
Heimat ist ein Leitwort, das in Rhön-Grabfeld einen hohen Stellenwert hat. Überzeugen will der Landkreis mit Hightech, kultureller Vielfalt und ursprünglicher Natur. Für viele Jugendliche bedeutet Leben auf dem Land aber bisweilen Langeweile, einhergehend mit fehlender Mobilität. Tatsächlich entscheiden sich viele junge Menschen nach der Schule dazu, ihr ländliches Umfeld zu verlassen und stattdessen in eine Großstadt zu ziehen. Wie beurteilen junge Leute aus dem Raum Mellrichstadt die Situation? Wir haben uns umgehört.
Ein Wunsch: Treffpunkt für Juagendliche
Ein 14-Jähriger berichtet: "Ich finde es angenehm, dass es in Mellrichstadt meistens ganz ruhig ist. Ich mag es, nachmittags auch mal einen Spaziergang zu machen oder Fahrrad zu fahren. In Großstädten ist es sehr laut, deswegen finde ich es manchmal ganz schön, dass ich doch hier wohne. Meistens würde ich aber lieber in einer großen Stadt leben. In Mellrichstadt gibt es wenig zu tun. Ich würde mich sehr freuen, wenn die Downhill-Strecke besser ausgebaut wäre und es einen Treffpunkt für Jugendliche mit Motorrädern gäbe."
Der Gemeinschaftssinn in Mellrichstadt wird von vielen Jugendlichen geschätzt. In einer Kleinstadt bleibt man selten anonym. Die meisten Menschen kennen sich, was ein starkes Zusammengehörigkeitsgefühl schafft. Besonders Jugendliche profitieren davon: Man grüßt sich auf der Straße, Nachbarn helfen einander, und Veranstaltungen wie Fasching, Sportturniere oder Weihnachtsfeste fördern das soziale Miteinander.
Vereine spielen eine zentrale Rolle
Eine zentrale Rolle spielen Vereine. Fußball- oder Musikvereine sowie die Wasserwacht bieten nicht nur Freizeitmöglichkeiten, sondern auch die Chance, Freundschaften zu knüpfen und sich aktiv in der Gemeinschaft zu engagieren. Während in Großstädten solche Strukturen oft durch die Vielzahl an Angeboten in den Hintergrund treten, sind sie auf dem Land ein essenzieller Bestandteil des sozialen Lebens. Eine 13-Jährige erzählt: "Ich bin in ein paar Vereinen und es macht mir total Spaß, dort mit meinen Freunden zu sein. Ich treffe da viele Freunde aus meiner Schule, aber ich habe auch neue Leute kennengelernt."
Auch eine 16-Jährige hält Mellrichstadt für einen schönen Wohnort: "Ich finde die Ruhe in Mellrichstadt toll. Ich will, dass meine Kinder später auch so nah an der Natur groß werden und alle Leute um sich herum kennen."
Kaum Möglichkeiten, sich etwas dazuzuverdienen
Trotz dieser Vorteile kann die Abgeschiedenheit für junge Menschen auch zur Herausforderung werden, insbesondere im Hinblick auf Mobilität und die Chancen, nebenbei etwas Geld zu verdienen. Denn bei den Nebenjobangeboten sieht es für Jugendliche in Mellrichstadt eher schlecht aus, berichten einige. Während es in größeren Städten zahlreiche Möglichkeiten im Einzelhandel oder in der Gastronomie gibt, sind diese Chancen auf dem Land stark begrenzt, so die Erfahrung einer Jugendlichen.
Eine 17-Jährige will unbedingt aus Mellrichstadt wegziehen: "Ich wünsche mir viel mehr Möglichkeiten und mehr Freiheit in verschiedenen Aspekten meines Lebens. In einer großen Stadt wäre es deutlich einfacher für mich gewesen, einen Minijob zu finden. Ich musste sehr lange suchen, bevor ich endlich etwas gefunden habe. In einer Stadt hätte ich bestimmt nicht so lange suchen müssen."
Viele Jugendliche, weiß sie, möchten sich etwas dazuverdienen, sei es für den Führerschein, neue Kleidung oder einfach, um unabhängiger zu sein. Doch in kleinen Städten wie Mellrichstadt gibt es nur wenige Geschäfte, Restaurants oder Betriebe, die überhaupt Aushilfskräfte einstellen. Und selbst wenn es solche Gelegenheiten gibt, sind sie oft schnell vergeben.
Fehlende Mobilität ist ein großes Problem
Ein weiteres Problem ist die fehlende Mobilität. Ein 17-Jähriger erklärt: "Busse fahren oft nur wenige Male am Tag und sind meistens auf die Schulzeiten ausgerichtet. Wenn ich am Nachmittag oder Abend in eine etwas größere Stadt wie Bad Neustadt fahren möchte – sei es ins Kino, zum Sport oder um Freunde zu besuchen – habe ich häufig keine Möglichkeit, später wieder nach Hause zu kommen."