Nein, ein Nachruf zu Lebzeiten, weder in Ton noch Inhalt, war das ganz gewiss nicht. Das hatte Oberstudiendirektor Wolfgang Klose seinem Stellvertreter und Kollegen auch gleich zu Beginn der Feier in der Aula des Gymnasiums versprochen. Der Abschied von Wendelin Seufert vom Lehrerberuf fiel sehr stimmungsvoll aus, mit manch kleiner Träne im Knopfloch und einer großen Portion Heiterkeit. Großen Anteil daran hatte die Theatergruppe der 6. Klasse, die so etwas wie "Szenen aus dem Leben eines Lehrers"auf der Bühne zeigte.
Felix Volz spielte die Hauptrolle. Er stellte mit viel Elan, grau gefärbten Haaren und anscheinend überhaupt keinem Lampenfieber Wendelin Seufert dar. Die kurzen Stücke, die Andreas Bördlein und Anja Zuber-Bördlein mit den Schülerinnen und Schülern eingeübt hatten, waren viel mehr als nur Pausenfüller zwischen zwei Ansprachen. Im Mittelpunkt der heiteren Persiflagen stand natürlich Seuferts Faible für Frankreich und auch ein wenig die ASV (Allgemeine Schulverwaltung), ein neues Computerprogramm, das auch den geduldigsten Pädagogen vor schwierige Prüfungen stellt. Mirjam Schulz (Fachschaft Deutsch) bezeichnete die Szenen als "Momente, die unser Lehrerdasein einzigartig machen".
Über Wendelin Seufert ergoss sich ein Füllhorn des Lobes
Alle, die zu seinem Abschied etwas zu sagen hatten, schilderten Seufert als einen absolut gewissenhaften, zielstrebigen und engagierten Menschen. Geradezu ein Füllhorn des Lobes ergoss sich über den in Würzburg geborenen Pädagogen, der 1981 als Deutsch-und Französischlehrer ans Gymnasium gekommen war und 2007 zum stellvertretenden Schulleiter ernannt wurde.
Hier arbeitete er eng mit Wolfgang Klose zusammen, so eng, dass zwischen beide "kein Blatt Papier " mehr passte, wie Klose betonte, der seinen Kollegen ebenso für seine Loyalität, den "zutiefst mitmenschlichen Umgang" und sein "Pflichtgefühl bis zur Schmerzgrenze" schätzt. Oder, wie er zusammenfassend sagte: "Es hat riesigen Spaß gemacht, mit Dir zu arbeiten." Neben seinen beruflichen Verpflichtungen forcierte er zusammen mit anderen den Schüleraustausch mit Laon, Montcornet und Rozoy-sur-Serre, war er Personalratsvorsitzender und 25 Jahre als Theaterlehrer tätig, was er als "Salz in der Suppe" empfindet. "Das war ein Gewinn für mich, weil man zusammen mit Schülern ein gemeinsames Ziel verfolgt", bekannte Seufert in seinen Dankesworten.
"Wir verlieren ein gerüttelt Maß an organisatorischer und pädagogischer Kompetenz", betonte Elternbeiratsvorsitzender Walter Kneuer und freute sich, dass der Kontakt mit Seufert erhalten bleibe, weil er seit vergangenem Jahr Vorsitzender des Fördervereins für die Schulpartnerschaft ist. Bad Königshofens Bürgermeister Thomas Helbling ging in erster Linie auf die Schulpartnerschaft ein, die heuer 30 Jahre währt. Und weil gerade französische Schüler zu Gast sind, wurde das kleine Fest zur Verabschiedung von Seufert etwas vorverlegt. Genau genommen geht er erst mit dem Zwischenzeugnis in den Ruhestand.
Ohne Wendelin Seufert kein Schüleraustausch
Schülersprecher Samuel Koch gebrauchte die Metapher von "Saat und Ernte", um das Wirken von Seufert zu verdeutlichen und bedankte sich für die hervorragende Zusammenarbeit. Personalratsvorsitzende Irmgard Wech erinnerte sich an ihre Anfänge am Gymnasium und an die vielen gewinnbringenden Gespräche, die sie mit Seufert geführt hatte. Vor allem bedankte sich sich bei ihm, dass er trotz seiner zeitlichen Beanspruchung stets für alle ein offenes Ohr hatte. Eva Ernst (Fachschaft Französisch), Marie Maes und Catherine Fricoteaux von der Partnerschule traten dann gemeinsam vors Mikrophon. Während Eva Ernst betonte, dass der 30 Jahre währende Austausch ohne Seufert gar nicht denkbar gewesen wäre, erklärte die französische Kollegin, dass es ihr eine Ehre gewesen sei, viele Jahre mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen.
Bliebe noch Wendelin Seufert. Dem war das viele Lob ein wenig peinlich, schließlich "hat er ja nur seinen Job" gemacht. Ihm sei durchaus bewusst, das es auch Leute gebe, die ihn etwas anders sehen würden. Das Unterrichten werde ihm sicher fehlen, sagte Seufert, der jetzt mehr Zeit für seinen Enkel und das Campen hat. Zum Schluss gab es für Seufert neben vielen anderen auch noch ein besonderes musikalisches Geschenk. Regina Bauer (Klavier) und Veronika Werner (Gesang) präsentierten das auf ihn umgedichtete Lied "Je vole" von Michel Sardou. Melodien aus dem Film "Die fabelhafte Welt der Amelie" spielte das Schulorchester unter Leitung von Gerd Trost.