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MELLRICHSTADT
Fünf kleine Nandulis erkunden die Welt
Monika Ziegler und Stefan Karg züchten Nandus und ziehen auf ihrem Hof in Mellrichstadt derzeit fünf Küken auf. Viereinhalb Wochen ist der Nachwuchs nun alt und entwickelt sich prächtig.
Foto: Simone Stock | Monika Ziegler und Stefan Karg züchten Nandus und ziehen auf ihrem Hof in Mellrichstadt derzeit fünf Küken auf. Viereinhalb Wochen ist der Nachwuchs nun alt und entwickelt sich prächtig.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 27.04.2023 07:11 Uhr

Neugierig staksen die putzigen Federknäuel an den Zaun. Eine Reporterin am Stall – die muss doch gleich mal unter die Lupe genommen werden. Und was ist das denn? Eine Kamera? Ob man die essen kann? Nö, wohl eher nicht, das ist nach ein paar Pick-Versuchen klar. Aber wo bleibt das Frühstück?

Als Ziehmutter Monika mit einer Schüssel voller Grünzeug und Körner um die Ecke kommt, herrscht umtriebige Vorfreude unter den fünf kleinen Nandus, die Familie Karg auf ihrem Bauernhof in Mellrichstadt aufzieht. Die fünf Wochen alten Laufvögel können es kaum erwarten, sich auf ihre Mahlzeit zu stürzen. Morgens und abends gibt es eine Ration, erklären Stefan Karg und seine Lebengefährtin Monika Ziegler. Die Nandu-Züchter sind mächtig stolz auf den ersten Nachwuchs ihrer Herde.

Vom Nandu-Fieber gepackt

Vor zwei Jahren hat die Mellrichstädter das Nandu-Fieber gepackt. Bei einem Besuch bei Verwandten von Monika, die diese Laufvögel halten, war Stefan Karg sofort fasziniert. Nachdem er sich über die Haltung der ursprünglich aus Südamerika stammenden Tiere informiert hatte, absolvierte er mit seiner Partnerin einen Lehrgang. Hierzulande ist für die Haltung und Zucht der Laufvögel ein Sachkundenachweis erforderlich. Ihr Know-how holten sich Stefan und Monika auf der größten Straußenfarm Deutschlands bei Günzburg. Und kaum hatten sie die Bescheinigung in der Tasche, holten sie sich die ersten vier Tiere nach Hause. Drei Wochen waren die Küken damals alt.

Sie haben sich in kürzester Zeit bestens entwickelt. Eine Henne, die sich den Fuß gebrochen hatte, musste allerdings zum Leidwesen von Stefan Karg notgeschlachtet werden. Zwei weitere Hennen hat der Mellrichstädter für die Zucht gekauft, so dass heute vier Hennen und ein prächtiger Hahn über seine Nanduweide in der Thüringer Siedlung stolzieren. Die fünf kleinen Nandulis, wie Stefan Karg und Monika Ziegler ihren Vogelnachwuchs liebevoll nennen, kommen im Herbst zu den Großen auf die Wiese. Bis dahin müssen sie aber noch ein bisschen wachsen.

Der Hahn brütet die Eier aus

Im Frühjahr haben die Hennen Eier gelegt, die der Hahn in seine Nestkuhle gerollt und dann gut 40 Tage ausgebrütet hat. Denn bei den Nandus übernimmt der Vater die Brutpflege, mit Argusaugen hat der Chef der Sippe über die Eier gewacht. Kaum waren die Küken geschlüpft, haben Stefan Karg und Monika Ziegler die Kleinen unter ihre Fittiche genommen. Im eingezäunten Stall in ihrem Hof in der Meininger Landstraße päppeln sie die Kleinen auf. „Wie es scheint, machen wir unsere Sache gut“, freut sich der stolze Nandu-Züchter. Auch seine Eltern Notburga und Ludwig Karg helfen bei der Aufzucht gerne mit.

Im großen Freigehege mit den ausgewachsenen Nandus hätten die Küken leicht von Krähen oder anderen Raubvögeln geschnappt werden können. Das wollte Stefan Karg nicht riskieren. Wenn die Laufvögel ein halbes Jahr alt sind, sind sie fast ausgewachsen und müssen in freier Wildbahn allein zurechtkommen. In Mellrichstadt kommen sie ins weitläufige Freigehege an der Henneberger Straße.

Schnabelhiebe tun mächtig weh

Dort prangt ein großes Schild „Bitte nicht füttern“. Das hat seinen Grund: Nicht nur, dass die Nandus etwas fressen könnten, was ihnen nicht bekommt. Wer den Laufvögeln etwa einen Apfel zum Futtern hinhält, könnte leicht Bekanntschaft mit den Schnäbeln der Tiere machen. „Und das tut ganz schön weh“, weiß Stefan Karg aus eigener Erfahrung. „Da fehlt dann schon mal ein Stückchen Haut.“ Er selbst zieht sich Handschuhe an, wenn er auf Tuchfühlung mit seinen gefederten Lieblingen geht.

Die Nandus sind sein größtes Hobby, der Umgang mit den stolzen Tieren macht ihm und seiner Lebengefährtin Spaß. Und ein Nutzen ist auch noch dabei: Die Eier der Laufvögel schmecken als Rührei, können zu Nudeln verarbeitet werden und auch zum Backen eignen sie sich gut. „Damit wird der Teig richtig schön fluffig“, ist eine Tante von Stefan Karg begeistert. Nur als Spiegelei ist das Nandu-Ei nicht zu gebrauchen – „das Eiweiß stockt nicht“, sagt der Züchter.

Nandu-Rührei zum Frühstück

Das Fleisch der Tiere ist dunkler als Wildfleisch und sehr fettarm. Stefan Karg möchte auf lange Sicht durchaus Nandu-Steaks anbieten, wenn er einen Metzger findet, der die Tiere verarbeitet. Die Eier – die Hennen legen derzeit eifrig – verkauft die Familie auf ihrem Hof. Ein Nandu-Ei kann über 700 Gramm wiegen. Zum Vergleich: Ein durchschnittliches Hühnerei wiegt um die 60 Gramm. „Wenn wir Freunde zum Nandu-Rührei-Frühstück einladen, reicht ein Ei locker für vier Personen“, sagt Stefan Karg.

Seine Zucht will er mit den fünf ausgewachsenen Tieren weiterbetreiben. Den Nachwuchs gibt er auch gern in liebevolle Hände ab. Ein Interessent hat sich bereits bei ihm gemeldet. Auch wenn es schwerfällt, ein Tier zu verkaufen oder zu schlachten – alle Nandus können Stefan Karg und Monika Ziegler nicht behalten. Zudem soll die Zucht weitergehen. Mit kleinen Nandulis ist aber erst wieder im kommenden Frühjahr wieder zu rechnen. Denn die Tiere bleiben auch im Winter in ihrem Freigehege, dafür müssen sie ausgewachsen sein. „Bis zu zehn Grad minus halten sie durchaus aus“, sagt Stefan Karg. Wenn es kälter wird, ziehen die Laufvögel dann aber doch in den Stall um.

Fangemeinde auf Facebook

Bis dahin können aber noch viele Schaulustige, vor allem Familien mit kleinen Kindern, zum Freigehege in die Henneberger Straße pilgern und die Nandus beobachten. Und auch auf Facebook haben die prächtigen Laufvögel ihre Fans. Unter www.facebook.com halten Stefan Karg und Monika Ziegler die Fangemeinde stets auf dem Laufenden.

Mehr Infos über die Nandu-Haltung beziehungsweise das Verarbeiten von Nandu-Eiern bei Familie Karg, Tel. (0 97 76) 5936.

Zeit fürs Frühstück bei den Nandulis: Kleingeschnittenes Grünzeug und Kükenstarterfutter fressen die Nandu-Küken am liebsten.
Foto: Simone Stock | Zeit fürs Frühstück bei den Nandulis: Kleingeschnittenes Grünzeug und Kükenstarterfutter fressen die Nandu-Küken am liebsten.
Beim Füttern ist Vorsicht angesagt: Wenn Stefan Karg und Monika Ziegler ihren ausgewachsenen Nandus ein Leckerli hinhalten, trägt der Züchter vorsichtshalber Handschuhe. Denn die südamerikanischen Laufvögel sind beim Picken nicht zimperlich.
Foto: Simone Stock | Beim Füttern ist Vorsicht angesagt: Wenn Stefan Karg und Monika Ziegler ihren ausgewachsenen Nandus ein Leckerli hinhalten, trägt der Züchter vorsichtshalber Handschuhe.
Huhu, ich bin's, ein kleiner Nanduli. Der freche Laufvogel geht mit der Kamera auf Tuchfühlung.
Foto: Simone Stock | Huhu, ich bin's, ein kleiner Nanduli. Der freche Laufvogel geht mit der Kamera auf Tuchfühlung.
Ein Ei macht die Pfanne voll: Ein Nandu-Ei kann über 700 Gramm wiegen. Zum Vergleich: Ein Hühnerei (rechts) wiegt etwa 60 Gramm.
Foto: Simone Stock | Ein Ei macht die Pfanne voll: Ein Nandu-Ei kann über 700 Gramm wiegen. Zum Vergleich: Ein Hühnerei (rechts) wiegt etwa 60 Gramm.
 
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