
Bereits über drei Stunden vor Beginn der Großen Schlagergala standen Schlagerfans vor den Türen der Stadthalle in Bad Neustadt an, um sich gute Plätze zu sichern. Ja, die Schlagergala, die heuer zum dritten Mal stattfand, hat inzwischen einen Kult-Status erreicht. Selbst diejenigen, die mit Schlagern nichts anfangen können, freuten sich auf diese Show.
Der Ideengeber Christian Zinn hatte im Vorfeld nicht zu viel versprochen. Nach dem Drehbuch großer Fernsehshows wie "ZDF-Hitparade" oder "Melodien für Millionen" präsentierten insgesamt über zwanzig Musikerinnen und Musiker, alle aus der Region, mit außergewöhnlicher Perfektion und viel Witz in einem liebevollen Ambiente vornehmlich Schlager der 50er, 60er und 70er Jahre. Bereits beim Einlass in das Foyer wurden die Gäste musikalisch begrüßt. Dort empfing sie die Band "SwingPack" mit Lounge-Musik.

Als dann der Moderator des Abends, Nico Rossmann, im Samtanzug und im Stil von Dieter Thomas Heck die Schlagergala in diesem "ehrenwerten Haus" eröffnete, startete eine dreistündige Reise in die Welt des Schlagers. Nicole Dippold beschrieb ihre Gefühle vor dem Auftritt mit Gitte Haennings Titel "Lampenfieber". Begleitet wurde sie dabei von den Tänzerinnen und Tänzern des Faschingsvereins Fuchsstadt. Die Garde tanzte nicht nur; sie interpretierte die jeweiligen Schlagertitel in opulenten Bildern, ein Augenschmaus.
Christian Zinn als Howard Carpendale
Nachdem Christian Zinn als Howard Carpendale die "Samstag Nacht" besang, war es wieder Nicole Dippold, die in einem ruhigen Swing "So wie ich" von Burt Bacharach die Sängerin Marion Maerz imitierte. Nun kam die zweite stimmgewaltige Frau des Abends auf die Bühne, Larissa Hoppe. Mit viel Gefühl, aber auch kraftvoll interpretierte sie "Ganz Paris träumt von der Liebe". Mit dieser Komposition von Cole Porter gelang Caterina Valente 1955 der Durchbruch zu einer großen Karriere. Der Trompeter der Band, Frank Brixel, hatte auch diesen Chanson für die Schlagergala arrangiert.
Vor der Pause kam dann Lorenz Manger zu seinem großen Auftritt, zunächst als Heino mit "Karamba, Karacho, ein Whisky", dann überzeugend in der Rolle von Udo Jürgens mit "Merci Chérie", "Ein ehrenwertes Haus" und – zusammen mit Larissa Hoppe – "Immer wieder geht die Sonne auf".

Schlager malen mit ihren Texten oft eine heile Welt. Der Moderator Nico Rossmann, der auf Erfahrung beim Fernsehsender RTL zurückgreifen kann, kommentierte dies oft witzig, manchmal satirisch überspitzt. Er hob jedoch auch den Optimismus hervor, den viele Lieder ausstrahlten, ein positives Lebensgefühl, das uns manchmal abhandengekommen sei.
Wunderbare Momente zum Ende des Konzerts
Nico Rossman startete selbst den zweiten Teil des Abends mit Peter Alexanders Lied "Im weißen Rössl". Als Referenz an Cindy & Bert sangen im Quartett Nicole Dippold, Larissa Hoppe, Daniel Rossman und Lorenz Manger "Wenn die Rosen erblühen in Malaga". Farbenfroh begleitete die Garde Nicole Dippert bei dem Lied "Tipitipitipso" von Caterina Valente. Überzeugend, wie sie später in Katja Ebsteins Lied "Was hat sie, das ich nicht habe" die unsichere und verletzte, verwirrte und zornige Frau spielte, und wie dann Johannes Kehl "Nur ein kleines Stück Papier" von Wolfgang Petry und "Du" von Peter Maffay aus dem Jahr 1970 interpretierte.
Wunderbare Momente zum Ende des Konzerts: Der Auftritt von Larissa Hoppe als Vicky Leandros mit "Ich liebe das Leben" begeisterte das Publikum. Dann verabschiedete sich der musikalische Leiter des Projekts, Christof Lemberg, mit Reinhard Meys "Gute Nacht, Freunde". Und schließlich standen alle Akteure des Abends gemeinsam auf der Bühne – mit einem Titel der Münchner Freiheit, der auch ein Motto des Abends hätte sein können: "Solang' man Träume noch leben kann."
Im kommenden Jahr kehrt die Große Schlagergala mit einem Zusatzkonzert am 12. und 13. Dezember 2025 zurück. Der Vorverkauf hat bereits begonnen.