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OSTHEIM
Eberhard Helm: „Ich bin gern für meine Patienten da“
Eberhard Helm ist seit 33 Jahren Allgemeinarzt in Ostheim. Er ist sich sicher, dass er einen Nachfolger für seine Praxis finden wird, möchte aber auch gern noch einige Jahre für die Patienten da sein.
Foto: Simone Stock | Eberhard Helm ist seit 33 Jahren Allgemeinarzt in Ostheim. Er ist sich sicher, dass er einen Nachfolger für seine Praxis finden wird, möchte aber auch gern noch einige Jahre für die Patienten da sein.
Simone Stock
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:46 Uhr

Der viel zitierte Hausärztenotstand auf dem Land stößt Eberhard Helm sauer auf. Der Ostheimer Allgemeinarzt sieht die Situation längst nicht so dramatisch, wie sie von manchen Kollegen und auch der Politik dargestellt wird. „Die ärztliche Versorgung auf dem Land ist besser als ihr Ruf“, sagt Helm. Die Versorgung im Landkreis Rhön-Grabfeld sei derzeit sehr gut, und auch für die Zukunft sieht er große Chancen, dass Praxisinhaber einen Nachfolger finden – wenn die Voraussetzungen passen.

Noch fünf Jahre weiterarbeiten

Eberhard Helm hat 1985 seine Praxis in Ostheim eröffnet und versorgt seither Patienten im Streutal und in der Oberen Rhön. „Ich bin seit 33 Jahren Hausarzt, und mein Beruf füllt mich immer noch voll und ganz aus“, sagt der 66-Jährige. Warum sich also aufs Altenteil zurückziehen? „Ich möchte gern noch mindestens fünf Jahre weiterarbeiten“, sagt Helm, „sonst würde mir etwas fehlen.“ Das kann auch in einer Praxisgemeinschaft mit einem jungen Kollegen oder einer Kollegin sein. Helms Pläne gehen dahin, einen Nachfolger für seine Praxis zu finden, in der er weiterhin als Partner mitarbeiten kann.

„Ich glaube, dass mein Fachwissen zu wertvoll ist, um es im Ruhestand brach liegen zu lassen“, so der Ostheimer. Er weiß, dass es vielen Kollegen ebenso geht. Darüber hinaus möchte Helm gerne noch junge Ärzte weiterbilden, was allerdings nur möglich ist, wenn er ganztags in der Praxis arbeitet.

Das Hausarztleben ist schön

Das Hausarztleben auf dem Land ist für Eberhard Helm mehr eine Berufung denn ein Beruf. Und er kennt junge Kollegen, die sich gern als Allgemeinarzt in der Region niederlassen möchten. Er ist, was die Versorgung der Patienten in Rhön und Streutal betrifft, positiv gestimmt. „Hier droht kein Hausärztemangel“, ist er sich sicher. Helm ärgert sich, wenn er von der drohenden Überalterung der Ärzte im Raum liest und auch vom schlechten Image, das einem Berufsleben als Allgemeinarzt zugeschrieben wird. „In meiner Familie haben viele junge Leute Medizin studiert, sie haben bei ihren Eltern gesehen, wie schön das Hausarztleben ist.“

Bunter Patientenstamm

Helm selbst bildet seit über 15 Jahren Studenten aus und zeigt den Nachwuchsmedizinern, dass sie keine Angst haben müssen, auf dem Land zu praktizieren, dass keine überbordende Arbeitsbelastung droht und auch der Patientenstamm bunt gemischt ist.

Derzeit sieht er eher das Problem für junge Ärzte, eine Stelle im Landkreis zu finden. Denn laut Plan ist Rhön-Grabfeld mit Ärzten überversorgt, und diese Arztsitze sind derzeit belegt – von Ärzten, die seit Jahrzehnten im Kreis praktizieren, ihre Patienten gut kennen und eben noch nicht in den Ruhestand gehen möchten. So wie Eberhard Helm. Er kennt viele Kollegen, denen es ebenso geht. Sie denken über neue Konzepte für die Zukunft nach, etwa Praxisgemeinschaften, in denen ihr Fachwissen noch auf lange Sicht gefragt und die Versorgung der Patienten sichergestellt ist. „Wir denken darüber nach, wie wir junge Kollegen in die Praxen bringen, ohne gleich selbst aufhören zu müssen“, macht er deutlich.

Umstände müssen passen

„Natürlich gibt es auch Ärzte, die keinen Nachfolger für ihre Praxen finden“, daraus macht Eberhard Helm keinen Hehl. Das habe dann aber meist andere Gründe, etwa die Größe der Praxen, die einen einzelnen jungen Mediziner überfordern und sich vielleicht eher für ein Ärztepaar eignen würden. Ein junger Allgemeinarzt, der zuletzt in der Praxis Helm eine Weiterbildung absolviert hat, hat sich im Raum Schweinfurt niedergelassen. „Einfach deshalb, weil es da eine freie Stelle gab“, weiß der Ostheimer. Helm ist sich sicher, dass der junge Arzt auch eine Praxis in Rhön-Grabfeld übernommen hätte, wenn die Möglichkeit bestanden hätte.

Das Interesse an den Arztstellen im Landkreis sieht der 66-Jährige auch darin begründet, dass es seit 2011 den Weiterbildungsverbund mit der Kreisklinik in Bad Neustadt und nun mit dem Rhön-Klinikum Campus gibt, der eben genau dies zum Ziel hat: junge Allgemeinmediziner für den Landkreis zu gewinnen. „Wir sind da in ein Vakuum gestoßen“, sagt Helm, Gründungsmitglied des Verbunds. Jungen Ärzten wird die Weiterbildung in Bad Neustadt garantiert, sie müssen sich ihre Weiterbildungsstellen nicht selbst organisieren und sich um Formalitäten und Bewerbungen kümmern. Das Angebot wird gern genutzt, und Eberhard Helm sich sicher, dass er in seiner Praxis, die als akademische Lehrpraxis der medizinischen Fakultät der Universität Würzburg anerkannt ist, weitere Ärzte für Allgemeinmedizin weiterbilden wird.

Praxis wird nicht geschlossen

Das macht der Ostheimer nun auch in seiner Praxis publik. Denn in der letzten Zeit ist der 66-Jährige häufig von Patienten gefragt worden, wie lange er noch als Hausarzt praktizieren wird. Gerüchten, er werde seine Praxis schließen, tritt Eberhard Helm vehement entgegen. „Ich bin gerne für meine Patienten da, und viele freuen sich, wenn sie hören, dass ich weiterpraktizieren werde.“ Die Dankbarkeit, die ihm seine Patienten entgegenbringen, wenn er sich Zeit für sie nimmt, das Vertrauensverhältnis, das er über viele Jahre zu den Menschen aufgebaut hat, will er nicht missen. Und doch ist er bereit, für einen jungen Kollegen Platz zu machen, wenn er als Partner in der Praxis mitarbeiten kann. „Man muss die jungen Leute mal ranlassen, aber mein Fachwissen ist eben auch noch gefragt“, sagt der passionierte Hausarzt.

Dass im Altlandkreis die Rede davon ist, dass „demnächst“ zahlreiche Ärzte in Pension gehen, habe bei vielen Patienten für Verunsicherung und bei den Praxisinhabern für Unmut gesorgt, das weiß Helm nach vielen Gesprächen mit den Kollegen. Und er versichert, dass zahlreiche Ärzte im Streutal noch auf längere Sicht für die Menschen da sein wollen. Dem spreche aber nicht dagegen, dass auch junge Mediziner schon einmal Landluft schnuppern sollen, um Gefallen am Hausarztdasein zu finden.

Kommunen sind gefragt

Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, können sich viele junge Ärzte ein Leben auf dem Land vorstellen, weiß Eberhard Helm. Hier sind auch die Kommunen gefragt, vor allem, was die Infrastruktur betrifft. Und natürlich ist es auch wichtig, dass die Partner einen geeigneten Arbeitsplatz in der Region finden. Durch den Weiterbildungsverbund sieht der Ostheimer gewährleistet, dass die Region jungen Medizinern schmackhaft gemacht wird. „Und wenn dann eine Arztstelle frei wird, glaube ich, dass Nachfolger gefunden werden und die Versorgung der Patienten auf lange Sicht gewährleistet ist.“

 
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