Die Gemeinschaftsversammlung der Verwaltungsgemeinschaft Fladungen begann am Montagabend mit einem großen Paukenschlag: Nordheims Bürgermeister Thomas Fischer verlas eine Erklärung, in der er eine weitere Zusammenarbeit mit der Stadt Fladungen infrage stellte, entschuldigte sich bei den Vertretern der Gemeinde Hausen als unbeteiligte Dritte und verließ den Sitzungssaal.
Gar nicht erst erschienen waren die Nordheimer Verbandsräte Gilbert Metz und Sebastian Hippeli – letzterer hätte als Vertreter von Peter Suckfüll an der Versammlung teilnehmen sollen. Fischer hatte ihr Fernbleiben ebenfalls entschuldigt. In Nordheim ist man sich offensichtlich einig, dass ein gutes Miteinander mit der Stadt Fladungen derzeit nicht möglich ist.
Folgen bedenken
Den Grund hatte Fischer eingangs der Sitzung gleich genannt: Er hatte erfahren, dass die Stadt Fladungen laut einem Stadtratsbeschluss, gefasst in nichtöffentlicher Sitzung, „anwaltlich gegen die Gemeinde Nordheim vorgehen“ wolle. „Wenn eine Gemeinde gegen eine andere VG-Mitgliedsgemeinde klagen will, ist eine weitere Zusammenarbeit in meinen Augen nicht möglich“, so Thomas Fischer auf Nachfrage dieser Redaktion. Er habe sich beim stellvertretenden Verbandsvorsitzenden, Hausens Bürgermeister Fridolin Link, und Verbandsrat Frank Eckert aus Hausen entschuldigt, die als unbeteiligte Dritte zwischen den Fronten saßen, so Fischer.
Anschließend habe er die Fladunger Bürgermeisterin Agathe Heuser-Panten und die Verbandsräte aus Fladungen gebeten, sich dafür einzusetzen, den Beschluss des Stadtrats neu zu beraten und eventuell daraus resultierende Folgen zu bedenken. „Diese Bitte ist ernst und ehrlich gemeint“, so Nordheims Bürgermeister abschließend in seiner Erklärung.
Die Verbandsvorsitzende Agathe Heuser-Panten will das Verhalten ihres Bürgermeisterkollegen aus Nordheim nicht kommentieren. „Thomas Fischer hat diesen Weg gewählt, das wird er sich gut überlegt haben“, sagte die Rathauschefin gegenüber dieser Redaktion. Die Mitglieder der Gemeinschaftsversammlung hätten die übrigen Tagesordnungspunkte – etwa die Anschaffung einer neuen EDV-Ausstattung – in der Folge ganz regulär abgehandelt. „Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“
Streit um Rewe
Nun lässt sich spekulieren, warum sich zwischen Fladungen und Nordheim solch ein großer Graben auftut. Es ist kein Geheimnis, dass zwischen den Gemeinden ein Streit um den Rewe-Markt entbrannt ist. Wie berichtet, hatte sich der Rewe-Konzern im Sommer entschieden, seinen Standort im Streutal von Fladungen nach Nordheim zu verlagern. Der Lebensmittel-Konzern hatte zunächst in der Stadt nach geeigneten Baugrundstücken gesucht, die Verhandlungen waren „aus wirtschaftlichen Gründen“ gescheitert. Der Konzern wurde ganz in der Nähe fündig: In Nordheim wird auf der grünen Wiese ein neuer Rewe-Markt gebaut, Anfang 2018 ist die Eröffnung geplant.
Seither rumort es in der Stadt. Die Bürger sind sauer – der einzige Einkaufsmarkt in der nördlichsten Stadt Bayerns wird seine Pforten schließen. In der Stadtratssitzung Anfang November wurden die Weichen für eine Erweiterung des Gewerbegebiets an der B 285 in Richtung Heufurt gestellt – zu spät für Rewe. Der Weggang ist beschlossene Sache. Auch wenn Fladungen möglicherweise versucht, dem Neubau in Nordheim auf dem Klageweg ein Bein zu stellen.
Was auf der Strecke bleibt, ist das Miteinander unter dem Dach der VG Fladungen. Wenn man nicht weiter zusammenarbeiten kann, bleibt als letzter Schluss nur eins: Nordheim verlässt die VG Fladungen und sucht sich andere Partner. Streuabwärts wären das Ostheim oder Mellrichstadt.