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Oberweißenbrunn
Ein traditionsreiches Handwerk und die Herausforderungen des Wandels prägten Michael Backs Karriere als Bäcker
Michael Back aus Oberweißenbrunn ist seit Oktober im Ruhestand. An seinem 65. Geburtstag konnte er auf 50 Jahre als Bäcker zurückblicken.
Michael Back aus Oberweißenbrunn ist seit Oktober im Ruhestand. An seinem 65. Geburtstag konnte er auf 50 Jahre als Bäcker zurückblicken. Von seinen Arbeitgebern wurde er mit einer Rentnertüte in den Ruhestand geschickt. Im Bild (von links) Christian Enders, Angelika Enders, Michael Back und Manfred Enders.
Foto: Heidi Krenzer | Michael Back aus Oberweißenbrunn ist seit Oktober im Ruhestand. An seinem 65. Geburtstag konnte er auf 50 Jahre als Bäcker zurückblicken.
Barbara Enders
 |  aktualisiert: 08.02.2024 15:35 Uhr

"Ich wollte nie selbständig sein, das wurde mir halt in die Wiege gelegt", erinnert sich Michael Back, der Bäcker von Oberweißenbrunn. Sein Vater war Bäcker, und dessen Vater Marcelus gründete sie 1905. Dem damals 15-Jährigen war es vorbestimmt, beim Vater in die Lehre zu gehen und das Bäckerhandwerk zu erlernen.

In seiner Jugend war das nicht immer leicht. Seine Freunde gingen Freitagabend in die Disco und er musste schlafen gehen, weil am Samstagmorgen um 1 Uhr die Arbeit in der Backstube begann, manchmal auch schon früher.

Während der Woche begann der Arbeitstag um 3 Uhr. Die Woche hatte 6 Arbeitstage, und wenn es ein Fest zu beliefern galt, wurde auch sonntags gebacken.

Am 1. September 1973 begann er seine Lehre, die er im August 1976 mit der Gesellenprüfung abschloss. 1978/79 war er für 15 Monate bei der Bundeswehr, 1982 legte er in Würzburg seine Meisterprüfung ab und übernahm 1986 die Bäckerei und das angeschlossene Lebensmittelgeschäft von seinem Vater Josef.

"Da musste scho´ schaff´, dass de des hinkriegst!"

Michael Back erinnert sich an viele Dinge: So backte sein Vater bis in die 1960er Jahre das typische Neujahrsgebäck "Dogge un Gäul" (Puppen und Pferde), das man Kindern schenkte. Die mit buntem Zuckerguss verzierten Plätzchen bekamen ein Bildchen mit einem Gesicht.

Die Bäckerei Back belieferte in den 1970er und 1980er Jahren das Kloster Kreuzberg. Das Kuriose dabei war, dass Bruder Helmut erst gegen 20 Uhr seine Bestellung für den Folgetag aufgab, nachdem er den Wetterbericht studiert und daraus seine Besucherprognose erstellt hatte.

Damals gab es noch keine gefrorenen Rohlinge, erinnert sich Back, man konnte nicht viel vorbereiten, alles wurde frisch gemacht. Das war eine richtige Knochenarbeit. Zudem, sagt er, ist Mehl ein Naturprodukt, "da musste scho´ schaff´, dass de des hinkriegst"!

Am liebsten waren ihm die Torten

Besonders gerne machte er Torten. "Weck' und Brot wollt' ich ned so mach', des hab' ich halt mitgebacken". In den 1980er Jahren boomte das Geschäft mit den Hochzeitstorten. "Damals waren die Leute noch nicht so anspruchsvoll wie heute". Michael Back hatte ein Buch mit Bildern seiner Torten, aus dem sich seine Kunden eine aussuchten.

Das Konditorhandwerk erlernte er ebenfalls bei seinem Vater, der schöne Torten und sogar Eis gemacht hat.

Zu seinem Vater Josef hatte er immer ein gutes Verhältnis, in all den Jahren gab es kein böses Wort. Er stand noch mit 70 Jahren mit Michael gemeinsam in der Backstube, samstags half immer sein Onkel mit. Urlaub gab es nur im Herbst, wenn das Geschäft etwas ruhiger wurde, "im Sommer ging das ned"!

Ein Leben voller Arbeit

Zudem kümmerte er sich zehn Jahre lang um seine pflegebedürftige Mutter, da gab es nur Arbeit, den Laden und die Pflege. In den 2000er Jahren lief die Oberweißenbrunner Bäckerei mit dem Lebensmittelgeschäft immer schlechter. Discounter wie Aldi gruben nicht nur das Wasser im Lebensmittelverkauf ab, sondern auch bei Backwaren.

Irgendwann hat es sich nicht mehr rentiert, erinnert sich der Bäcker bedauernd. Er entschied sich, die Bäckerei Ende 2013 aufzugeben. Ein Glücksfall war dabei, dass eine ehemalige Verkäuferin das Lebensmittelgeschäft in Eigenregie übernahm. Gisela Heil begann 1978 ihre Ausbildung bei Josef Back und war bis zum Schluss im Laden angestellt. Ihre Backwaren bezieht sie heute von der Bäckerei Lenhardt in Oberelsbach.

Von der Selbstständigkeit ins Angestelltenverhältnis

Und was geschah mit dem Bäcker und Konditor Michael Back? Für ihn fand sich eine Arbeitsstelle in der Bischofsheimer Degetsmühle. "Das war ein Glücksgriff für mich"! Back arbeitete hier 3 bis 4 Tage in der Woche, ausschließlich als Konditor. Das Betriebsklima war immer gut, schwärmt er und er hatte "super Kollegen! Ich konnte mich nicht beschweren!"

Er war froh, die Verantwortung abgeben zu können und arbeitete hauptsächlich einer Kollegin zu, das "hat super funktioniert"! Zudem begann die Arbeit frühestens um 4 Uhr, manchmal erst um 6 Uhr. "Die Kollegin machte die Endmontage der Torten, wir haben immer gut zusammengearbeitet."

Für Back war ein weiterer großer Vorteil, dass er immer wusste, was er verdiente, "daheim als Selbständiger weißt du das nicht". Die letzten zehn Jahre waren für ihn entspannter, als in der eigenen Bäckerei, die Arbeitszeit war geregelt und der Verdienst klar.

Jetzt ist Zeit für das Hobby

Michael Back ist seit Oktober im Ruhestand. An seinem 65. Geburtstag konnte er auf 50 Jahre als Bäcker zurückblicken. Von seinen Arbeitgebern wurde er mit einer "Rentnertüte", ähnlich einer Schultüte, in den Ruhestand geschickt.

Die Rente genießt er und hat endlich Zeit für sein Hobby, das Modellfliegen. Nach alle den Jahren wacht Michael Back morgens immer noch zwischen zwei und drei Uhr auf. "Ich merke es und denke - oh, das ist klasse – drehe mich um und schlafe wieder ein"!

 
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