
Ein verfallenes Pfarrhaus in einem kleinen Dorf in der Rhön. Das klingt erst mal eher unspektakulär. Doch die Dorfbevölkerung hat es wieder zum Leben erweckt. Nun soll das hübsch sanierte Gebäude ein neues Zuhause für Familien, die aus ihrer Heimat flüchten mussten, werden.
Wie kam es dazu? Über ein Jahrzehnt suchte die evangelische Kirchengemeinde Sondheim nach einem neuen Nutzungskonzept für das leerstehende Pfarrhaus. Viele Ideen scheiterten an der Finanzierung. Doch dann bot sich eine einmalige Chance: Mithilfe einer Förderung von 500.000 Euro der Arbeitsgemeinschaft "Wir schaffen Herberge" der Evangelischen Landeskirche in Bayern ließ sich die Sanierung endlich finanziell realisieren.

Ein Architekturbüro wurde beauftragt – schließlich steht das Gebäude aus dem Jahr 1804 unter Denkmalschutz und die Handwerker mussten besonders vorsichtig sein. Und dann war da ja auch noch Corona. Aber: "Wir haben es geschafft", freuen sich Projektkümmererin Carolin Menz und Vertrauensfrau Stefanie Scherf vom Kirchenvorstand der evangelischen Kirchengemeinde.
Ein altes Juwel in neuem Glanz
Und nicht nur das, denn das historische Gebäude ist zu einem wahren Juwel geworden. Zusammen mit dem Gemeindehaus und dem Bibelgarten bildet es jetzt, überragt von der St. Michaelskirche, ein malerisches Ensemble. "Das Pfarrhaus erstrahlt in einem neuen Glanz", sagt Carolin Menz stolz.
Die lange Zeit war für sie, Stefanie Scherf und den gesamten Kirchenvorstand, eine große Herausforderung. Doch es hat sich offensichtlich gelohnt. Der hell und freundlich gestaltete Empfang lädt die Besucher auf eine besondere Weise ein. Dies empfanden auch die Gäste, die die Einweihungsfeier für eine ausgiebige Inspektion des neuen Pfarrhauses nutzten. Viele Besucher waren erstaunt, was man aus so einem alten Gebäude alles machen kann.
Einzug ist für Jahresende geplant
Im Erdgeschoss wird künftig das Pfarramtsbüro für Sondheim, Stetten und Fladungen zu finden sein. Außerdem gibt es drei Wohnungen (65, 71 und 87 Quadratmeter), die für geflüchtete Familien zur Verfügung gestellt werden. Diese Bedingung war an die Förderung der Landeskirche geknüpft. Der Einzug ist Ende des Jahres geplant.

Alles sei bezugsbereit – nur die historischen Fliesen im Eingangsbereich müssen wahrscheinlich noch durch neue Fliesen ersetzt werden. "Die alten Fliesen sind zum Teil locker und lösen sich", erklärt Stefanie Scherf das Problem. Also doch noch ein letztes Mal Ärmel hochkrempeln, dann ist es aber wirklich geschafft.
Punktlandung bei den Kosten
Dafür habe man bei den Kosten der 1,64-Millionen-Euro teuren Sanierung eine Punktlandung hingelegt, so Architekt Dominik Wukowojac. Und das trotz Baupreissteigerung von rund 38 Prozent. Erfreulich auch: Für die Arbeiten konnten viele Handwerksbetriebe aus der Region gefunden werden.
Bürgermeister Thilo Wehner bedankte sich in seiner Ansprache für die gute Zusammenarbeit bei allen, die an dem Sanierungsprojekt beteiligt waren, besonders beim Kirchenvorstand, allen voran Stefanie Scherf und Carolin Menz.

Er erzählte, wie im Mai 2017 alles ins Rollen kam, als sie bei einem Termin im Landeskirchenamt in München die Verantwortlichen von ihrem Vorhaben überzeugt haben. "Wir können wirklich stolz sein und ich bin zuversichtlich, auch für den nächsten Schritt: die Integration."
Leuchtturm-Projekt mit Strahlkraft
Voll des Lobes kam Landrat Thomas Habermann nach Sondheim, um der Gemeinde zu ihrem gelungenen Leuchtturm-Projekt mit einer Strahlkraft für andere Kommunen zu gratulieren. "Ich bin überzeugt, dass Familien hier gut aufgenommen und integriert werden", so der Landkreischef.
Und Joachim Omert vom Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken betonte: "Hier wurde nicht nur dem drohenden Leerstand im Ortskern entgegengewirkt, sondern auch ein Zeichen gesetzt, wie wichtig es ist, Geflüchteten, eine Heimat zu bieten. Das ist aktuell die richtige Entscheidung."

Pfarrerin Christel Kupfer hat das Projekt von 2010 bis zu ihrem Ruhestand im Frühjahr 2024 begleitet. "Gut gemacht", betonte sie mehrfach. Die kirchliche Segnung des renovierten Pfarrhauses übernahm Pfarrer Dominik Bohne, aktuelle Vakanzvertretung.
Ein echtes Gemeinschaftsgefühl der Sondheimer
Für den früheren Bad Neustädter Dekan Dr. Matthias Büttner war es besonders eindrucksvoll, was vor Ort geschehen war, wie sich die Bürger dafür eingesetzt und wie sie sich mit diesen historischen Haus identifiziert haben. Hier sei nicht nur ein Gebäude, sondern ein echtes Gemeinschaftsgefühl der Sondheimer entstanden.
So gab das Landesamt für Denkmalpflege 490.000 Euro an Zuschuss, die Evangelische Landeskirche beteiligte sich mit 100.000 Euro, das Amt für ländliche Entwicklung mit 188.000 Euro und der Landkreis Rhön-Grabfeld mit 26.000 Euro. Der Eigenanteil der Kirchengemeinde Sondheim beträgt noch 290.000 Euro.