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Bad Königshofen
In den Staatsforsten: Mehr Bäume für besseres Klima
Junge Pflanzen müssen vor Wild-Verbiss geschützt werden, in Einzelfällen geschieht es durch Hüllen oder durch den Bau von Zäunen, besser ist eine angemessene Bejagung des Wilds, sagen die Waldbesitzer.
Foto: Regina Vossenkaul | Junge Pflanzen müssen vor Wild-Verbiss geschützt werden, in Einzelfällen geschieht es durch Hüllen oder durch den Bau von Zäunen, besser ist eine angemessene Bejagung des Wilds, sagen die Waldbesitzer.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:07 Uhr

Pro Jahr müsste Deutschland zwei Milliarden Bäume pflanzen, um seine momentanen Emissionen von 900 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr auszugleichen, das wären pro Kopf 25 Bäume. So könnte die CO2-Belastung schnell und effektiv abgesenkt werden, stellte Hans-Josef Fell, Präsident der Energy-Watch-Group, fest. Ministerpräsident Markus Söder will immerhin in den Bayerischen Staatsforsten in den nächsten fünf Jahren 30 Millionen Bäume pflanzen lassen, weil der Wald als Kohlenstoffspeicher eine Schlüsselrolle im Kampf gegen den Klimawandel spielt.

"Aus dem reinen Wirtschaftswald soll ein Klimawald werden. Statt zu verdienen wollen wir erhalten," sagt Söder. 756 235 Hektar Wald umfassen die Bayerischen Staatsforsten. Wie sollen die Pflanzungen in der Praxis ablaufen? Werden neue, zusätzliche Waldgebiete ausgewiesen? Der Leiter des Forstbetriebs der Bayerischen Staatsforsten in Bad Königshofen, Dr. Sebastian Höllerl, kann die Fragen beantworten. Er ist mit seinem Team zuständig für die Wälder, die dem Freistaat gehören, vom Main bis in die Hohe Rhön, das sind rund 14 000 Hektar.

Nachpflanzungen

Wie Höllerl vorrechnet, entfallen bei der Wald-Klimastrategie auf jedes Jahr sechs Millionen Bäume, davon werden, grob gerechnet, fünf Millionen sowieso nachgepflanzt, weil Bäume geerntet wurden, weil Sturmschäden und Schädlingsbefall ausgeglichen werden und weil auch in den Staatsforsten ein intensiver Waldumbau betrieben wird. Das Ziel sind klimatolerantere Mischwälder. Es bleibt also laut Plan pro Jahr eine Million, die zusätzlich gepflanzt werden soll. Dafür werden zwar auch einige neue Gebiete ausgewiesen, aber hauptsächlich werden die Folgen der Trockenheit aus den Jahren 2018 und 2019 aufgearbeitet und die Flächen, die durch Borkenkäfer oder andere Schädlinge dezimiert wurden, bepflanzt.

Eine Million zusätzliche Bäume in Bayern pflanzen, für diesen Plan werden neue Waldflächen angelegt.
Foto: Regina Vossenkaul | Eine Million zusätzliche Bäume in Bayern pflanzen, für diesen Plan werden neue Waldflächen angelegt.

Seit 2018 gilt für den Forstbetrieb in Bad Königshofen die neue Forsteinrichtung, das ist der Bewirtschaftungsplan für zehn Jahre (in den Gemeindewäldern sind es jeweils 20 Jahre). Die enormen Borkenkäferschäden im regenarmen Nordbayern führen dazu, dass die zusätzliche Pflanzung von einer Million Bäume überproportional dorthin wandern wird und das nicht erst im Jahr 2021, wie zunächst vorgesehen, sondern schon im jetzigen Winter. Der Forstbetrieb in Bad Königshofen hat gerade 35 000 Pflanzen bestellt, der Freistaat bezahlt.

Naturverjüngung

Eine Million Bäume – das hört sich viel an, ist aber angesichts der Tatsache, dass allein im Landkreis Rhön-Grabfeld in vier Jahren (2016 bis 2019) in den Gemeindewäldern rund 900 000 Bäume (Laubholz) gepflanzt wurden, nicht übermäßig viel. Auch diese Zahl muss im Verhältnis zur Baumentnahme gesehen werden. Erfasst sind durch das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt nur die Pflanzflächen, die bezuschusst wurden, erklärt der Abteilungsleiter des Forstamtes, Wilhelm Schmalen. Dazu kommen außerdem die Privatwälder und Genossenschaftswälder.

36 Prozent der Landkreisfläche im Landkreis Rhön-Grabfeld sind bewaldet. Was dort die Waldbesitzer viel lieber sehen als Pflanzungen durch Menschenhand, ist die Naturverjüngung – zumal es sie kostenfrei gibt. Während bei Pflanzungen durchschnittlich mit 5000 Pflanzen pro Hektar gerechnet wird, ist die Natur selbst sehr verschwenderisch: 50 000 bis 100 000 Pflänzchen können sich auf einem Hektar aus Samen entwickeln, die meisten davon gehen jedoch zugrunde wegen Licht-, Nährstoff- oder Wassermangel. "Die Natur selektiert hart", sagt Schmalen, allerdings setzen sich dann die Pflanzen durch, die mit den Bedingungen vor Ort am besten zurechtkommen. Voraussetzung für das Gelingen der Naturverjüngung ist die gute Zusammenarbeit mit den Jagdpächtern, man kann nicht überall Zäune errichten, um Verbiss zu verhindern.

Plan realistisch

Söders Plan hält Schmalen für realistisch, allerdings muss das Wetter mitspielen. Zum Glück hat es in den letzten Monaten auch in Unterfranken Niederschläge gegeben, aber das Grundwasser sei davon noch nicht ausreichend aufgefüllt worden. Immerhin seien die obersten Erdschichten feucht, sodass im Wald gepflanzt werden könne, solange es keinen Bodenfrost gibt.

CO2-Speicherung
Im Laufe seines Lebens speichert ein Baum - je nach Baumart - ungefähr eine Tonne Kohlenstoff. Beim Verbrennen oder Verrotten wird der gespeicherte Kohlenstoff wieder frei, wird das Holz zu Möbeln oder beim Hausbau verarbeitet, bleibt das CO2 darin gespeichert.
 
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