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Sondheim
Boden-Probleme machen Friedhof-Neugestaltung nötig
Der Friedhof in Sondheim/Grabfeld muss verändert werden. Bei der Bürgerversammlung wurden die Sondheimer über Gründe, Möglichkeiten und zeitlichen Abläufe informiert.
Auf der Fläche rechts vor dem Kriegerdenkmal soll die Umgestaltung auf dem Sondheimer Friedhof stattfinden.
Foto: Anja Behringer | Auf der Fläche rechts vor dem Kriegerdenkmal soll die Umgestaltung auf dem Sondheimer Friedhof stattfinden.
Anja Behringer
Anja Behringer
 |  aktualisiert: 02.04.2019 14:32 Uhr

Wegen der Bodenverhältnisse gibt es beim Friedhof in Sondheim/Grabfeld ein Problem bei der Verwesung. Das macht eine Neugestaltung des Friedhofs zwingend erforderlich, wie Bürgermeister Eberhard Streit bei der Bürgerversammlung informierte. Für die Planung und Durchführung der Arbeiten hat die Gemeinde Thomas Struchholz, Spezialist für Friedhofsplanung, engagiert.

Friedhof als wichtiges Projekt

Frank Vetter, Ortssprecher von Sondheim, erklärte zu Beginn der Veranstaltung, dass der Friedhof im Ort dieses Jahr an erster Stelle steht. Die Problematik auf dem Friedhof sei aktenkundig und das Gesundheitsamt habe sich eingeschaltet, verdeutlichte der Bürgermeister. Es müsse gehandelt werden. So übergab Streit das Wort an Struchholz.

"Ich möchte Sie auf eine kleine Reise mitnehmen und ihnen vorstellen, was Bestattungskultur und Friedhof überhaupt bedeutet", so der Experte, der beispielsweise schon die Friedhöfe von Bastheim und Reyersbach umgestaltet hat. Er erklärte, dass ein Drittel aller deutschen Friedhöfe ein Verwesungsproblem habe. Die Problemstellung in Sondheim sei die unzureichende Verwesung auf Grund der Boden- und Grundwasserverhältnisse.

Trend zur Urnenbestattung

Der Boden in Sondheim ist sehr dicht, so der Experte. Deshalb könne das Wasser nicht schnell versickern und würde für ein sauerstoffarmes Klima rund um den Sarg sorgen. Dort träten dann Bakterien in den Vordergrund, die die Zersetzung hemmen und das Gewebe in Fettwachs umwandeln. Bereits nach zwei bis drei Wochen könne es zu Wachsleichenbildung kommen, erklärte Struchholz. Diese verblieben über Jahrzehnte in den feuchten Böden, was ein Problem darstelle.

In 30 Jahren werde wegen dem Trend zur Urnenbestattung voraussichtlich nur noch 25 Prozent der heutigen Fläche eines Friedhofs gebraucht. Es gehe nun darum, den Friedhof in der bestehenden Fläche zu lassen und umzugestalten. "In Sondheim ist die Erdbestattung noch hoch im Kurs", weiß Struchholz. Aber auch hier werde die Zeit für pflegearme oder -freie Gräber kommen, ist er sich sicher. Der "Friedhof der Zukunft", gehe weg von der Reihenstruktur, hin zu kleinen Grabflächen und gartenähnlichem Ambiente.

Grabkammern als Alternative

Die herkömmliche Erdbestattung ist wegen der Bodenverhältnisse nicht mehr möglich, so Struchholz. Abhilfe schaffe ein Grabkammernsystem. Struchholz erläuterte, dass hierbei vorgefertige Grabkammern in den Boden eingelassen werden. Eine spezielle Abdeckung gewähre die Luftzufuhr und auch Wasser könne eintropfen.

Ein Plan zeigte bei der Bürgerversammlung die angestrebten Veränderungen am Friedhof. Geplant sind Urnenwahlgräber, Baumgräber mir Urnenkammern und zwölf Grabkammern.
Foto: Anja Behringer | Ein Plan zeigte bei der Bürgerversammlung die angestrebten Veränderungen am Friedhof. Geplant sind Urnenwahlgräber, Baumgräber mir Urnenkammern und zwölf Grabkammern.

Dank eines Drainagesystems blieben die Kammern trotzdem trocken. Es entsteht ein Klima mit hoher Luftfeuchtigkeit, dass innerhalb von zwölf Jahren für eine vollständige Verwesung sorgt, erläuterte Struchholz. Das Grab sei dann leer und könne wiederverwendet werden, alternativ gebe es die Möglichkeit die Ruhezeit zu verlängern. In Sondheim sind zwölf solcher Grabkammern, die auch Platz für zwei Särge bieten, geplant, informierte Streit.

Möglichkeit der Urnenbestattung

Daneben sind Urnenwahlgräber und Urnenanlagen in Form von Baumgräbern angedacht. Die Urne wird dabei in eine vorinstallierte Röhre gesetzt, die dann beispielsweise mit einem Kissenstein abgedeckt wird, der die Lebensdaten trägt und Platz für eine Kerze oder Blumenvase bietet, so Struchholz. Die Neugestaltung mit Grabkammern und Urnenanlage wird im hinteren Teil des Friedhofs, im Bereich rechts vor dem Kriegerdenkmal stattfinden, gab Streit bekannt.

Bezüglich der Umsetzung erklärte Struchholz, dass die Arbeiten nun ausgeschrieben werden. Dann komme es noch auf die Angebote und die Preise an. Mit Glück werde man die Umgestaltung dieses Jahr noch schaffen, vielleicht bis Allerheiligen oder Dezember - versprechen könne er aber nichts. Die Sondheimer nahmen die Plänen teils durchaus skeptisch auf. Aber auch eine positive Stimme war zu hören, die die neuen Möglichkeiten der Bestattung begrüßte. "Es wird sich verändern, ob wir wollen oder nicht", so der Bürgermeister.

 
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