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OBERELSBACH
Heidelsteinfeier: Beim Wandern erlebt man Natur hautnah
Andächtig lauschten die Teilnehmer der Gedenkfeier den Worten von Rhönklub-Präsident Jürgen Reinhardt und Gedenkredner Jürgen Gossler.
Foto: Marc Huter | Andächtig lauschten die Teilnehmer der Gedenkfeier den Worten von Rhönklub-Präsident Jürgen Reinhardt und Gedenkredner Jürgen Gossler.
Marc Huter
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:27 Uhr

Die Inschrift auf dem Stein des Ehrenmals kündet noch von den während der beiden Weltkriege gefallenen Rhönklubmitgliedern, zu deren Ehre die Gedenkstätte einst errichtet wurde.

Große Resonanz der Wanderfreunde

Heute ist die Heidelsteinfeier am dritten Sonntag im September eine Andacht für alle verstorbenen Rhönklubmitglieder. Die besondere Bedeutung der Tradition kann man Jahr für Jahr aufs Neue spüren. Entsprechend groß war das Interesse der Wanderfreunde aus Bayern, Hessen und Thüringen bei der 94. Auflage der Heidelsteinfeier. Mit Pfarrer Jürgen Gossler aus Hünfeld hatte der Hauptvorstand des Rhönklubs einen brillanten Redner gefunden.

Die Natur im Spiegel von Glauben und Wissenschaft

„Schöpfungsglaube und Weltgestaltung“ – dieses Thema hatte sich Pfarrer Gossler ausgesucht. Im ersten Teil seines Vortrags sprach er über den biblischen Schöpfungsglauben und sein Verhältnis zu naturwissenschaftlichen Erklärungen der Weltentstehung. Im zweiten Teil führte er aus, welche Konsequenzen der Schöpfungsglaube für die Art und Weise hat, wie wir die Welt, in der wir leben, gestalten können.

Überzeugend stellte Gossler dar, warum man beide Geschichten von der Entstehung der Welt, die biblische Schöpfungsgeschichte und die naturwissenschaftliche Erklärung „getrost nebeneinanderstehen lassen kann“. Die biblische Schöpfungsgeschichte verbinde naturwissenschaftliche Kenntnisse der damaligen Zeit mit dem Glauben daran, dass die Welt kein Produkt des Zufalls, sondern die Schöpfung Gottes ist.

Vom Chaos am Anfang

Prägnant führte Gossler grundlegende Gemeinsamkeiten der beiden Erklärungen für die Entstehung der Welt auf: In beiden Geschichten habe die Welt einen „Anfang“, des Weiteren herrsche in beiden Geschichten zu Beginn Chaos, das Leben habe sich jeweils stufenweise entwickelt, die Schöpfung sei in beiden Geschichten gekennzeichnet durch eine Vielfalt verschiedener Arten von Lebewesen und eine ganz besondere Stellung in dem gesamten „wunderbaren“ ökologischen System habe der Mensch.

Mit dieser besonderen Stellung des Menschen knüpfte Gossler an den zweiten Teil seines Vortrags an: Nämlich der durch Gottes Schöpfung gegebenen Aufgabe des Menschen, dafür zu sorgen, dass das komplexe ökologische System, welches wir „Natur“ nennen, intakt bleibt. „Es ist unsere Aufgabe, die Natur zu schützen.“ In der Bibel erhalten die Menschen den Auftrag, die Erde zu bebauen und zu bewahren. „Wir müssen die Erde so bebauen, dass sie sich immer wieder regenerieren kann.“ Kein Mensch könne alleine die Welt retten und sie vor einer ökologischen Katastrophe bewahren. „Aber jeder kann dazu etwas beitragen an dem Ort, an dem er lebt.“

Umweltschutz seit 141 Jahren

Für die Mitglieder des Rhönklubs sei nach den Worten Gosslers dies nichts Neues. Seit der Gründung des Rhönklubs vor 141 Jahren haben sich dessen Mitglieder dem „Umweltschutz“, der Erhaltung der wertvollen Natur und des Kulturlandes sowie dem Schutz seltener Pflanzen, Tiere und Kulturen verschrieben. Und eben: Nur beim Wandern erlebe man die Kostbarkeit und Schönheit der Natur hautnah. Man spüre dabei, wie man selbst ein Teil der Natur ist. „Und wer das beim Wandern immer wieder hautnah erlebt, dem wird auch das ein Anliegen sein.“

Totengedenken und Kranzniederlegung für alle verstorbenen Rhönklub-Mitglieder fanden zu den Klängen der Trachtenkapelle Oberelsbach unter der Leitung von Albrecht Euring statt. 289 Mitglieder sind in diesem Jahr gestorben. Stellvertretend wurden einige Namen genannt. „Jedes Jahr beim Verlesen der Namen merken wir, dass immer mehr Wanderfreunde unseres persönlichen Umfelds genannt werden“, stellte Jürgen Reinhardt fest.

Zur Bewirtung ging's ins Tal

Zum Schluss der Gedenkfeier dankte der Rhönklubvorsitzende nicht nur allen Teilnehmern, die die Tradition Jahr für Jahr in Ehren halten, für die angemessene Feierstunde, sondern auch der Trachtenkapelle Oberelsbach für die einfühlsame musikalische Umrahmung, der Bergwacht für die Absicherung sowie Personen wie Alois Weber vom Rhönklub-Zweigverein Oberelsbach, der am Morgen der Heidelsteinfeier das Grundstück um das Ehrenmal mäht. Der Rhönklub-Zweigverein Wüstensachsen sorgte im Anschluss für die Bewirtung der Gäste im Tal.

Schöpfungsglaube und Weltgestaltung: Der evangelische Pfarrer Jürgen Gossler aus Hünfeld hielt in diesem Jahr die Gedenkrede zur 94. Heidelsteinfeier.
Foto: Marc Huter | Schöpfungsglaube und Weltgestaltung: Der evangelische Pfarrer Jürgen Gossler aus Hünfeld hielt in diesem Jahr die Gedenkrede zur 94. Heidelsteinfeier.
 
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