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MELLRICHSTADT
Ein Ausklang mit Nachhall
Der Lehrerchor, am Flügel von Urs John begleitet, stimmte das Publikum ein mit dem fröhlichen „Lama“, das zu seinem Leidwesen trotz redlichen Bemühens niemals „im hohen Bogen“ ausspucken konnte. FOTO Fred Rautenberg
| Der Lehrerchor, am Flügel von Urs John begleitet, stimmte das Publikum ein mit dem fröhlichen „Lama“, das zu seinem Leidwesen trotz redlichen Bemühens niemals „im hohen Bogen“ ausspucken konnte.
Bearbeitet von Fred Rautenberg
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:28 Uhr

O musica! Optima artium dea! Oder war es der genius loci, der das Publikum zu Beifallsstürmen hinriss? Vielleicht auch. Aber vor allem: Es war einfach schön, das denkwürdige Lehrerkonzert am Martin-Pollich-Gymnasium Mellrichstadt, mit dem das Jubiläumsjahr der Schule ausklang. Direktor Robert Jäger hatte sich sehr getäuscht, und er war gar froh darüber, wie er bei der Begrüßung der Besucher in der Aula bekannte: Das Haus war – gegen seine ursprünglichen Befürchtungen – voll!

Zahlreiche Veranstaltungen

Auf fünfzig Jahre kann das Mellrichstädter Gymnasium zurückblicken, und dazu hatte es im Jubiläumsjahr viele Veranstaltungen gegeben. Im Februar war die noble Festschrift präsentiert worden, im März war der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle gekommen, zusammen mit der Landeselternvereinigung zu deren 67. Mitgliederversammlung.

Dreimal, Ende März und Anfang April, führte die Theatergruppe der Oberstufe Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“ auf, im Juni zogen die Jungschauspieler der Unter- und Mittelstufe mit der „Sherlock-Holmes“-Komödie nach. Anfang Juli fanden zwei Projekttage zum Thema „50 Jahre MPG“ statt.

Besondere Akzente

Und nun dieses Abschlusskonzert der ganz außergewöhnlichen Art. Nicht so sehr das Programm war es, das freilich wunderschöne Musikstücke bot; es waren die Ausführenden, die den besonderen Akzent setzten: die Lehrer und mit Karmen Wille eine der Sekretärinnen der Schule. Das passte natürlich sehr gut zu dem musischen Zweig des MPG, wenn Sprach- und Religionslehrer und Naturwissenschaftler wie Stefan Wintersteiner am Flügel, Stefanie Gilges und (als Aushelferin) Elisabeth Kuhn mit der Altblockflöte oder wie Andreas Groß mit der Klarinette brillieren.

Brillant waren natürlich auch die angestammten Musiklehrer mit ihren Beiträgen, Magdalena Schmid-Schindler mit der Violine, Gunda Schwen mit der Querflöte, Jaroslaw Kantorski mit der Gitarre, Marcel Steinrichter mit der Klarinette, Urs John am Klavier und Frank Stäblein am Marimbafon.

Fulminantes Bach-Allegro

Den fröhlich-übermütigen Auftakt aber machte der Lehrerchor, mit dem Urs John „Das Lama“ einstudiert hatte (Text von Heinz Erhardt und Vertonung von J. Edelmann). Schmid-Schindler, Gilges, Kuhn und Wintersteiner boten ein fulminantes Allegro aus Bachs 4. Brandenburgischem Konzert in G-Dur, ein festlich-vornehmer Satz, der bei dem angesetzten Tempo Profi-Können bei den Ausführenden verlangte. Von ganz anderem Charakter waren die zwei Stücke, die Schwen und Kantorski darboten. Heiter-erzählerisch der Auftakt zu „La Cenerentola“ von Chopin, zierlich-tändelnd am Anfang, mit Wechsel bei den Variationen in ein versonnen-wehmütiges Moll, in ein jubelnd-zwitscherndes Allegro und ein fantastisch akzentuiert gespieltes Presto. Dem ließen die beiden Künstler ein sehr spanisches „Granada“ von Rossini folgen, variabel und expressiv in der Gestaltung, intensiv erlebtes, sich verströmendes Leben durch den Zauber perfekter Musik.

Das folgende Stück, das Allegro aus dem Konzert für zwei Klarinetten von F. Krommer, konnte nicht verleugnen, dass es von drei Männern vorgetragen wurde: Groß und Steinrichter mit der Klarinette und John am Klavier. Das startete gleich mit einem wuchtigen Forte, setzte sich mit präzisem Zusammenspiel beim Wechsel des Führungsinstruments fort, immer mit großer Dynamik, mit einem marschähnlichen Grundrhythmus, befreit aufspielend, aber auch innig in sich gekehrt oder tänzerisch verspielt. Stäblein ließ dann den Zauber des Marimbafons erklingen mit seinem eigentümlich schmeichelnd-gläsernen Hohlklang. Zunächst, mit „Rain Dance“, war es ein rhythmisch abwechslungsreiches Stück mit Forte-Passagen, mit decrescendo bis zum Pianissimo im Ausklang. Stäblein zeigte mit seinem zweiten Stück noch deutlicher, wie virtuos er sein Instrument beherrscht, mit dem „Opus 6 Nr. 10“ von M. Rife, scherzohaft und atemberaubend schnell und exakt gespielt.

Voller Anmut und Würde

Mit dem letzten Beitrag lebte noch einmal die Barockmusik auf. Schmid-Schindler, Gilges und Wintersteiner spielten zwei Sätze aus Telemanns Triosonate in c-Moll: ein gefälliges Andante voll Anmut und Würde und ein Allegro mit einer strahlenden Melodie, alles wundervoll im harmonischen Zusammenspiel von den drei Lehrern vorgetragen.

Am liebsten hätte er seinen Kollegen einen Extra-Tag dienstfrei gegeben, schmunzelte Schulleiter Jäger am Ende des Konzerts, musste es in Hinblick auf die Schüler allerdings versagen. Dafür wies er auf den Kalender hin, den seine Schüler mit Abbildungen von Arbeiten aus dem Kunstunterricht gestaltet hatten. Den konnte man für auch erstehen. Das Besondere daran: Er gibt die Tage für 17 Monate an! Nämlich für das ganze Schuljahr 2017/18, weitergeführt bis Ende 2018.

Von wunderbarer Zartheit waren die beiden Stücke, die Gunda Schwen und Jaroslaw Kantorski vortrugen. Foto Fred Rautenberg
| Von wunderbarer Zartheit waren die beiden Stücke, die Gunda Schwen und Jaroslaw Kantorski vortrugen. Foto Fred Rautenberg
 
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