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FLADUNGEN
Grenzturm am Dreiländereck soll Treppe bekommen
Besucherziel von geschichtlicher Bedeutung: Wanderer am Dreiländereck begutachten gerne den alten Grenzturm bei Frankenheim. Pensionsbetreiber Jens Graf aus Birx hat den Turm gekauft. Er soll im nächsten Jahr saniert und begehbar gemacht werden.
Foto: Gerhard Fischer | Besucherziel von geschichtlicher Bedeutung: Wanderer am Dreiländereck begutachten gerne den alten Grenzturm bei Frankenheim. Pensionsbetreiber Jens Graf aus Birx hat den Turm gekauft.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:44 Uhr

Eisig, beißend pfeift der Wind am Dreiländereck. Dick eingepackt machen sich dennoch Menschen auf den Weg, um den Winterwanderweg Richtung Frankenheim in Thüringen zu gehen. Schnell kommt der alte Grenzturm in Sichtweite. Hier hat der Eiserne Vorhang Europa zerrissen und Deutschland in zwei Teile getrennt.

Der Turm trägt die Zeichen der Verwitterung. Aber die tragische Geschichte der deutschen Teilung wird beklemmend lebendig. Teile des alten Kolonnen-Weges sind zu sehen und Stücke der zwei Grenzzäune inklusive des bundesrepublikanischen Grenzpfostens.

Beliebte Grenzwanderungen

Eine ganz besondere Beziehung zu dem Areal hat Jens Graf. Seit 1992 führt er mit seiner Frau Ulrike im thüringischen Birx die „Pension Dreiländereck“. Der 50-Jährige hat die Zeit der Teilung noch sehr bewusst erlebt. Das Interesse an der Geschichte ist in den vergangenen Jahren so gewachsen, dass er seit fünf, sechs Jahren für seine Gäste thematische Grenzwanderungen anbietet. Auch Bürger aus dem bayerischen und hessischen Umland nehmen immer wieder gerne daran teil. Sie erfahren bei unterschiedlichen Touren Interessantes zum Leben im Grenzgebiet.

Vor einigen Monaten hat sein Faible für die deutsch-deutsche Historie eine neue Dimension erreicht. „Ich habe vor zwei Jahren den Grenzturm gekauft und werde ihn sanieren lassen“, erklärt Graf. Erworben hat er ihn kurioserweise vom Freistaat Bayern, denn dort erfolgte der Grundbucheintrag für die Fläche.

Sanierung mit Fördermitteln

„Der Turm darf nicht noch mehr verwittern, sonst muss man ihn irgendwann aufgeben“, so Graf. Er setzt sich für die Sanierung ein und will über ein LEADER-Projekt der Region Henneberger Land in Thüringen die Finanzierung sichern.

Der Wachturm soll nicht nur Außen und Innen einen neuen Anstrich bekommen, sondern auch mit einer Treppe ausgestattet werden, damit Besucher den Turm auch erklimmen können. Errichtet wurde er zu DDR-Zeiten mit vier versetzten Etagen, die über Leitern von den Grenzsoldaten erreicht wurden. Zu sehen ist auf dem Turmdach noch das Gehäuse des Suchscheinwerfers. „Aber eine Birne ist da nicht mehr drin“, weiß Graf. „Das Dach ist undicht, es tropft furchtbar bei Regen“, so der Thüringer Pensionsbetreiber. Er rechnet mit rund 60 000 Euro Sanierungskosten.

Touristischer Anziehungspunkt

Der Turm hat einen gewissen touristischen Wert für die Region. Auch dem Landkreis Rhön-Grabfeld ist der Erhalt der Anlage wichtig, zumal der Winterwanderweg vom Parkplatz Dreiländereck am Schwarzen Moor auf bayerischer Seite ja zum Grenzturm führt. „Ich saß schon hier in der Pension mit Landrat Thomas Habermann und unserem Ex-Landrat Peter Heimrich zusammen, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten“, erklärt Graf.

Auch der Naturpark Bayerische Rhön und das Biosphärenreservat werben mit Grafs Grenzwanderungen, an denen teilweise 30, 40 Interessierte teilnehmen. „Der Kalte Krieg wird ja am Point Alpha erklärt. Hier erzählen Menschen aus dem alltäglichen Leben an der Grenze“, betont der Geschichtsinteressierte.

Echter Trabi und DDR-Uniform

Ganz besonders freut ihn, dass bei den Wanderungen praktisch jedes Mal Manfred Greck aus Ostheim mit von der Partie ist. Er fährt dann in DDR-Uniform und im echten Trabi vor und sorgt für Realismus.

Nicht nur den Grenzturm will der Gastronom aus Birx renovieren. Nebenan ragt ein Hügel auf, das ist das ehemalige Wasserbassin des so genannten Hellmuth-Lagers des Reichs-Arbeits-Dienstes aus der Nazizeit. Den Hügel hatten die DDR-Grenzer genutzt, um zuerst eine Beobachtungshütte zu errichten. „Grenzzaun und Grenzturm wurden ja erst 1978 hier gebaut“, erklärt Jens Graf.

Sanierungsbeginn 2020

Am Wachturm ist ein Plakat angebracht, in dem die anstehende Sanierung für 2019 angekündigt wird. „Die Mühlen mahlen doch etwas langsamer. Wir werden dieses Jahr den LEADER-Antrag abwickeln, Baubeginn ist dann 2020“, korrigiert Graf die Angaben auf dem Turm-Plakat.

Bis dahin wird er weiter seine Grenzwanderungen anbieten, mit Gästen aus Bayern, Thüringen und Hessen. „Wir sind doch alle Rhöner“, sagt Jens Graf. Im 30. Jahr des Mauerfalls ein wichtiger Satz.

Die Birxer Grenzwanderungen

Birx wurde bereits 783 urkundlich erwähnt. Nach alten Überlieferungen kaufte Graf Berthold von Henneberg 1302 Wald, Wiesen und Wege nebst Zinsen von dem Kapital zu Würzburg für 150 Heller. Am Dreiländereck von Bayern, Hessen und Thüringen gelegen war Birx seit 1945 direkt an der innerdeutschen Grenze, nur 200 Meter von Hessen und 500 Meter von Bayern entfernt. Bis 1989 lag Birx im 500-Meter-Sperrgebiet. Alte Relikte dieser Grenze findet man noch heute. Jens Graf, Betreiber der Pension „Dreiländereck“ in Birx, bietet regelmäßig Wanderungen entlang der Grenze an zu Stacheldraht und Betonpfosten, zur alten Birxer Mühle, die 1962 abgerissen wurde.

Termine für die Wanderungen 2019, jeweils Samstag ab 10 Uhr: 11. Mai; 15. Juni; 13. Juli; 14. September; 5. Oktober. Anmeldung unter Tel. (0 36 94 6) 31 45 5. www.pension-dreilaendereck.de

Erschreckend durchdacht: Eine Tafel nahe dem Dreiländereck erklärt, wie die deutsch-deutsche Grenze mit Wachtürmen, Sperranlagen und Zäunen zu einem praktisch unüberwindbaren Hindernis gemacht wurde.
Foto: Gerhard Fischer | Erschreckend durchdacht: Eine Tafel nahe dem Dreiländereck erklärt, wie die deutsch-deutsche Grenze mit Wachtürmen, Sperranlagen und Zäunen zu einem praktisch unüberwindbaren Hindernis gemacht wurde.
Ein beliebter Winterwanderweg passiert die Restbestände der ehemaligen Grenzanlage am Dreiländereck bei Fladungen.
Foto: Gerhard Fischer | Ein beliebter Winterwanderweg passiert die Restbestände der ehemaligen Grenzanlage am Dreiländereck bei Fladungen.
Jens Graf, Pensionsbetreiber aus Birx in Thüringen, hat den alten Grenzturm erworben. Mit einem Plakat kündigt er die Sanierung des Mahnmals an. Foto Gerhard Fischer
| Jens Graf, Pensionsbetreiber aus Birx in Thüringen, hat den alten Grenzturm erworben. Mit einem Plakat kündigt er die Sanierung des Mahnmals an. Foto Gerhard Fischer
 
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