Die ersten Ski-Spuren im Rhöner Schnee waren in dieser Saison schon zu sehen. Tourengänger hatten sich an den Kreuzberg aufgemacht, als der erste Schnee die Hänge leicht bepudert hatte. Nun dürfen sich die Alpin-Skifahrer auf etwas mehr Vergnügen freuen. Denn an der Wasserkuppe sind die Pisten schon so vorbereitet, dass nun die ersten Lifte anlaufen können.
"Bei uns liegen satte zehn Zentimeter. Bei den Minus-Graden konnten wir die Schneekanonen anwerfen für eine gute Unterlage. Die Saison beginnt an diesem Donnerstag um 10 Uhr", freut sich Harald Jörges vom Familienunternehmen am Zuckerfeld. Er zeigt von seiner Bergstation im hessischen Obernhausen über eine weiße Winterlandschaft auf die tief verschneite Wasserkuppe. "Wenn Ost-Luft herrscht, bekommen wir hier gut Schnee ab", freut sich der 66-Jährige.
An seinem Lift gibt es neuerdings einen Handsfree-Zugang. "Das zeitaufwändige Kartenknipsen ist Vergangenheit", so der Fluglehrer in Ruhestand. Das System hat er mit seinen Söhnen und Neffen für 10.000 Euro per Internet beschafft. Es lief zuvor am Semmering bei Wien. Für seine Flutlichtanlage hat er schon LED-Lampen angeschafft. "Das wollen wir unseren Kunden weiterhin bieten – trotz der gestiegenen Energiepreise!"
So viel kostet das Skivergnügen
Jörges rechnet mit etwa 300 Euro Kosten pro Skitag, inclusive E-Motor für den Lift und den Betrieb der Schneekanonen. Er bietet Stunden- (6h: 18 Euro Erwachsene/14 Euro Kinder) und Punktekarten (100 Fahrten: 70 Euro Erwachsene/60 Kinder) an. "Wir sind mit Schnee und Technik gerüstet für den Saisonstart in dieser Woche", lacht der quirlige Rentner.
Auch auf der anderen Seite der Wasserkuppe sind alle Vorbereitungen für die Skisaison getroffen. Und schon an diesem Mittwoch laufen Märchenwiesenlift und Zauberteppich inklusive Märchenwiesenhütte und Skiverleih. Zum wochenende kommen noch Panorama-Lift und der Wie-Li in Betrieb. Rodelfans können am Wochenende auch die Paradiso-Abfahrt nutzen.
Eine Saison, die mit vielen Fragezeichen verbunden ist, wie immer in der Rhön. Dieses Mal geht es um die stark gestiegenen Kosten für Energie, Personal, Ersatzteile und den Gastro-Bereich. "Dass Strom und Diesel Preistreiber sind, spürt jeder. Wir müssen aber noch mit dem angehobenen Mindestlohn und den schwieriger zu beschaffenden Ersatzteilen kalkulieren", so Kümpel. Deshalb habe man die Ticket-Preise moderat, also um zwei Euro, angehoben, sagt der 31-Jährige.
Flutlicht-Betrieb steht noch nicht zur Debatte
Der energiefressende Flutlicht-Betrieb an den Wochenenden stehe noch nicht zur Debatte. Es gebe Überlegungen, die Lampen künftig auf LED umzustellen. 94 Skitage hat Kümpel vergangene Saison auf der Wasserkuppe gezählt. "Und wir hätten noch mehr haben können. Zuletzt sind uns aber die Skifahrer weggeblieben!", erinnert er sich. Das soll in diesem Winter nicht der Fall sein. "Ich kann mir vorstellen, dass viele Skifahrer aus der Umgebung bei den hohen Preisen nicht in die Alpen fahren, sondern hier ihrem Vergnügen nachgehen", hofft er.
Vorbereitungen am Arnsberglift
Genau diese Hoffnung hat auch Madelaine Adrian von den Arnsbergliften in Oberweißenbrunn. "Überall hört man, dass der Skiurlaub in den Alpen teurerer geworden ist. "Vielleicht bleiben doch die Familien eher in der Heimat und kommen zu uns in die Rhön!" Ihr Mann Matthias ist mit seinem Team mitten in der Saison-Vorbereitung. Auch sie wollen die Kartenpreise etwas anheben.
Die vorhandenen Schneekanonen nutzt die Betreiber-Familie nur, wenn an den Einstiegen die Schneedecke ausgebessert werden muss. "Das ist nur ganz selten der Fall." Technisch haben man an den Arnsbergliften für diese Saison keine Neuerungen vorgenommen. "Wir müssen so kalkulieren, dass die Lifte kostendeckend laufen, wenn Schnee da ist", sagt die Tochter vom langjährigen Liftbetreiber Gustav Schrenk. "14 Tage hatten wir Liftbetrieb im vergangenen Jahr. Es waren auch immer Gäste da, es hätten aber auch durchaus mehr sein können", blickt sie zurück.
Tiefschnee-Abfahrt am Kreuzberglift
Eine Tiefschnee-Abfahrt weiter ist Thomas Fuß mit seinen Kreuzbergliften schon nahezu startklar. "Wir haben alles hergerichtet – und können über Nacht die Diesel anschmeißen, wenn genug Schnee liegt", sagt der 64-Jährige. Und hängt einen Bügel am Rothang-Lift ein. Allerdings gibt er zu bedenken, dass ein Skibetrieb vor Weihnachten nie den Umsatz bringt, wie er im Januar und Februar generiert werden könne. "Ich habe in meinen Büchern nachgeschaut. Als wir vor einigen Jahren schon im November gefahren sind, waren kaum Skifahrer da. Da müssen Versicherungen bezahlt und Weihnachtsgeschenke gekauft werden. Da denkt keiner ans Skifahren."
Das Wetter spielt eine große Rolle
Auch das Wetter spiele eine große Rolle. 2004 sind seine Lifte ganze vier Wochen mit fünf Wochenenden gelaufen zwischen 20. Dezember und 20. Januar. Ein Jahr später hatte es erst spät im Januar geschneit, die Lifte liefen vergleichbar mit 2004 auch vier Wochen und an fünf Wochenenden. "Da haben wir wesentlich mehr Umsatz gemacht. Da war das Wetter viel besser!"
Auch er wird mit seinen Söhnen die Tageskarten um einen Euro auf nun 20 Euro erhöhen müssen. "Das ist einzig der hohe Dieselpreis. Schließlich will ich ein kleines Plus machen und nicht bei 0,0 rauskommen. Der TÜV will ja auch wieder sein Geld nächstes Jahr!", sagt der Haselbacher. Und verabschiedet sich in seinen Stall. Eine Kuh kalbt.