
100 Jahre besteht das Dampflokwerk Meiningen, das heute zur DB Fahrzeuginstandhaltung gehört. Am 2. März 1914 hat die damalige Hauptwerkstatt zur Instandhaltung von Dampflokomotiven und Wagen der Königlich-Preußischen Länderbahn den Betrieb aufgenommen.
Im Laufe der hundertjährigen Geschichte hat sich das spätere Reichsbahn-Ausbesserungswerk (RAW) zu einem erfolgreichen Spezialbetrieb für die Fahrzeuginstandhaltung der Deutschen Bahn entwickelt. Neben Reparatur und Wartung von Dampflokomotiven verschiedener Spurweiten arbeiten die Meininger Dampflokwerker auch an Dieselloks, Triebwagen, Reisezug- und Güterwagen.
Bei einem Festakt am vergangenen Freitag unterstrich Werkleiter Jürgen Eichhorn, dass diese nicht einfachen Aufgaben nur mit dem Wissen, der Erfahrung und der Einsatzbereitschaft aller Mitarbeiter zu erfüllen sind.
Erlebniswelt Dampflok
Und genau diese Mitarbeiter sind der Erfolg des Werkes. Bahnchef Rüdiger Grube richtete gerade am 100-jährigen Werksjubiläum den Blick nach vorn. Das Dampflokwerk hat nach Grubes Überzeugung eine große Zukunft. Die Deutsche Bahn ist stolz, dass die verbliebenen und beeindruckenden Prachtstücke der Dampflok-Ära in Meiningen bewahrt und betriebsfähig erhalten werden. Grubers Dank gilt daher den hochmotivierten und fachlich versierten Werksangehörigen, die mit dem Meininger Dampflokwerk ein europaweit erfolgreiches Kompetenzzentrum für historische Eisenbahnfahrzeuge geschaffen haben.
Technikgeschichte, die in Meiningen auf höchstem Niveau geschrieben wird, soll zukünftig erlebbar werden. Beim Festakt wurde der Startschuss zur „Erlebniswelt Dampflok“ gegeben. DB-Chef Rüdiger Grube sowie Christian Carius, Thüringens Minister für Bau, Landesentwicklung und Verkehr, Wirtschaftsstaatssekretär Jochen Staschewski und Fabian Giesder, Bürgermeister der Stadt Meiningen, unterzeichneten den „Letter of Intent“, eine Absichtserklärung zum Ausbau der Erlebniswelt im Gebäude der ehemaligen Werkskantine.
Für Schüler und „Pufferküsser“
Mehr als 23 000 Besucher kommen jedes Jahr ins Dampflokwerk zu den Werksführungen und vor allem zu den Dampfloktagen. Diesen wolle man ganzjährig mit der „Erlebniswelt Dampflokomotive“ eine einmalige touristische Attraktion bieten. Dabei stört Eichhorn das Wort Museum. „Wir sind keines, wir wollen die Dampflok erlebbar machen“.
Ins „Erlebnis-Zentrum“ kommt eine richtige Dampflok, die über drei Etagen begehbar und vor allem begreifbar sein wird. Für 2016 ist die Eröffnung geplant. Die Kosten sind mit rund 3,2 Millionen Euro veranschlagt, auf die Stadt Meiningen entfallen 1,2 Millionen. Zielgruppen vom Vorschulkind bis zum „Pufferküsser“ soll die Erlebniswelt ansprechen. Wobei mit „Pufferküsser“ humor- und liebevoll die „echten“ Eisenbahnfans und -kenner von den Meiningern bezeichnet werden.
Unter anderem werden die Funktionsweise der Dampflok, die beeindruckende Kraft im Kessel und das Dampflokwerk Meiningen als Hort technischen Fachwissens präsentiert. Und natürlich darf der Traum vom Lokführer im Führerstand verwirklicht werden.
Wie viel wiegt eine Schaufel mit Kohlen? Welche Menge muss der Heizer pro Kilometer in die Feuerbüchse schaufeln? Und wie hoch ist der Wasserverbrauch einer Dampflokomotive? Fragen wie diese könnten beantwortet werden.
Zum 100. Geburtstag gab es selbstverständlich eine mit einer Dampflok verzierte Geburtstagstorte, deren Anschnitt Bahnchef Grube oblag. Dann war Gelegenheit geboten, auf dem Werksgelände im Führerstand einer Güterzuglokomotive der Baureihe 41 mitzufahren.

