Vor 50 Jahren war es wärmer als momentan. Daran erinnert sich Christel Lux ganz genau. "Rudis Stammtisch musste aber Umwege in Kauf nehmen, um zu unserer Hochzeit nach Salz zu kommen", erzählt die ehemalige Stadträtin. Denn es herrschte Hochwasser. Mit 17 Jahren hatten sich beide kennengelernt, beim Faschingstanz in Hohenroth. "Rudi hatte eine andere Sälzerin im Blick. Weil die schon vergeben war, hat er sich mit mir unterhalten", lacht Christel Lux.
Und diese Unterhaltung hatte nachhaltige Wirkung. Seither sind sie ein Paar. Das aber gefiel beiden Elternteilen nicht auf Anhieb. Prompt wurde die junge Sälzerin, die bei ihrem Vater Herrenschneiderin gelernt hat, von ihrer Mutter in die Schweiz geschickt. Als Haushaltshilfe sollte sie in Rorschach am Bodensee "auf andere Gedanken kommen". Die Gedanken blieben aber an der Saale, bei ihrem Rudi. Als sie 1968 wieder zuhause war, hatte sie mit ihrem Dackel ein Bündnis geschlossen, dass der nicht bellt, wenn der junge Rechtspfleger aus der Gartenstadt nächtens zu Besuch in Salz weilte.
Hochzeitsanzug selbst genäht
Nach der Hochzeit ("Rudis Anzug habe ich selbst genäht!", so Christel Lux) zogen beide in die Brahmsstraße, um dann in der Gartenstadt eine Eigentumswohnung zu beziehen. Während Rudi Lux seiner Arbeit an Amtsgerichten in Bayern und Thüringen nachging, erlernte seine Frau "1000 Berufe", lacht sie. Von der Saalschreiberin bei Preh wechselte sie ins Architekturbüro Leicht, dann zu Kunert Wellpappe. Nach der Geburt ihres Sohnes Andreas 1976 war sie gar im Schlachthof als Schreibkraft beschäftigt.
Das gefiel aber Heidi Pecht überhaupt nicht. Die Unternehmerin hatten die Luxens bei der NES-KA-GE kennengelernt, wo Christel lange Jahre Garde-Trainerin war. "Du kommst zu uns", sagte Heidi Pecht. Dort avancierte die engagierte Gartenstädterin zur Abteilungsleiterin Damen-Oberbekleidung und Sport. Nach neun Jahren beschloss sie mit ihrem Rudi, sich selbstständig zu machen. Sie übernahm eine Parfümerie am Marktplatz."Eigentlich wollte ich mehr Zeit für die Familie haben. Das erwies sich aber als Trugschluss", lacht die Jubilarin.
Neue Perspektiven eröffnet
Dennoch sind die Luxens froh, dass sie diesen Schritt gemacht haben. "Das hat uns ganz neue Perspektiven eröffnet, obwohl wir weitaus mehr arbeiten mussten", sagt Rudi Lux. Seine Frau war froh, ihn als ruhenden Pol in dieser hektischen Zeit an der Seite zu haben, der nach seinem Dienst am Amtsgericht in Meiningen die Büroarbeiten für die Parfümerie erledigen musste.
Mit einem Schlag standen die beiden auch im öffentlichen Leben in Bad Neustadt. Als Thomas Habermann Landrat wurde, rückte Christel Lux für die CSU in den Stadtrat nach. Ihr Ehemann engagierte sich beim Tennisclub Blau Weiß. Mittlerweile ist er dort seit zehn Jahren Vorsitzender. 14 Jahre blieb seine Frau als Referentin für Handel und Innenstadt im Gremium. "Das war die Brücke zum Stadtmarketing!", weiß Rudi Lux.
Vieles trägt ihre Handschrift
Und aus dem Stadtmarketing ist Christel Lux nicht wegzudenken - bis heute. Sie wiegelt zwar ab, dass sie nur so viel erreichen konnte, weil sie genügend Mitstreiter für ihre Sache hatte. Aber die Themen zu den jeweiligen offenen Sonntagen tragen ihre Handschrift. Auch die Eisbahn oder die Spektakel auf dem Marktplatz kann man in dieser Reihe anfügen.
Dazu passt, dass Rudi und Christel Lux ihre Goldene Hochzeit am Freitag gar nicht groß feiern können. Denn am Vormittag hat sie noch eine wichtige Besprechung für den kommenden offenen Sonntag. Diese verlässt sie aber rechtzeitig, um mit Rudi zur Familie ihres Sohnes Andreas in den Schwarzwald zu fahren. Dort warten die beiden Enkeltöchter auf Oma und Opa.
Am Sonntag aber sind sie wieder zurück. Da macht Christel Lux mit Studenten eine Befragung zur Akzeptanz von offenen Sonntagen.Und Rudi ist auf dem Tennisplatz. Wenn sie mal Zeit haben, lesen und reisen sie gerne. Christel hält sich für ihr ereignisreiches Leben beim Spinning fit - ob im Wasser oder zu Lande, eine echte Powerfrau eben.