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Meiningen
Einheizen und Dampf ablassen: Was die neu eröffnete Dampflok-Erlebniswelt in Meiningen zu bieten hat
Südthüringen ist um eine Attraktion reicher: Nach zehn Jahren Planungs- und Bauzeit steht nun die Dampflok-Erlebniswelt in Meiningen für Besucher offen. Ein Muss für Eisenbahnfans.
Die preußische T13 Dampflokomotive ist das Hauptexponat der Dampflok-Erlebniswelt in Meiningen. Das Stahlross ist rund 40 Tonnen schwer und elf Meter lang.
Foto: Hannes P. Albert, dpa | Die preußische T13 Dampflokomotive ist das Hauptexponat der Dampflok-Erlebniswelt in Meiningen. Das Stahlross ist rund 40 Tonnen schwer und elf Meter lang.
Eike Kellermann
 |  aktualisiert: 10.08.2024 02:38 Uhr

Wo einst die Mitarbeiter vom Reichsbahn-Ausbesserungswerk, kurz RAW, ihre Mahlzeiten einnahmen, ist ein neues Highlight für Südthüringer und Touristen entstanden. Die ehemalige Kantine ist nun die "Dampflok-Erlebniswelt". Immerhin 18 Millionen Euro wurden dafür ausgegeben, wobei der Löwenanteil für die denkmalgerechte Sanierung des Gebäudes draufging. "Das ist das große Investitionsprojekt der Stadt Meiningen nach der Wende", sagt Bürgermeister Fabian Giesder (SPD). Zehn Jahre haben Planungen und Umbau gedauert.

Entstanden ist eine beeindruckende Technik-Show. Betritt der Besucher die ganz in weiß gehaltene Erlebniswelt, wird sein Blick von der im Raum stehenden Dampflokomotive gefesselt. Mit frischem Anstrich in Schwarz und Rot versehen, dazu die Leitungen, Ventile und Armaturen blank gewienert, ist die 1914 im damaligen Königsberg gebaute Preußische T 13 der Hingucker schlechthin.

Nicht nur gucken: Anfassen ist erlaubt

1925 trug sie bei der Deutschen Reichsbahn die Betriebsnummer 92 739. Diese prangt auch jetzt vorn an ihrem schwarzen Kessel. Doch eine aufwendig restaurierte Dampflok reichte den Museumsmachern nicht. Ihr Ziel war es, auch die Funktionsweise des mit Dampf angetriebenen Stahlrosses zu erklären. Und das so verständlich wie möglich, damit auch Familien die Erlebniswelt mögen werden, und so kompetent wie nötig, damit Fachleute keinen Grund zur Beschwerde haben.

Blick in den Führerstand einer Dampflok: Im ehemaligen Kantinengebäude des Meininger Dampflokwerks ist nun die Dampflok-Erlebniswelt eingerichtet.
Foto: Hannes P. Albert, dpa | Blick in den Führerstand einer Dampflok: Im ehemaligen Kantinengebäude des Meininger Dampflokwerks ist nun die Dampflok-Erlebniswelt eingerichtet.

Eine "kühne Idee", findet Bürgermeister Giesder. Aber die Umsetzung ist gelungen. Zum einen, weil in der hellen und übersichtlichen Ausstellung ausdrücklich "Anfassen erlaubt" ist. Zum anderen, weil aufwändige Bildschirm-Simulationen die Funktionsweise der aufgeschnittenen Dampflok deutlich machen. So kann der Besucher per Touchscreen höchstpersönlich zum Lokführer werden, wenn er die großen roten Räder der Lok tatsächlich in Bewegung setzt.

Erlebniswelt rechnet mit 40.000 Besuchern im Jahr

"Bei uns kann man förmlich reinkriechen in die Dampflok", sagt Giesder. "Gestandene Männer werden so wieder zu Kindern." Folgt man ihm, dann geht eine schwer erklärbare Faszination von den Dampflokomotiven aus, die vor 200 Jahren den Verkehr revolutionierten. Die erste deutsche Bahnstrecke wurde 1835 von Nürnberg nach Fürth eröffnet.

40.000 Besucher pro Jahr werden angepeilt, sagt die Leiterin der neuen Meininger Erlebniswelt, die 31-jährige Historikerin Johanna Weißler. Sie stammt aus einem eisenbahnbegeisterten Elternhaus in Berlin, studierte in Leipzig und Erfurt und arbeitete bisher im Deutschen Technikmuseum in Berlin. Ihrer Schilderung zufolge stand die nun so blank gewienerte T 13 noch vor einigen Jahren im hessischen Stadtallendorf, wo sie im Freien ohne Wartung vor sich hin rostete. Nur drei weitere Exemplare dieser in den 1960er Jahren ausgemusterten Baureihe seien noch erhalten.

Meininger Dampflokwerk ist einzigartig in Europa

Das Meininger Bahnwerk ist bis heute aktiv, nun unter der Regie der Deutschen Bahn. Aber noch immer werden in Meiningen auch Dampflokomotiven repariert. Das Werk gilt damit europaweit als einzigartig. Nicht von ungefähr kommen viele Bahnfans nach Meiningen, um das Werk zu besichtigen. Auch die Dampfloktage ziehen alljährlich rund 10.000 Besucher an. Für sie und dazu für alle weiteren Neugierigen ist nun mit der Erlebniswelt eine weitere Attraktion hinzugekommen.

Auch Modelldampfloks sind in den Räumlichkeiten der Dampflok-Erlebniswelt in Meiningen zu sehen. 
Foto: Hannes P. Albert, dpa | Auch Modelldampfloks sind in den Räumlichkeiten der Dampflok-Erlebniswelt in Meiningen zu sehen. 

Ausdrücklich wendet sie sich auch an Schulklassen. Unter fachkundiger Führung können Kinder und Jugendliche nicht nur die aufgeschnittene T 13 erkunden, deren Führerstand begehbar ist. Auch in die europäische Geschichte der Dampflok-Eisenbahnen können sie eintauchen. Zeitzeugen aus dem Meininger Reichsbahn-Ausbesserungswerk, darunter eine frühere Schlosserin, erzählen an einer Medienstation über ihre Arbeit im Betrieb.

Und nach dem Ausstellungsbesuch ist für die Besucher – ob Schülergruppen, Familien oder Eisenbahn-Experten – auch noch eine Stärkung drin. Denn zur Erlebniswelt gehört eine mit roten Lederbänken eingerichtete Gaststätte mit schwarzweißen Fotos aus der Mitropa-Zeit an den Wänden.

Die neue Dampflok-Erlebniswelt in Meiningen

Zu finden ist die neue Dampflok-Erlebniswelt Am Flutgraben 2a in 98617 Meiningen.
Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr; Montag ist Ruhetag.
Die Ticketpreise betragen 9,50 Euro für Erwachsene, ermäßigt 7 Euro, für Kinder 5 Euro. Eine Familienkarte kostet 22 Euro.
Mehr Informationen unter dew-meiningen.de
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  • Peter Koch
    Ist das nicht zu wenig Lokomotive für's Geld?
    Hier gibt es mehr www.dampflokmuseum.de und mit 159km ist die Anfahrt von WÜ auch nur 50km weiter als nach Meiningen. Sogar von NES aus lohnt sich die Reise.
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