Metzgereien in Rhön-Grabfeld machen ihre eigenen Erahrungen mit der Corona-Pandemie: Anfangs gab es Hamsterkäufe und dann einen höheren Fleischverkauf, weil Restaurants geschlossen wurden und wieder mehr selbst gekocht wurde.
Marco Neugebauer von der gleichnamigen Metzgerei in Großeibstadt spricht ebenso von einer enormen Nachfrage wie Christian Düring aus Saal. "Wir haben eine Umsatzsteigerung von durchschnittlich 30 Prozent," sagt der Saaler Metzgermeister. Dies führen beide Metzgermeister auf die einheimischen Produkte zurück. "Wir haben noch nie etwas anderes verkauft, unterstützen damit unsere Landwirte, die Schlachthöfe und Schweine- oder Rinderzüchter."
Alles nachweisbar
Neugebauer lässt in der Rhön-Grabfeld-Fleisch GmbH in Wülfershausen oder im Schlachthof in Bad Neustadt schlachten und verarbeitet das Fleisch dann selbst. "Eine eigene Theke mit dem Hinweis auf heimische Sorten brauche ich nicht, denn bei mir kommt alles aus der Heimat." Und wer die Herkunft der Tiere genau wissen will, für den hat er einen Ordner an der Hand, in dem er dies präzise aufgelistet hat.
Christian Düring Saal lässt ebenfalls in Wülfershausen schlachten. Seine Landwirte kommen unter anderem aus Schwarzenberg bei Tann, dort ist eine Rinderfreihaltung mit offenen Ställen. Die Schweine liefern Philipp Übelacker aus Sondheim/Rhön und ein Landwirt aus Euerdorf. Regionalität und Qualität sind dem Saaler Metzgermeister wichtig, der für seine Produkte schon internationale Auszeichnungen erhielt.
Kunden kaufen bewusster ein
Gut durch die Krise ist auch Anton Koob (Brendlorenzen) gekommen. Auch er setzt auf Regionalität. "Die steht heute mehr denn hoch im Kurs bei unseren Kunden." So kommen die Schweine aus Ostheim, aus Unterwaldbehrungen die Rinder, Wildschweine aus dem Bereich Meiningen, Rehe aus dem Eichenhausener Forst. "Ich kann meinen Kunden genau sagen, woher das Fleisch kommt, das sie kaufen." Die Leute würden heute bewusster einkaufen.
Regionalität wird auch bei "Johannes der METzger" in Mellrichstadt großgeschrieben. Genau nachzuvollziehen ist die Herkunft, zum Beispiel der Schweine, die vom Betrieb Wolfgang Schirber aus Oberstreu kommen. Sie werden in Wülfershausen bei der Rhön-Grabfeld-Fleisch GmbH geschlachtet, von Johannes Dietz persönlich abgeholt und in seiner Metzgerei in Mellrichstadt verarbeitet. Manche Wurstsorten werden von einer Firma in Osnabrück dazu gekauft. "Bei Tönnies haben wir nie und werden wir auch nicht kaufen."
Nicht von Tönnies
Die Metzgerei Trost in Bad Neustadt ist ein Familienbetrieb in der 4. Generation. "Wir achten von jeher auf Topqualität," sagt Geschäftsführer Daniel Trost. Seine Tiere kommen unter anderem von einem Betrieb in Maßbach. Die Tiere werden in Bad Neustadt oder in Wülfershausen geschlachtet und dann im Betrieb Trost weiter verarbeitet. Gefragt nach Produkten von Tönnies, verneint Daniel Trost, "das könne man sich nicht leisten." Natürlich müsse er Fleisch dazu kaufen, das komme aber ganz sicher nicht von Tönnies, sondern aus Fachbetrieben.
Im Schlachthof in Bad Neustadt werden im Durchschnitt 200 Schweine pro Woche von heimischen Höfen geschlachtet und zwar für Metzgereien in den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld. Die Zahl der Schlachtungen habe sich durch Corona wenig verändert, sagt Geschäftsführerin Kathrin Volkmuth.
Bei der Rhön-Grabfeld-Fleisch GmbH mit Sitz in Wülfershausen wird an zwei Tagen in der Woche Großvieh, Schweine, Lämmer, Sauen und Ziegen geschlachtet. Das Schlachtvieh kommt von Bauernhöfen aus dem Grabfeld und der Rhön. Seit 2006 ist die Firma Partnerbetrieb des Biosphärenreservats Rhön. Zur Kundschaft zählen Metzgereien, Hotels und Großküchen.
Jürgen Grund sagt dazu, dass aufgrund der Ohrenmarke, die die Tiere von Geburt an tragen, genau nachzuvollziehen ist, woher sie kommen. Diese Nummer befindet sich nämlich wieder auf dem Herkunftsnachweis, den die Metzgereien bekommen.