Auch innerhalb des Imkervolks geht es mitunter giftig zu. Derzeit tobt ein heftiger Streit zwischen dem Rhön-Grabfelder Kreisverband und dem Imker-Landesverband. Peter Maske aus Schwarzach, Vorsitzender des Bezirksverbands der Imker, spricht gar von „Aufrührern“ in Rhön-Grabfeld. Wie es künftig mit dem Kreisverband vor Ort und den circa 370 Mitgliedern weitergeht, ist offen.
Anlass für die Unruhe ist der Sturz der Rhön-Grabfelder „Imker-Königin“ Annette Seehaus-Arnold (Burglauer). Die Kreisvorsitzende war beim Bayerischen Imkertag in Hof im September wegen „verbandsschädlichen Verhaltens“ – so erläutert es Bezirks-Vorsitzender Peter Maske auf Anfrage dieser Redaktion – vom Landesverband Bayerische Imker (LVBI) ausgeschlossen worden.
Im Landkreis Rhön-Grabfeld kennt man die Imker-Chefin als engagierte Streiterin für ihre Bienen. Ob es um Vorträge, Podiumsdiskussionen oder die Verwirklichung von Leuchtturm-Vorhaben wie dem Blühstreifen-Projekt ging: Seehaus-Arnold kämpfte in erster Reihe. „Sie macht einen super Job, genießt einen hervorragenden Ruf. Andere Kreisverbände würden sich solch eine Vorsitzende wünschen“, erklärt ihr stellvertretender Kreisvorsitzender Heinz Endres (Hohenroth).
Weshalb dann das Ausschlussverfahren gegen Seehaus-Arnold? Stein des Anstoßes im Landesverband waren wohl Rundbriefe des sogenannten „Imkernetzwerkes Bayern“, die Seehaus-Arnold als Mitherausgeberin mitverantwortete. Darin wurde die Arbeit des Deutschen Imkerbundes und des Landesverbands bayerischer Imker mehrfach kritisiert.
Der Landesverband habe Seehaus-Arnold „mehrmals Brücken gebaut“ und „zig Gesprächsangebote“ gemacht, erklärt Peter Maske. Sie habe sich von diesen Aussagen aber nicht „distanzieren“ wollen. „Der Bezirk braucht einen loyalen Kreisverband“, konstatiert der Bezirksvorsitzende Maske. „Der Ausschluss ist rechtlich nicht haltbar“, ist sich Annette Seehaus-Arnold sicher. „Schließlich wurde reine Kritik geäußert. Das ist kein Grund jemanden auszuschließen.“ Derzeit lasse sie sich anwaltlich beraten, erklärt sie auf Anfrage.
Seehaus-Arnolds Kritik
Besagte Kritik am Verband wiederholt sie gegenüber dieser Redaktion. Konkret bezieht sie sich auf den Wachsskandal im Jahr 2016, als gefälschte Wachs-Mittelwände im Umlauf waren, an denen viele Bienenvölker zugrunde gingen. „Da hat der Verband versagt, weil er uns nicht informiert hat.“ Obwohl das Ministerium die Verbände bereits im Sommer 2016 in Kenntnis gesetzt habe, so Seehaus-Arnolds Vorwurf, sei beim Bayerischen Imkertag im September 2016 kein Wort über verfälschtes Wachs verloren worden. „Hätte man informiert, wären viele Völker heute noch am Leben“, ist Seehaus-Arnold überzeugt.
Vollzogen wurde Seehaus-Arnolds Ausschluss 2018 übrigens gegen ein einstimmiges Votum der Ortsvereinsvorsitzenden des Rhön-Grabfelder Kreisverbandes. Im Juli, damals hatte sich ein entsprechendes Ausschluss-Bestreben des Landesverbandes bereits abgezeichnet, hatten sich die Vertreter der acht Ortsvereine in einer außerordentlichen Vertreterversammlung noch einmal einstimmig für Seehaus-Arnold ausgesprochen.
„Ich klebe nicht am Amt“, hatte Seehaus-Arnold bei dem Juli-Treffen den Vertretern der Ortsverbände gesagt. Sie wolle keine Spaltung. 2014 habe sie einen in Kleinkriegen verstrickten Kreisverband übernommen und diesen zusammengeschweißt. Das wolle sie nicht aufs Spiel setzen. „Ich gebe mein Amt frei.“ Doch die Vertreter lehnten dankend ab, wie sie erinnert. Stattdessen stellten sie sich geschlossen hinter sie.
Eine Geschlossenheit, von der Bezirksvorsitzender Peter Maske glaubt, dass sie inzwischen bröckelt. Er setzt darauf, dass ein Teil der Ortsvereine Rhön-Grabfelds in Bälde auf eine außerordentliche Vertreterversammlung mit Neuwahlen hinwirkt. 30 Prozent müssten diesen Wunsch äußern, sagt er. Maske ist optimistisch diese zu erreichen.
Schriftlich will der Bezirksvorsitzende die Rhön-Grabfelder Mitglieder in den nächsten Tagen über Erfolge des Verbands informieren und über Vorteile der Mitgliedschaft sprechen. Er nennt beispielsweise das Markenzeichen, das nur Verbandsmitglieder auf dem Honigglas führen dürften, und Förderansprüche, die mit der Verbandsmitgliedschaft einhergehen.
Eine außerordentliche Mitgliederversammlung, zu der Bezirksvorsitzender Maske, am 18. November in Rhön-Grabfeld eingeladen hatte, werde er wieder absagen. „Ich will den Aufrührern kein Podium bieten“, so seine Erklärung. „Er war gar nicht berechtigt, eine Mitgliederversammlung einzuberufen“, widerspricht stellvertretender Kreisvorsitzender Heinz Endres.
Seehaus-Arnold selbst empfindet sich nach wie vor als Vorsitzende der Imker in Rhön-Grabfeld. Dieses Gefühl sieht ihr Stellvertreter Heinz Endres auch rechtlich untermauert. Per Vorstandsbeschluss des Kreisverbands sei sie am 30. September wieder als Kreis-Vorsitzende eingesetzt worden, erklärt Endres. Dazu berechtige die Satzung.
Weiter sei im Rahmen einer außerordentlichen Vertreterversammlung am selben Tag einstimmig beschlossen worden, die Satzung zu ändern und den Kreisverband verbandsunabhängig zu machen und für alle Verbände und auch für verbandslose Imker zu öffnen, so Endres weiter. Die Satzungsänderung müsse noch von den Mitgliedern abgesegnet und beim Registergericht angemeldet werden.
Spaltung, Öffnung, Abkapselung?
Die Zukunft des Kreisverbands steht also in den Sternen. Denkbar sind beispielsweise eine Spaltung des Kreisverbands, die Abkapselung vom Landesverband, eine Art Öffnung für verschiedene Verbände oder einfach die Etablierung einer neuen Führungsriege für den Kreisverband.
„Es ist eine Farce“, findet Annette Seehaus-Arnold. Der Platz, den der interne Imker-Streit in den Medien einnimmt, sollte den Bienen gewidmet werden, das wäre ihr Wunsch. „Ihnen muss geholfen werden. Ihnen geht die Nahrungsgrundlage aus.“
Seien es die Varroamilbe oder der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft – die Bienen haben eigentlich schon genug Probleme, da braucht es nicht noch einen Streit unter den Bienenstockinhabern.
Es gibt bereits Verbesserungen in der Landwirtschaft und auch Verbesserungen im Kampf gegen die Varroamilbe. Darüber wird in der Fachpresse immer wieder berichtet, doch es muss auch gelesen werden! Peter Maske, Präsident des Deutschen Imkerbundes e.V.