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Elmar Umhöfer steigt mit 90 Jahren noch jeden Morgen in seinen Doppeldecker und erkundet die Rhön von oben
Fast 30 Jahre sind es, dass Elmar Umhöfer, der nun seinen 90. Geburtstag feierte, einen Doppeldecker baute. Der Pionier des Luftsports im Grabfeld erzählt aus seinem Leben.
Die 90 Jahre sieht man Elmar Umhöfer aus Saal nicht an. Der tägliche Flug mit seinem Doppeldecker, die Arbeit an den Flugzeugen und der Garten halten ihn jung.
Foto: Hanns Friedrich | Die 90 Jahre sieht man Elmar Umhöfer aus Saal nicht an. Der tägliche Flug mit seinem Doppeldecker, die Arbeit an den Flugzeugen und der Garten halten ihn jung.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 19.05.2023 02:34 Uhr

Keine Gratulanten waren am Sonntagmorgen früh genug auf, als dass sie Elmar Umhöfer zum 90. Geburtstag hätten gratulieren können. Denn wie an jedem anderen Morgen auch schob der Jubilar kurz nach 6 Uhr seinen Doppeldecker aus dem Hangar, setzte seine Mütze auf, schlüpfte in die Fliegerjacke, startete er den Motor und stieg hoch in die Lüfte.

Über seine Heimatgemeinde Saal flog er in Richtung Bad Neustadt und dann zum Kreuzberg. "Bis dahin sind es rund 30 Kilometer Luftlinie", erzählt der rüstige 90-Jährige. Nach der Öffnung der einstigen innerdeutschen Grenze kann Elmar Umhöfer seit 1989 auch in Richtung Thüringen starten. "Das entscheide ich immer kurzfristig, wenn ich im Flugzeug sitze", lacht er. Je nach Wetterlage ist er eine halbe bis eine Stunde unterwegs.

Leidenschaft fürs Fliegen auch mit 90

Am Sonntag wars ein Kurzflug, denn dann wartete schon seine Familie, um den Vater und Opa zu beglückwünschen. Im Laufe des Tages kamen noch viel Gratulanten dazu, darunter die Promiband aus Bad Königshofen mit Clemens Behr. "Es war ein wunderschöner Tag, den mir meine Kinder und Freunde da bereitet haben."

Die Leidenschaft fürs Fliegen hat Elmar Umhöfer auch mit 90 Jahren nicht losgelassen. Schon als kleiner Junge war sein Blick immer nach oben gerichtet. Immer, wenn er ein Flugzeug sah, dachte er bei sich: "In so einer Maschine möchte ich auch einmal fliegen." Es hat allerdings 34 Jahre gedauert, bis der kleine Elmar von einst sich als junger Mann seinen Wunschtraum erfüllte.

Elmar Umhöfers Prioritäten: Familie, Firma, Fliegen

Er hatte sich Prioritäten gesetzt in der Reihenfolge: Familie, Firma, Fliegen. Bei der Segelfluggemeinschaft Ostheim/Rhön erlernte er das Fliegen. Sein Fluglehrer war Günter Kerber. Mit der "Lerche" startete er am 26. März 1967 zu seinem ersten Flug. "Sechs Minuten waren wir in der Luft und es war einfach herrlich", erinnert sich der Senior.

Der erste Alleinflug war zwei Monate später. 13 Minuten lang war der damals 34-Jährige in der Luft. "Das war vor mehr als 50 Jahren", sagt Elmar Umhöfer, fügt aber an, dass damals die Segelflugzeuge noch recht karg ausgestattet waren. "Wir hatten keinen Funk und keinen Fallschirm."

Wie es sich für einen guten Flieger gehört, hat er das alles in einem "Fliegerbuch" niedergeschrieben. Deshalb weiß er auch noch, dass er damals 40 Minuten mit der Rhönlerche in der Luft war.

Mittlerweile hat der heute 90-Jährige 5457 Flüge hinter sich

1968 war es im Grabfeld noch ein Ereignis, wenn sich jemand für das Segelfliegen interessierte. Der erste Start vom neuen Flugfeld in Saal war am 2. Mai 1970 mit der besagten "Rhönlerche". Sie wurde später durch modernere Maschine vom Typ Ka7 ersetzt.

Bereits ein Jahr später kam der Funkbetrieb auf und die ersten Geräte wurden in die Segelflieger eingebaut. Ein Flug, der ihm heute noch im Gedächtnis ist, so als wäre er gerade erst gewesen, ist der mit der ASK 18 über Innsbruck. In knapp 7000 Metern Höhe war natürlich Sauerstoff notwendig "und die Welt unter mir war recht klein, München sah ich in etwa der Größe eines Bierdeckels", lacht Elmar Umhöfer.

Mittlerweile hat der heute 90-Jährige 5457 Flüge hinter sich. Ein Ende ist nicht abzusehen. Eine Besonderheit war für ihn, als er vor fast 30 Jahren mit Peter Volz gemeinsam einen Doppeldecker nach dem Baukastensystem zusammen baute. Mit diesem fliegt er heute noch. Stolz ist er auf die Kennung "D-MSEU" (Markt Saal Elmar Umhöfer).

Gründer des Flugsportvereins Grabfeld

Wenn der Name Elmar Umhöfer am Flugplatz in Saal genannt wird, ist dieser unweigerlich mit dem Flugsportverein Grabfeld verbunden. Dieser wurde auf seine Initiative hin am 3. Januar 1970 gegründet. In Saal wurde ein Flugplatz eingerichtet und es gab die ersten Probeflüge. Eine Flughalle wurde ebenso gebaut wie ein Fliegerheim.

Was heute nicht mehr möglich ist, waren die großen Flugfeste am Saaler Flugplatz. Der 90-Jährige kann mit Stolz auf all diese Jahre und das, was in dieser Zeit geschaffen wurde, zurückblicken. Er sagt aber auch, dass es ihm immer ganz wichtig war, dass seine Familie dies alles akzeptierte und mitgetragen hat.

 
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Kommentare
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  • Uncle-Sam@kabelmail.de
    Ich hab lang überlegt ob ich das schreibe. Aber muss das mit 90 (!) wirklich noch sein? Ich hoffe wirklich dass da mal nichts passiert.
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  • chance.x@web.de
    Bis er abstürtzt (Gott bewahre!) wie viele andern auch
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