
Während auf dem Mellrichstädter Parkfriedhof immer mehr Urnengräber und naturnahe Bestattungsformen nachgefragt werden, wird im Stadtteil Sondheim/Grabfeld noch weitgehend die Erdbestattung gewünscht. Aufgrund des dichten Bodens auf dem Sondheimer Friedhof gibt es jedoch ein Problem bei der Verwesung. Aus diesem Grund muss die Ruhestätte verändert werden, die Stadt muss handeln.
Für die Planung und Durchführung der Maßnahme hat die Stadt Thomas Stuchholz, Spezialist für Friedhofsplanung, ins Boot geholt. Bei der Bürgerversammlung Ende Januar haben Bürgermeister Eberhard Streit und Fachmann Struchholz den Sondheimern Entwürfe für die Friedhofsneugestaltung vorgelegt, in der Stadtratssitzung stimmte das Gremium nun über das weitere Vorgehen ab.
Der Planungsexperte machte deutlich, dass die herkömmliche Erdbestattung in Sondheim aufgrund der Bodenverhältnisse so nicht mehr möglich sein wird. Ausgenommen sind im alten Teil des Friedhofs die Gräber, für die eine Ehegattenregelung gilt. Hier sollen zwölf Grabkammern, die Platz für zwei Särge bieten, eingebaut werden, um den Verwesungsprozess zu beschleunigen. "Man muss sich aber dennoch darüber klar sein, dass mit einer Ruhezeit von 40 bis 50 Jahren gerechnet werden muss", so der Fachmann.
Reichen Grabkammern aus?
Die Frage stellt sich, ob diese zwölf Grabkammern für die nächsten Jahrzehnte ausreichen. Beim Gesamtkonzept zur Friedhofsneugestaltung sind auch zwölf Urnenkammern für naturnahe Bestattungen und 18 Urnengräber vorgesehen. "Doch wenn in Sondheim weiterhin fast nur Erdbestattungen gewünscht werden, könnten wir in wenigen Jahren wieder an dem Punkt stehen, wo wir heute sind", machte der Bürgermeister deutlich. Daher hatte er Thomas Struchholz aufgefordert, zusätzlich eine neue Berechnung zu erstellen: Wie hoch sind die Mehrkosten, wenn auf der gegenüberliegenden Friedhofsseite weitere zwölf Grabkammern eingebaut werden?
Oberirdisch würde von diesen neu geplanten Grabkammern nichts zu sehen sein. "Die Rasenfläche bleibt bestehen, wir könnten aber den Untergrund mit Grabkammern und Drainagesystemen so weit vorbereiten, dass bei Bedarf schnell reagiert werden kann", machte Struchholz deutlich.
Lösung für die nächsten Jahrzehnte
"Es ist ein Blick in die Glaskugel", merkte Eberhard Streit dazu an. Wenn künftig auch in Sondheim mehr Urnenbestattungen gewünscht würden, könnte der Platz für Erdbestattungen auf dem Friedhof ausreichen. Wenn nicht, müsste komplett neu geplant werden. Was also tun?
Die Bürgervertreter entschieden sich für die nachhaltige Lösung und stimmten mehrheitlich für zusätzliche zwölf Grabkammern. Auch wenn allen klar war, "dass es kein Pappenstiel ist, über den wir hier reden". Rund 120 000 Euro netto waren für die Neugestaltung des Friedhofs mit Einbau von zwölf Grabkammern samt Urnenkammern und Urnengräbern veranschlagt, die Mehrkosten berechnet der Fachmann mit rund 44 000 Euro netto. Laut Thomas Struchholz soll die Ausschreibung nun so schnell wie möglich erfolgen.
Rahmenplanung für den Parkfriedhof
Damit nicht genug. Auch der Parkfriedhof in Mellrichstadt soll neu überplant werden. Wie das Büro Struchholz ermittelt hat, wird die Bedarfsfläche zwar in den kommenden 40 Jahren um rund 25 Prozent schrumpfen. Doch in Mellrichstadt beträgt das Verhältnis von Feuer- zu Erdbestattungen schon jetzt zwei zu eins, und die vorgehaltene Fläche für Urnenbestattungen reicht nicht mehr aus, wie VG-Bürgeramtsleiter Helmut Dietz deutlich machte.
Seit 2015 sind zudem naturnahe Bestattungen am Parkfriedhof möglich. Von den insgesamt 58 Grabstellen sind nur noch sechs frei. Ebenso stehen nur noch sechs Urnenerdgräber zur Verfügung, hier bestehe dringend Handlungsbedarf, so Dietz. Sonst könnten bei durchschnittlich 50 Bestattungen im Jahr heuer gar nicht alle Nachfragen nach Urnengräbern erfüllt werden.
50 Plätze für naturnahe Bestattungen
Thomas Struchholz schlug vor, dem Parkfriedhof langfristig ein neues Gesicht zu geben. Seine Planung sieht eine Fläche für weitere 40 Urnengräber und 50 Grabstätten für naturnahe Bestattungen vor. Für Erdbestattungen stehen hingegen noch genügend Gräber zur Verfügung. Der Experte hat vier Bereiche am Parkfriedhof überplant, diese könnten in zwei Bauabschnitte gegliedert werden, so dass die Stadt je nach Bedarf entscheiden kann, was gemacht wird.
Die Stadtratsmitglieder einigten sich darauf, dass das Büro die Planung für alle vier Abschnitte übernimmt, jetzt aber erst einmal die neuen Bereiche für die Urnengräber und naturnahe Bestattungen umgesetzt werden. Ein Kostenvoranschlag wird dem Gremium noch vorgelegt.