
Bislang gab es in Bayern lediglich zehn Kommunen, die Namensgeber für Kleinplaneten sind, darunter aus nächster Nähe Bamberg oder Sömmersdorf. Nun kam eine weitere Stadt hinzu: Im April diesen Jahres wurde ein Asteroid auf den Namen Bad Königshofen getauft. Der Kleinplanet mit dem Namen der Badestadt befindet sich momentan rund 580 Millionen Kilometer von der Erde entfernt, was fast dem vierfachen Erde-Sonne-Abstand entspricht. Wie es zu dieser „Asteroiden-Taufe“ kam, darüber berichteten vor wenigen Tagen im kleinen Kursaal der Entdecker und der Namensgeber des bislang nur durch die Nummer 435950 gekennzeichneten kleinen Himmelskörpers.
Fast 800 000 bekannte Kleinplaneten
Ausgespäht hat den Kleinplaneten der gebürtige Mannheimer Felix Hormuth, der viele Jahre als Amateurastronom an der Starkenberg-Sternwarte in Heppenheim aktiv war und heute wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Plank-Institut in Heidelberg ist. Hormuth wies vor rund 40 interessierten Zuhörern, darunter Bürgermeister Thomas Helbling, zunächst auf die erste Entdeckung eines Asteoriden im Jahr 1801 hin. Infolge der ständigen Weiterentwicklung der Teleskope und Aufnahmetechnik wuchs die Zahl der erfassten Asteoriden von Jahr zu Jahr rasant. Heute sind 794 832 Kleinplaneten bekannt, von denen 21 922 einen Namen tragen.
In Spanien Beobachtungen gemacht
Die Entdeckung des Kleinplaneten „Bad Königshofen“ gelang Felix Hormuth vor zehn Jahren, als er über einen längeren Zeitraum am Calar Alto Observatorium in Spanien arbeitete. Dort stehen mehrere riesige Teleskope, die zu den größten auf der Erde gehören. Dass es nach der Entdeckung des Himmelskörpers noch einige Jahre dauern sollte, bis er den Namen „Bad Königshofen“ bekommen sollte, lag daran, dass so eine Taufe gut begründet sein muss, bevor sie von der International Astronomical Union (IAU) genehmigt wird.
Asteroid ist 4,5 Milliarden ‚Jahre alt
Der Namensvorschlag stammt von Dr. Thomas Müller, der aus Birnfeld stammt und 1985 in der Badestadt sein Abitur machte. Müller ist seit vielen Jahren Wissenschaftler am Max-Plank-Institut für extraterrestrische Physik in Garching und mit Felix Hormuth schon seit längerem befreundet. In seinem Vortrag wies er zunächst darauf hin, dass es sich bei Asteoriden um Überreste aus der Zeit der Entstehung des Sonnensystems vor 4,5 Milliarden Jahren handelt, bevor er mit einigen interessanten Details über das „Bad Königshofen im Weltall“ aufwartete. So befindet es sich im Asteroidengürtel zwischen Mars und Jupiter und benötigt 5,45 Jahre für einen Umlauf um die Sonne.
Sehr kalte Oberfläche
„Auf dem Kleinplaneten ist mit einer Temperatur von minus 50 bis minus 100 Grad sehr kalt“ – mit dieser Information riet Müller von einem Besuch auf dem Kleinplaneten ab. Theoretisch wäre das durchaus möglich: Mit der heutigen Raketentechnik würde es nach seinen Berechnungen rund 300 Tage dauern, bis ein Raumschiff den Asteroiden erreichen würde. Ob denn von dem Himmelskörper, der einen Durchmesser von 3,4 Kilometer hat, eine Gefahr für die Erde ausgeht, wollte eine Zuhörerin noch wissen. Müller konnte die Dame beruhigen: In den nächsten 100 000 Jahren wird der Kleinplanet Bad Königshofen sicher nicht mit der Erde kollidieren.
Passender Stadtrundgang
Nachdem in der Begründung für die Taufe des Kleinplaneten Bezug auf die ehemalige sternenförmige Festungsmauer um die Stadt genommen wurde, lag es nahe, einen Spaziergang durch Bad Königshofen zu unternehmen. Am Morgen nach der Vortragsveranstaltung traf sich eine gemischte Gruppe von Königshöfern und Gästen mit Thomas Müller und Felix Hormuth im Klostergarten zu einem passenden Stadtrundgang, der von Wolfram Weigand geführt wurde. Dabei erfuhren die Teilnehmer, dass das Grabfeld schon seit Beginn der Jungsteinzeit vor 7000 Jahren besiedelt war, Bad Königshofen 741 erstmals urkundlich erwähnt wurde und sich in der jüngeren Vergangenheit zu einer lebendigen Schul- und Kurstadt entwickelt hat. Die Taufe eines Kleinplaneten auf den Namen Bad Königshofen veranlasste Weigand, an einen der berühmtesten und erfolgreichsten Söhne der Stadt zu erinnern: den Jesuiten Caspar Schott, der im 17. Jahrhundert wegen seiner Allround-Kompetenz in Naturwissenschaft, Technik und auch der Astronomie in ganz Europa geschätzt war. Auch das war für viele neu.