Noch ein paar Wochen, und Großbardorf ist um eine kleine Attraktion reicher, die zudem noch einen historischen Hintergrund hat. Nahe dem Wasserspielplatz am Dorfrand, in unmittelbarer Nähe des Aalbaches soll der Schöpfbrunnen wieder aufgebaut werden, der bis zum Jahr 2018 vor dem Haus in der Stockgasse 3 stand und im Dorf nur der Stock's-Brunnen genannt wurde. Wie lange er dort stand, darüber können Bürgermeister Josef Demar und der ehemalige Gemeinderat Stefan Ziegler, der die Initiative zum Wiederaufbau gestartet hat, nur mutmaßen. Mehrere 100 Jahre dürfen es schon gewesen sein, glauben die beiden. Aufzeichnungen im Gemeindearchiv gibt es nicht dazu. Sicher ist er aber viel älter als ein Schwarz-Weiß-Foto von 1930, das den Brunnen als einziges bekanntes Bilddokument am linken unteren Bildrand zeigt.
Bis zum Ende der 60er-Jahre war der Brunnen noch funktionstüchtig
2018 musste der Brunnen einer Baumaßnahme weichen, wie Stefan Ziegler, der sich mit der Geschichte dieser Wasserversorgung befasst hat, in seinen Aufzeichnungen festhält. Auf Wunsch der Bürger wurden die Sandsteinbauteile durch die Gemeinde gesichert und für einen Wiederaufbau eingelagert. Der Stockbrunnen war als Schöpfbrunnen mit einer Rohrwippe und einem Schöpfeimer ausgestattet, mit dem in der Nähe des Dorfgrabens, aus dem anstehenden Grundwasser, das Wasser für Mensch und Tier geschöpft wurde. Dies war so, bis im Rahmen der Elektrifizierung und die Verwendung von elektrischen Pumpen das teilweise mühsame Wasserholen ein Ende fand, schreibt Ziegler. Ältere Anwohner können sich daran erinnern, dass bis Ende der 60er-Jahre die Schöpfvorrichtung noch funktionstüchtig war.
Mit dem Bau der zentralen Wasserversorgung, Anfang der 70er-Jahre war dann die Nutzung des Brunnens nicht mehr notwendig. Er geriet in Vergessenheit. Seinen Namen hatte der Brunnen wohl durch den Familien- und Hausnamen „Stock“, da das sogenannte „Stock’s-Haus“ (Stockgasse 2) sich schräg gegenüber des ehemaligen Standortes befindet, wie Ziegler herausgefunden hat.
Willkommene Abkühlung am Brunnen nach heißen Fußballspielen
Noch sehr lebendige Erinnerungen hat Bürgermeister Josef Demar an den Brunnen, als der noch Wasser führte. Nicht selten trafen sich die Dorfkinder in der Stockgasse zum Fußballspielen. Nach hitzigen Spielen kam der Brunnen zum Abkühlen und Durststillen gerade recht. Zuvor wurden beim Bäcker noch zwei Päckchen Brause gekauft, deren Inhalt in einen Blecheimer voller Wasser geschüttet wurde. "Das Schildchen am Brunnen, dass es sich hier um kein Trinkwasser handelte, hat uns nicht gestört", schmunzelt Demar, als er die Geschichte erzählt.
Im Rahmen der Renaturierung des Dorfgrabens im Bereich der Mühlstraße wurde durch die Gemeinde 2021 ein Wasserspielplatz angelegt. Dieser Standort wurde nun durch den Gemeinderat als geeignet für den Wiederaufbau des historischen Brunnens angesehen. Bei den bisherigen Arbeiten mitgeholfen hat auch der Maurerpolier Wolfgang Jundel mit Rat und Tat. Die gut 12 000 Euro, die die Verlegung des Brunnens kostet, werden zu gut 80 Prozent über das Regionalbudget der Grabfeldallianz bezuschusst. Im Rahmen der integrierten ländlichen Entwicklung ILE stehen heuer und die nächsten beiden Jahre noch jeweils 100 000 Euro zur Förderung von Kleinprojekten zur Verfügung. Jetzt hofft Ziegler, dass die Kinder neben ihrem Spaß am Spielplatz auch eine Ahnung davon bekommen, wie die Wasserversorgung vor dem Zeitalter der automatischen Wassermischbatterie funktioniert hat.