Es besteht Gesprächsbedarf zwischen der Kreispolitik und den jungen Demonstranten von Fridays for Future. Das wurde in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt- und Naturschutzfragen deutlich. Landrat Thomas Habermann hatte Paulina Beck, Frederic Dürr und Merle Seufert eingeladen. Sie kamen als Vertreter der Bad Neustädter Fridays for Future-Bewegung (FFF), um die Ziele ihres Klimastreiks vorzustellen.
Die Einladung wollte der Landrat als Signal an die Jugendlichen verstanden wissen, dass die politischen Akteure in Rhön-Grabfeld sich mit ihren Anliegen auseinandersetzen wollen. "Ihr seid angekommen im Landkreis und wir nehmen Euch ernst", bekräftigte er.
Paulina, Frederic und Merle kamen gut vorbereitet in die Sitzung: Sie hatten einen Brief dabei, in dem sie konkrete Forderungen auflisten, wie der Klimaschutz in Rhön-Grabfeld und Bad Neustadt verbessert werden kann (siehe unten Infokasten).
Brief mit Forderungen
Während der Demonstrationen der vergangenen Wochen habe die FFF-Ortsgruppe Bad Neustadt versucht, den Anwesenden "unsere Gedanken, Sorgen und Verbesserungsvorschläge, insbesondere im Zusammenhang mit Konsumkritik, nahezubringen", heißt es in dem Schreiben. "Nichts desto trotz sind wir zu dem Entschluss gelangt, dass die Bemühungen der einzelnen BürgerInnen nicht genug sein werden im Kampf gegen die Klimakrise. Aus diesem Grund haben wir uns zusammengesetzt, um konkrete Forderungen auszuarbeiten, die wir Ihnen und dem gesamten Landkreis vorstellen möchten. Es ist Zeit, unsere Maßnahmen der mehr als kritischen Lage anzupassen, wenn wir unsere Erde und damit unsere Zukunft retten wollen."
Pochen auf Schulpflicht
Den Umgang der Politik mit den FFF-Bewegung beschrieb Paulina so: "Wir werden kritisiert, weil wir schwänzen, wir werden auch gelobt und wir werden auch gestreichelt, um uns zu beruhigen." Kritik und Lob gab es auch in der Sitzung am Mittwochabend.
Das Schwänzen beispielsweise war dem Kreisrat Egon Sturm (FWG) ein Dorn im Auge. Er erwartet, dass die Schüler ihrer Schulpflicht nachkommen und während der Unterrichtszeit nicht zu Demos gehen. Klima sei nicht das einzige Thema, um das sich Politiker kümmern müssten. Er hält ein ausgewogenes Verhältnis von Sozialem, Ökonomie und Ökologie für weitaus wichtiger. Darüber hinaus kritisierte er, dass die FFF-Bewegung ein "wenig positives Bild von der Zukunft hat" und wünschte sich, sie hätte mehr Zuversicht.
Selbstkritisches
Selbstkritisches kam von Winfried Christ (Grüne): "In der Summe sind unsere energiepolitischen Anstrengungen viel zu wenig, es gibt keinen Grund, sich zurückzulehnen", sagte er und und fügt hinzu: "Die Schüler müssen streiken, weil unsere Generation etwas falsch gemacht hat." Dafür erntete er viel Applaus im Gremium.
Die Position der Landwirtschaft vertrat Kreisbäuerin Ruth Scheuplein (CSU). Sie war aufgebracht über einen Satz, den Frederic Dürr in einem Gespräch mit dieser Redaktion gesagt hatte: „Und warum sind Bioprodukte doppelt so teuer wie der ganze konventionell erzeugte Mist?“ Die Produkte aus der konventionellen Landwirtschaft als Mist zu bezeichnen, das fand sie empörend. Für die Formulierung "Mist" entschuldigte sich Frederic. Dass sich seine Einstellung zu industrieller Tierhaltung ändert, ist eher unwahrscheinlich.
Die klare Aufforderung, weiter zu demonstrieren, kam von der neuen Kreisrätin Lara Albert (SPD): "Demonstriert weiter, bis sich was tut."
Landrat Thomas Habermann, der das Gespräch moderierte, ging auf einzelne Forderungen in dem Brief der FFF-Ortsgruppe ein. Er will den Brief allen Ausschussmitgliedern zugänglich machen, damit alle dieselbe Diskussionsgrundlage haben. Er ermutigte die drei Gäste, die Erfolge abzuprüfen und den Kontakt zum Landratsamt zu halten: "Schickt uns weitere Briefe", so seine Aufforderung.
Das kann durchaus passieren. Als Paulina und Merle eingangs der Sitzung den Ausschussmitgliedern erklärten, warum sie auf die Straße gehen, sagten sie auch, dass die Bewegung einen langen Atem hat: "Wenn nichts passiert, dann werden wir weiter streiken, öfter, lauter und nerviger".
Warum nicht am Samstag zur DEMO??