Mit großen Schritten geht es dem ersten Etappenziel des "Wärmenetzes Waldbehrungen" entgegen. Im Juni werden die ersten Haushalte in Oberwaldbehrungen angeschlossen. Zunächst ein Blick zurück. Seit Mitte 2022 wurde die Pläne für ein Nahwärmenetz für Oberwaldbehrungen vorangebracht.
Hauptinitiatoren hierfür waren Stadtrat Julian Lörzel sowie Ostheims Bürgermeister Steffen Malzer, beide wohnhaft im Ostheimer Stadtteil. Ziel ist es, beim Heizen unabhängig von Öl und Gas zu werden. Die Energiegewinnung erfolgt mittels einer Hackschnitzel-Brennanlage. Im Vorfeld hatte Lörzel rund ein Jahr damit verbracht, verschiedene Nahwärmeprojekte und Anlagen in Deutschland, Österreich und der Schweiz in Augenschein zu nehmen.
Auch Unterwaldbehrungen soll an das Netz angeschlossen werden
Auch die Nachbarortschaft Unterwaldbehrungen (Gemeinde Bastheim) soll an das Nahwärmenetz angeschlossen werden. Dies bietet sich aufgrund der kurzen Entfernung an. Im November 2022 folgte die Gründung der Genossenschaft "Nahwärme Waldbehrungen" mit 90 Gründungsmitgliedern. Die Vorstandschaft besteht aus dem Vorsitzenden Julian Lörzel sowie Stefan Metz (stellvertretender Vorsitzender), Jürgen Krines und Christoph Stiel. Des Weiteren gibt es einen Aufsichtsrat mit ihrem Vorsitzenden Steffen Malzer, seinem Stellvertreter Matthias Stumpf sowie Sabine Hey-Hudzick, Thomas Leutbecher, Volker Schmitt und Helmut Seufert.
Die Mitglieder der Vorstandschaft und des Aufsichtsrates agieren ehrenamtlich. 105 Gebäude in beiden Ortschaften werden an das Netz angeschlossen. Die Anlage ist so ausgelegt, dass auch eine spätere Anbindung, etwa von Neubauten, möglich ist.
Mitte August 2023 rollten die ersten Bagger auf dem Grundstück neben dem Sportplatz in Oberwaldbehrungen an. Anfang Oktober wurde die Bodenplatte für das Heizhaus gegossen, kurze Zeit später standen bereits die ersten Wände. Viele Arbeiten wurden von den Genossenschaftsmitgliedern in Eigenleistung erbracht, betonte der Genossenschaftsvorsitzende in einem Pressegespräch. "Einige helfen, obwohl sie nicht an das Nahwärmenetz angeschlossen werden", fügt er hinzu.
Julian Lörzel beschafft das Heizmaterial
Im Februar dieses Jahres wurden die beiden Heizkessel installiert. Jeder Kessel wiegt fast neun Tonnen und bringt eine Leistung von 400 Kilowatt. Im Vergleich dazu: ein Brenner für ein herkömmliches Einfamilienhaus schafft rund 15 bis 20 Kilowatt. Die hierfür notwendigen Hackschnitzel lagern im angrenzenden Bunker. Dieser hat ein Fassungsvermögen von rund 250 Kubikmetern Hackschnitzel.
Die Beschaffung des Heizmaterials übernimmt Julian Lörzel. Auch für das Bastheimer Nahwärmenetz, welches aktuell entsteht, werde er den Einkauf übernehmen. So könne man noch bessere Konditionen erzielen, so das Ansinnen. Im April nun folgte die erste Inbetriebnahme der Brenneranlage. Weithin sichtbar der stählerne Kolloss neben dem Heizhaus. Der Großpufferspeicher fasst 52.000 Liter Wasser.
Für besonders kalte Tage und als Ersatz bei Störungen wurde ein mit Heizöl betriebener Reservekessel beschafft. Allerdings hofft Lörzel, dass dieser nicht gebraucht werden. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach komplettiert die Anlage und sorgt für den notwendigen Strom. Durch den Bau des Nahwärmenetzes musste auch ein Ausbau des Stromnetzes in Oberwaldbehrungen erfolgen. "Hier war das Überlandwerk Rhön ebenfalls ein verlässlicher Partner", erklärte der Vorsitzende.
Warum mehrere Firmen von dem Projekt profitieren
Die Verlegung der Nahwärmeleitungen in Oberwaldbehrungen schreitet ebenfalls zügig voran. Geplant ist, Mitte Juni in Oberwaldbehrungen mit der Umbindung der einzelnen Haushalte an das Netz zu beginnen. Betreut wurde der Bau des Nahwärmenetzes durch die Firma Manger aus Mellrichstadt. Um mit der Umbindung schnellstmöglich voranzukommen, werden insgesamt sieben Installationstrupps von verschiedenen Heizungsbauunternehmen unterwegs sein.
"So profitieren auch andere Firmen vom Projekt", wie der Vorsitzende erklärte. In jedes Gebäude wird ebenfalls ein Pufferspeicher eingebaut. Um Kosten zu sparen, wurden alle Speicher für beide Ortschaften gemeinsam vom selben Hersteller bezogen. Insgesamt drei Sattelzüge rollten mit den mehr als 100 Speichern in Ober- und Unterwaldbehrungen an.
In Unterwaldbehrungen wurde ebenfalls mit den ersten Arbeiten begonnen. Sobald die Erdbauarbeiten in Oberwaldbehrungen abgeschlossen sind, wird die Baufirma im Nachbarort die Arbeiten fortsetzen. Lörzel hofft, dass bis zum Ende des Jahres auch dort die Umbindung erfolgen kann.
Bis alle Arbeiten in den einzelnen Gebäuden sowie am Heizhaus der "Nahwärme Waldbehrungen" abgeschlossen sind, wird es voraussichtlich Frühjahr 2025 werden. Auch der Außenbereich soll wieder ansehnlich gestaltet und begrünt werden. Bis jetzt zeigen sich der Vorsitzende Lörzel, Bürgermeister Malzer sowie die Gremien mit dem Verlauf und dem Fortschritt der Arbeiten sehr zufrieden. Man sei gut im Zeitplan, betonte der Vorsitzende. Nach Abschluss der Arbeiten werde es auch eine offizielle Einweihung geben, erklärte er abschließend.