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MELLRICHSTADT
„Holzwurm“ feiert 30.
Freut sich seit drei Jahrzehnten auf die Gäste: Udo Karpenko feiert an diesem Samstag den 30. Geburtstag seiner Kneipe „Zum Holzwurm“ in Mellrichstadt.
Foto: Simone Stock | Freut sich seit drei Jahrzehnten auf die Gäste: Udo Karpenko feiert an diesem Samstag den 30. Geburtstag seiner Kneipe „Zum Holzwurm“ in Mellrichstadt.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:36 Uhr

Die Kneipe ist Kult. Seit 30 Jahren ist der „Holzwurm“ in der Bahnhofstraße ein Treffpunkt in Mellrichstadt. An diesem Samstag feiert Wirt Udo Karpenko das runde Jubiläum ohne große Fete. Denn am Faschingssonntag wird es ab Mittag wieder laut und voll werden im „Wurm“. Im Laufe des Jahres sind aber mehrere Aktionen geplant, um den 30. Geburtstag der Gaststätte gebührend zu feiern.

Startschuss für eine Erfolgsgeschichte

Wie viele Gäste Udo Karpenko in den vergangenen drei Jahrzehnten bewirtet hat, hat er nie gezählt. Als der gelernte Schreiner – nomen est omen – am 25. Februar 1987 den „Holzwurm“ eröffnete, fiel der Startschuss für eine Erfolgsgeschichte in der einstigen Bahnhofskneipe, die zuvor lediglich durch häufige Pächterwechsel von sich reden gemacht hatte. Vor allem an Heiligabend und am Faschingssonntag gilt der „Wurm“ als beliebte Location, um zu feiern und alte Freunde zu treffen.

Vom Schreiner zum Kneipier

Dass er 30 Jahre als Kneipier in Mellrichstadt arbeiten wird, hatte sich der gebürtige Bad Neustädter nicht träumen lassen, als er an den Start ging. Mit 18 Jahren war er nach Berlin gezogen, ein Jahr später verschlug es ihn nach Saudi-Arabien, wo er vier Jahre lang als Logistiker beim Holzmann-Konzern an einem 2,2-Milliarden-Dollar-Projekt mitarbeitete. Mit Mitte Zwanzig verschlug es ihn der Liebe wegen zurück in die Rhön. Karpenko arbeitete als Schreiner bei verschiedenen Firmen im Landkreis, bis ihn der Mellrichstädter Gerhard Moritz auf die Idee brachte, eine Kneipe zu eröffnen.

Schnee schippen vor der Eröffnung

Das Pub Piano am Bahnhof – zuvor hieß die Gaststätte Hotel zur Post und Bahnhofshotel – war gerade frei, Besitzer Dieter Leipold aus Ostheim suchte einen Pächter. Karpenko stieg ein und richtete den Gastraum 1986 mit Hilfe seiner Eltern und Schreinerkumpels her. Er erinnert sich noch genau: „Damals war ein harter und schneereicher Winter, wir müssten manchmal die Eingangstür freischaufeln, um in die Kneipe zu kommen.

“ Ein Name für die Gaststätte war schnell gefunden: „Zum Holzwurm“ – weil so viele Holzwürmer daran gearbeitet haben. Das Jungvolk aus Stadt und Umland machte es sich gern im „Wurm“ gemütlich, spielte eine Runde Billard, Tischfußball oder Kniffel oder kam einfach auf ein Schwätzchen mit Freunden vorbei.

Neues Mobiliar und ein Biergarten

Nach 17 Jahren, im Jahr 2004, kaufte Udo Karpenko das Haus und begann, die Kneipe peu a peu herzurichten. Die Gäste aus fast zwei Jahrzehnten hatten ihre Spuren hinterlassen, für den Gastraum gab es neues Mobiliar und neue Toiletten wurden eingerichtet. Den Außenbereich hat der Kneipier zum gemütlichen Biergarten umgewandelt, seit 2006 wärmt zudem ein großer Holzofen aus Rhöner Bruchsteinen die Gäste und sorgt für behagliches Ambiente.

Dennoch: Am über 100 Jahre alten Gebäude gibt es immer etwas zu tun. Udo Karpenko renoviert es Zug und Zug, nach seinen Möglichkeiten. Im vergangenen Sommer hat er den Vorplatz mit 12 000 Pflastersteinen und einer Bruchsteinmauer schön gestaltet. Heuer sind Arbeiten am Haus selbst geplant.

Prägende Erlebnisse

In den 30 Jahren seines Kneipier-Daseins hat der Mittfünfziger viel erlebt. Damals wie heute ist er nicht nur Wirt, sondern auch Seelentröster und Ratgeber für seine Gäste. Es ist die Vielfalt der Menschen, die er trifft, die vielen Geschichten, die die Leute erzählen, was ihn noch immer an seinem Beruf fasziniert. „Ich könnte ein Buch über meine Erlebnisse schreiben“, sagt er lachend. Dazu gehört auch folgende Schote: „An einem verregneten Faschingssonntag kam ein Gast herein und sagte, dass er sein Pferd im Hof angebunden hat. Bei dem Wetter konnten wir das Tier doch nicht draußen stehen lassen“, erzählt Karpenko augenzwinkernd. Kurzerhand bekam der Vierbeiner einen Platz am Tresen. Dann stand im wahrsten Sinne des Wortes ein Pferd auf dem Flur.

Wandel der Kneipenkultur

Dass heute die Kneipenkultur eine ganz andere ist als vor 30 Jahren, steht außer Frage. Mehrere Gesetzesänderungen und der Wandel in der Gesellschaft haben auch dazu beigetragen, dass die Gaststätten heute nicht mehr so gut gefüllt sind wie noch in den 80er- und 90er-Jahren. „Früher gab es viele große Cliquen, die sich in der Kneipe trafen, die Geselligkeit wurde gepflegt.

Heute sind die Leute lieber digital unterwegs“, so Karpenko. „Da gibt man eher Geld fürs Handy aus.“ Zudem hat die Einführung des Rauchverbots Gäste gekostet. Und auch die Tatsache, dass die Leute aus dem Umland mit dem Auto zur Kneipe fahren müssen, sieht der Wirt als einen Grund, warum die klassische Kneipe heute nicht mehr den Stellenwert hat wie früher. „Hier gibt es abends keine öffentlichen Verkehrsmittel, und wer ohnehin Auto fährt, sucht sich dann eher Szene-Treffs in größeren Städten aus.“

Stammgäste seit 30 Jahren

Einige Stammgäste halten dem „Wurm“ seit 30 Jahren die Treue. Und das Publikum ist heute gemischter als früher. Udo Karpenko will seiner Linie jedenfalls weiter treu bleiben. „Ich bin der einzige Wirt im Landkreis, der so lange eine klassische Kneipe betreibt“, sagt er. Früher gab es viele Szene-Treffs im Landkreis, etwa den Felsenkeller in Ostheim, die Kaiserburg in Salz oder das Kanapee in Hohenroth. Der „Holzwurm“ hat bislang alle Stürme überdauert, auch wenn die Zeiten manchmal hart sind. „Aber wenn du so etwas machst, dann mit dem Herzen und nicht des Profits wegen“, sagt Udo Karpenko.

Tolle Nachbarn

Stolz ist er auf das herzliche Verhältnis zu den Nachbarn. „Wir pflegen ein gutes Miteinander und können immer miteinander reden.“ Dafür ist er dankbar, ebenso für die Unterstützung von Mutter Agnes, die auch mit 81 Jahren hilft, wo immer es geht. Fortsetzen will er das Holzwurm-Quiz, das sich als Publikumsmagnet etabliert hat, und auch die Reihe „Bandwurm“, die Johannes Haaf in der Kneipe veranstaltet, soll weitergehen. Udo Karpenko hat einiges vor im Jubiläumsjahr.

Geöffnet ist der „Holzwurm“ Montag, Donnerstag und Samstag ab 19 Uhr, Sonntag ab 17 Uhr. Dienstag und Mittwoch ist Ruhetag.

 
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