(pa) Knisternde Spannung im Saal. Mehr als 80 Augenpaare sind gebannt auf die Lippen von Gerlinde Steube gerichtet, die gerade erzählt, wie Gemma und ihre 18-jährige Tochter Antonia im August 1989 im strömenden Regen den eisernen Vorhang, sprich die österreichisch-ungarische Grenze, überwinden.
Packend und fesselnd, dramatisch und tragisch, aber auch voller heiterer Episoden ist ihr neues Buch „Wolkenschmied“, das sie unter ihrem Künstlernamen Barbara Boy veröffentlicht hat und aus dem die Wollbacherin im Alten Amtshaus las.
Ist das nun schriftstellerische Phantasie, oder ist es gar ihre eigene Vergangenheit, die da aus den Zeilen des Buches spricht? „Von alledem etwas“, gesteht sie am Ende des unterhaltsamen Abends. Nach ihrem Erstlingswerk „Traumschuster“, das vom Leben in den Anfangsjahren der Ostzone bis Ende der 60er Jahre berichtete, zeigt Gerlinde Steube diesmal nicht nur den Alltag in der ehemaligen DDR aus der Sicht ihrer Hauptperson Gemma, sondern führt auch das Innenleben der jungen Frau vor Augen.
Es ist nicht nur die Dramatik der Flucht, die „Scheißangst“, die man mit den beiden Flüchtlingen fühlt und die allein durch den unstillbaren Drang nach Freiheit verdrängt wird. Nicht nur die Auflehnung gegen die Teilung, die Bevormundung der Partei und die Präsenz der Sowjets, gegen das Gefühl der Ohnmacht, des Eingesperrtseins. Es sind auch die heiteren Abschnitte in diesem Buch, die dafür sorgen, dass man das 334 Seiten umfassende Werk nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Wolkenschmied ist im Axon Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich.