
Flohmarktgänger haben schon bessere Zeiten erlebt. Denn seit die Coronapandemie das gesellschaftliche Leben prägt, gibt es so gut wie keine Gelegenheiten mehr, dem Hobby zu frönen. Weil es staatlicherseits strenge Hygieneauflagen zu beachten gilt, scheuen Veranstalter und Vereine das Risiko, vor allem wenn es sich um große Märkte handelt mit mehreren hundert oder gar tausend Besuchern. Da gestaltet sich die Kontrolle über die Einhaltung der Regeln sehr personalintensiv. Die Vorschriften müssen aber beachtet werden, sonst drohen bei Kontrollen für den Veranstalter empfindliche Strafen.
Steven Häcker und seine Frau Katharina haben sich trotzdem getraut, denn der Festplatz Brügel ist nicht so groß, dass man leicht die Übersicht verlieren könnte. Zwischen 35 und 40 Händler sind es trotzdem, die am vergangenen Samstag ihre Stände aufgebaut haben. Eigentlich hätte Häcker noch mit etwas mehr gerechnet, angesichts der Resonanz, die auf die Ankündigung des Flohmarktes gefolgt war. "Das Telefon hat gar nicht mehr stillgestanden", sagt seine Frau. Das Angebot auf dem Markt ist wie meistens breit gefächert, wenn auch Kinderspielzeug und Anziehsachen häufiger zu finden sind. Ebenso findet man auch Stände mit Antiquitäten, altem Werkzeug und allerlei Krimskrams.
Künftige Einkäufe wollen finanziert werden
Einer, der sein Glück mit einem reichhaltigen Sortiment versucht, ist Thomas Fecke aus Saal. Er outet sich als passionierten Flohmarktbesucher. "Wenn ich am Sonntag nicht auf einen Flohmarkt kann, bin ich kein Mensch", gibt er unumwunden zu. Das sei ein schöner Ausgleich zur Arbeit unter der Woche. Hier treffe man Leute, komme ins Gespräch. Insofern war die jüngste Vergangenheit für ihn eine schlimme Zeit. "Kaufen macht glücklich", sagt Fecke und schmunzelt. Wenn es zu viel werde, müsse man sich auch von dem ein oder anderen trennen - nicht zuletzt, um auch künftige Einkäufe zu finanzieren. Sein Sammelgebiet lässt viel Spielraum, beinhaltete es doch "alles, was schön ist".

Von Kindesbeinen an auf dem Flohmarkt
Schon von Kindesbeinen an war Kristina Fischer aus Ipthausen von ihrer Mutter auf Trödelmärkte mitgenommen worden. Kein Wunder, dass sie sich angesteckt hat mit jenem Fieber, über das Außenstehende nur den Kopf schütteln. Jedes Wochenende - soweit es möglich war - ging es auf die Suche nach den schönen Dingen. "Ich hab es schon sehr vermisst, dass es keine Flohmärkte mehr gab", sagt sie mit Tochter Emilia auf dem Arm. Im Angebot hat sie in erster Linie Kinderspielzeug, Kleider und Möbel.

Eigentlich sollte schon im vergangenen Jahr ein Artikel erscheinen über den Flohmarkt, den Häckers am 19. September 2020 veranstaltet hatten. Die Recherche war beendet, die Fotos waren im Kasten. Als allerdings am gleichen Wochenende eine Hochzeitsfeier einen großen Coronaausbruch zur Folge hatte, der die Inzidenzwerte im Grabfeld in die Höhe schnellen ließ, kam die Redaktion angesichts des Ernstes der Lage zu dem Schluss, dass ein doch ein eher heiterer Artikel, bei dem Corona eine Rolle spielte, nicht passend wäre und man auf eine Veröffentlichung verzichten sollte.

Also dann dieses Jahr. Mittlerweile haben Katharina und Steven Häcker mit dem kleinen Luca Nachwuchs bekommen. Der Junge ist zwar erste ein paar Monate alt, darf aber auch schon Flohmarktluft schnuppern. Seit 2019 betreiben Steven und seine Frau nebenbei die kleine Firma "Häckers Flohmärkte" mit Veranstaltungen bis ins nahe Thüringen und Coburger Land. Aus dieser Gegend ist auch manche Händlerinnen und Händler angereist, wie man an den Autokennzeichen ablesen kann.
Die meiste Arbeit wartet im Vorfeld
Wie viele, die mit dem Flohmarktfieber infiziert sind, besucht auch der mittlerweile 33 Jahre alte Steven Häcker seit seiner Jugend die Veranstaltungen. Es ist die Wiederverwertung von Artikeln, die sonst weggeworfen werden würden, was er so gut findet und dass man damit auch noch etwas Geld verdienen kann. Die meiste Arbeit wartet im Vorfeld, wenn es gilt alles zu organisieren. Kühlschränke, Bierbänke und vieles mehr müssen besorgt, Genehmigungen beantragt werden. Wie gut, dass die Häckers Freunde haben, die helfen. Manche Auflagen sind schwer zu verstehen. Während Händler hinter ihrem Stand medizinische Masken tragen dürfen, müssen Besucher sich mit wesentlich dickeren FFP2-Masken aufrüsten - und das im Freien.

Der Flohmarkt am vergangenen Samstag stand unter einem besonderen Vorzeichen. Kurzfristig hatten sich die Häckers entschlossen, den Erlös aus Getränke und Kuchenverkauf für die Flutopfer zu spenden. 22 Kuchen - auch von Cafés und Konditoreien - waren gespendet worden, zehn hat die Familie selbst gebacken. Zudem war noch eine Spendenbox aufgestellt worden. Insgesamt kamen 800 Euro zusammen. Den nächsten Flohmarkt gibt es am 15. August auf dem Parkplatz von Möbel Angermüller in Salz.