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Wargolshausen
Dreschfest in Wargolshausen: In sechs Schritten vom Korn zur Dreschmaschine – so arbeiteten Bauern früher
Moderne Mähdrescher haben dafür gesorgt, dass die Erntezeit auf zwei Wochen begrenzt werden konnte. Wie mühselig die Ernte früher war, wird beim Dreschfest gezeigt.
Der Selbstbinder revolutionierte in den 1940er Jahren die Schnitternte. Die Maschine schnitt die Getreidehalm und band sie automatisch zu Garben.
Foto: Ansgar Büttner | Der Selbstbinder revolutionierte in den 1940er Jahren die Schnitternte. Die Maschine schnitt die Getreidehalm und band sie automatisch zu Garben.
Ansgar Büttner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:38 Uhr

Der trockene Sommer hat es ermöglicht, dass heuer die Getreideernte in Rekordzeit abgeschlossen werden konnte. Stoppelfelder prägen mittlerweile das Bild. Die begonnene "flache Bodenbearbeitung‘" gibt vereinzelt sogar schon einen Vorgeschmack auf das herbstliche braun der Fluren.

Moderne Mähdrescher – teilweise mit Schnittbreiten von zwölf Metern und mehr - haben dafür gesorgt, dass die Erntezeit auf ungefähr zwei Wochen begrenzt werden konnte. Verständlich, schließlich schafft so ein Super-Mähdrescher ein fünf Hektar großes Weizenfeld in etwa 60 Minuten. Das war nicht immer so. Werfen wir einmal einen Blick auf die Getreideernte von anno dazumal.

1. Am Anfang steht die Aussaat

Bereits im Herbst wird die Weizensaat ausgebracht.
Foto: Ansgar Büttner | Bereits im Herbst wird die Weizensaat ausgebracht.

Alles beginnt mit der Aussaat. Zumindest die Wintersaat, also unter anderem Weizen und Wintergerste, werden bereits im Herbst ausgebracht. GPS-gesteuerte Großmaschinen haben auch in diesem Bereich für revolutionäre Entwicklungen gesorgt. Vorbei die Zeit, wo der Bauer mit umgehängter Säschüssel mit routinierter Handbewegung die Körner auf dem vorbereiteten Ackerfeld ausstreute. Es war eine andere Zeit; ein anderer Taktschlag. Nicht umsonst sprach man von einem Tagwerk. Eine Bezeichnung für eine Fläche, die mit einem Ochsengespann an einem Tag gepflügt werden konnte. Arbeitsleistung: etwa ein Drittel Hektar!

2. Das Wunder der Kornvermehrung

Das Getreide wächst im Laufe des Frühjahrs und der Sommermonate heran und bildet Ähren und Körner aus.
Foto: Ansgar Büttner | Das Getreide wächst im Laufe des Frühjahrs und der Sommermonate heran und bildet Ähren und Körner aus.

Nach den ersten zarten grünen Halmen im Frühjahr lässt sich schon bald die Ausbildung der Ähren erkennen. Das Getreide reift. Es "sprosst" und aus dem winzigen Korn entwickelt sich ein stattlicher Halm mit drei bis vier Ähren, jeweils 30 Körner tragend. Es ist auch in der modernen, digitalisierten Welt faszinierend, diese Phasen des Wachsens und das Wunder der Natur zu beobachten; zu sehen, wie im Hochsommer das saftige Grün zu einem leuchtenden Gelb mutiert. Die Ähren sind reif.

3. Selbstbinder sorgt für große Erleichterung

Der Selbstbinder revolutionierte in den 1940er Jahren die Schnitternte. Die Maschine schnitt die Getreidehalm und band sie automatisch zu Garben.
Foto: Ansgar Büttner | Der Selbstbinder revolutionierte in den 1940er Jahren die Schnitternte. Die Maschine schnitt die Getreidehalm und band sie automatisch zu Garben.

Bevor Maschinen die Äcker eroberten, musste das Getreide früher mühsam mit der Sense geschnitten und zu Garben gebunden werden. Der Selbstbinder, der in den 1940er Jahre eingesetzt wurde, brachte dank des maschinellen Schneidens der Halme und dem automatischen Binden zu Garben schon eine enorme Erleichterung für die Bäuerinnen und Bauern. Denn abschließend mussten die Garben "nur" noch zum Trocknen aufgestellt werden. Dies war erforderlich, weil das Schneiden vor der endgültigen Reife erfolgte, um Körnerverlust zu verhindern.

4. Die Garben kommen in die Scheune

Die trockenen Garben mussten nach dem Trocknen zum Dreschen in die Scheune gefahren werden.
Foto: Ansgar Büttner | Die trockenen Garben mussten nach dem Trocknen zum Dreschen in die Scheune gefahren werden.

Für den Bauern spielt das Wetter das ganze Jahr über eine wichtige Rolle. Aber vor allem während der Erntezeit ist der Blick gen Himmel unerlässlich. Mit dem Schneiden der Halme war früher die Sorge noch längst nicht vorbei. Schließlich standen die Getreidegarben ja immer noch für ein paar Tage auf dem Acker, bevor die Einfahrt in die schützende Scheune erfolgen konnte. Es konnte sogar vorkommen, dass Gewitter und Regen das Umsetzen der Getreidebüschel noch einmal erforderlich machten.

5. Kraftakt für die ganze Familie

Die ganz Familie war bei der Getreideernte im Einsatz. Selbst die Kinder mussten mithelfen.
Foto: Ansgar Büttner | Die ganz Familie war bei der Getreideernte im Einsatz. Selbst die Kinder mussten mithelfen.

Die Getreideernte in früherer Zeit war äußerst arbeitsintensiv. Wenngleich erste technische Geräte zur Verfügung standen, war ein hohes Maß an Handarbeit angesagt. Deshalb war die Mithilfe der ganzen Familie erforderlich.

Auch die Kinder wurden nicht verschont. Während im fortgeschrittenen Alter schon beim Aufstellen der Garben mitgeholfen werden musste, hatten die Kleinsten mit dem Aufsammeln von Ähren ihren Beitrag zu leisten.

6. Dreschmaschine erledigte den Rest

Vorgänger der Mähdrescher war die Dreschmaschine. Für die damalige Zeit ein Wunderwerk der Technik. In einem Arbeitsgang wurde die Spreu vom Weizen getrennt und das Stroh gepresst. Das Bild entstand beim Brauchtumsfest 2011 in Wargolshausen
Foto: Ansgar Büttner | Vorgänger der Mähdrescher war die Dreschmaschine. Für die damalige Zeit ein Wunderwerk der Technik. In einem Arbeitsgang wurde die Spreu vom Weizen getrennt und das Stroh gepresst.

Während heute ein Mähdrescher in einem Arbeitsgang das Getreide schneidet, die Körner von der Spreu trennt und das Stroh zu Büscheln bindet, schloss sich früher nach der "Schnitternte" noch das eigentliche Dreschen in den Scheunen an.

Es war eine kleine technische Revolution, als die Dreschmaschine den Dreschflegel ablöste. Denn jetzt trieb ein einzelner Motor alle Walzen, Schüttelsiebe, und die Strohpresse dieses hölzernen Kolosses an. Es mussten "nur" noch die 75 bis 100 Kilogramm schweren Körnersäcke auf den Dachboden getragen werden. Von Romanik keine Spur. Brutaler Staub und harte Handarbeit prägten trotz allem Fortschritt noch die Arbeit bei der Getreideernte.

Erlebbar wird diese Zeit am kommenden Sonntag in Wargolshausen. Im Rahmen des Dreschfestes wird die Dreschmaschine aus dem Jahre 1957 an eine längst vergangene Ära erinnern.

Dreschfest

Das Dreschfest geht am Sonntag, 14. August, über die Bühne. Um 9.30 Uhr ist ein Wortgottesdienst im Kommunikationshof. Die offizielle Eröffnung ist um 10.30 Uhr durch Manuela Rottmann, Staatssekretärin für Ernährung und Landwirtschaft. Danach gibt es Programm, zu dem auch Dreschvorführungen gehören. Ab 17 Uhr gibt es Musik zum Festausklang.
Quelle: anb
 
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