an die Lesung gibt es Gelegenheit zum persönlichen Gespräch mit der Autorin. Da die Sitzplätze begrenzt sind, bittet Hausherrin Christiane Müller um Anmeldung unter Tel.: (09773) 8997034 oder per E-Mail an info@propstei-wechterswinkel.de

 
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