Auf ebener Strecke schnurrt er wie ein Kätzchen, er ist leise. Das Rumoren des Diesels fehlt, die Bewegungen muten geschmeidiger an – das Fahrgefühl im neuen Elektrobus der Nessi-Linie ist im Vergleich zu Dieselbussen ein anderes.
Nicht nur für die Fahrgäste, auch Busfahrer André Reiher musste sich umstellen. Was ist anders? Gewöhnungsbedürftig findet er, dass der Elektrobus leicht bremst, wenn der Fahrer vom „Gas“ geht. Die Bremskraft wird zum Aufladen der Batterien gebraucht.
Vorausschauende Fahrweise
Reiher muss viel vorausschauender fahren und feiner reagieren, sagt er. Denn der Bus soll im Verkehr mitfließen. Abrupt beschleunigen oder abbremsen, ist nicht so gut. Der Fahrer und einige Kollegen wurden in den vergangenen Wochen auf dem neuen E-Bus geschult und haben sich mit der Technik vertraut gemacht.
Zusammen mit seinem Teamchef Michael Müller vom OVF chauffiert André Reiher die Gäste bei der Probefahrt, zu der Stadtwerke-Chef Ulrich Leber und Bürgermeister Bruno Altrichter eingeladen haben.
Gewählt hat Leber die Nessi-2-Strecke (Rhön-Klinikum/Neuhaus – Busbahnhof – Marktplatz – Bahnhof – Rhön-Klinikum/Herschfeld), die der Elektrobus, sobald er offiziell in Betrieb genommen ist, bedienen wird.
Eine anspruchsvolle Strecke
Das ist eine anspruchsvolle Strecke. 32-mal am Tag muss der Elektrobus die steile Strecke hoch zum Rhön-Klinikum und wieder runter. Das ist ein Tagespensum von 240 Kilometern. Abends, nach Dienstschluss, steht der neue Bus in der Siemensstraße. Dort wurde eine Ladestation eingerichtet. Vier Stunden dauert es, bis die Batterien mit regenerativem Strom geladen sind.
Wann genau der Elektrobus seinen Dienst antreten wird, darauf mochten sich die Verantwortlichen bei der Probefahrt allerdings nicht festlegen, zu oft musste der Termin bereits verschoben werden. In den nächsten Tagen wird man den neuen Bus jedenfalls öfters im Stadtverkehr bei Testfahrten sehen. Man will die Reichweite und die Technik testen und Feinabstimmungen vornehmen, bevor die ersten Fahrgäste zusteigen dürfen.
Platz für 84 Fahrgäste
Im Bus ist Platz für 84 Fahrgäste (38 Sitzplätze, 46 Stehplätze). An Werktagen sind auf der Nessi-2-Strecke durchschnittlich 820 Personen unterwegs an den Wochenenden sind es 370, berichtet Ulrich Leber. Bei einer Fahrleistung von 74 000 Kilometern pro Jahr würde ein Dieselbus ungefähr 30 000 Liter Diesel verbrauchen. Durch den Einsatz des Elektrobusses spare man 80 Tonnen CO2 pro Jahr ein, rechnet der Stadtwerke-Chef vor.
Gekostet hat der neue Bus 470 000 Euro. Der Preis für einen normalen Diesel-Bus liegt bei 150 000 Euro. Gefördert wurde die Neuanschaffung vom Verkehrsministerium mit 120 000 Euro. Die erheblichen Mehrkosten nahm der Verkehrsausschuss bewusst in Kauf, sagt Bürgermeister Bruno Altrichter. Bad Neustadt sei eine E-Mobilitäts-Modellstadt, ihr stehe ein Elektro-Bus gut zu Gesicht. Es sei dem Stadtrat wichtig gewesen, dass die Bürger Elektromobilität selbst erleben können.
Viel weniger Lärm
Darüber hinaus leiste man mit dem Kauf eines Elektrobusses einen Beitrag zur Schadstoff- und Geräuschminimierung. Die Bewohner und Besucher der Innenstadt können davon durchaus profitieren. Der E-Bus fährt zwar nicht geräuschlos durch die Straßen, erheblich leiser als ein Dieselbus ist er allemal.