Vor 750 Jahren wurde das kleine Rhöndorf Ginolfs zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Das ist ein Grund zum Feiern. Bei einem zweitägigen Jubiläumsfest am 13. und 14. August werden die Dorfbewohner zeigen, wie das Dorfleben einst aussah: Im Backhaus wird "Brotploatz" gebacken. Ein Blick in die Chronik, die zu diesem Anlass bebildert wurde, erzählt von Eigenarten, vom Gemeinschaftssinn, vom Zusammenhalt und der Geselligkeit, die die Ginolfser schon immer pflegen.
"Ginolfs ist von eher seinen eigenen Weg gegangen und war der Obrigkeit nicht immer gehörig", berichtet Gemeinderat Sven Breunig, der gerade zusammen mit den Vorsitzenden der Vereine das Jubiläumsfest auf die Beine stellt. So ist in der Chronik zu lesen, dass das Verbot der Spinnstube (für die Frauen) und Lichtstube (für die Männer), die Unterhaltung und Kurzweil an langen Winterabenden geboten haben, in Ginolfs einfach nicht vollzogen wurde. Ein Betreiber der Männerlichtstube im Jahr 1828 wurde zwar im Gemeinderat befragt, beteuerte jedoch, dass bei dem täglichen Umtrunk kein Unfug getrieben werde, sodass man ihm weiter gewähren ließ.
Nicht jeder war in Ginolfs willkommen
Auch musste mehrfach ein Gericht die erhöhten Aufnahmegebühren von "Ausländern", die nicht aus Ginolfs stammten, für nichtig erklären. Trotzdem waren die Ginolfser darauf bedacht, ihre Einwohnerzahl nicht weiter unnötig zu erhöhen, da sie beschränkte Erwerbsverhältnisse durch die begrenzte Fläche an Land fürchteten. So weigerten sich beispielsweise alle Einwohner, die Hochzeit eines Zugezogenen zu gestalten. "Aus dem gleichen Grund ist man heute noch nicht geneigt, wahllos jeden in die Dorfgemeinschaft aufzunehmen", steht in der Chronik von Siegfried Sperber aus dem Jahr 1939.
Wenn man dazugehört, hat man Privilegien
Wenn man jedoch einmal Ginolfser war, dann wurde zusammengehalten. So verpflichteten sich die Ginolfser in ihrer Dorfordnung im Jahr 1854 selbst, bei dem Weide-Tod eines Rindes, eines Ochsen oder einer Kuh für Geld ein Stück Fleisch dem unglücklichen Besitzer abzunehmen. Auch gesellig waren die Ginolfser schon immer. Im Jahr 1542 wurde die Regel aufgestellt, dass bei dreimaligem Läuten der Vorsteher jeder Familie erscheinen muss. Wer nicht erscheint, müsse vier Pfennige Strafe bezahlen. "Das Geld wird in der Gemeinde vertrunken", heißt es in der Dorfordnung.
Der Zusammenhalt, Gemeinschaftssinn und große Einsatz der Ginolfser ist noch heute bei großen Festen zu spüren, die die Ginolfser alljährlich feiern. Das Backhausfest im August und der Weideabtrieb im Oktober sind besondere Attraktionen für Einheimischen und Gäste.
Ein Rundgang durch die alten Höfe
Ein Rundweg durch die Höfe mit vielen Attraktionen zeigt, wie die Ginolfser früher gelebt haben und heute noch leben. Es gibt Landmaschinen im Betrieb zu sehen, historisches Backen in der Alten Schule, Holzschuhproduktion, eine historische Schulstunde, die Dreschmaschine kommt zum Einsatz, außerdem ist eine Zimmerei, Spinnstube, ein Schafscherer, eine Töpferei, Honig und vieles mehr zu erleben. Ginolfser Direktvermarkter präsentieren ihre Produkte und die Besucher dürfen sich auf eine historische Fotoausstellung freuen. Auch Tiere wie das Rhönschaf, Ziegen, Rinder und Alpakas gilt es zu bestaunen.
Die Veranstalter weisen darauf hin, dass die Durchfahrt durch Ginolfs am Festwochenende gesperrt ist und die Zufahrt nur von Weisbach erfolgen darf. Das Parken ist auf einer ausreichenden Zahl an ausgewiesenen Parkplätzen vor der Ortschaft möglich.