365 Tage Dorfladen Besengau: Seit zwölf Monaten gibt es in Bastheim wieder frische Brötchen, Wurstwaren, frisches Obst und Gemüse, Getränke und Dinge des täglichen Bedarfs zu kaufen. Ein Jahr, in dem bei weitem noch nicht alles reibungslos lief, in dem aber vor allem das Bemühen von Geschäftsführung und Verkaufsteam im Mittelpunkt stand, den Dorfladen in den Alltag der Besengau-Bewohner und darüber hinaus zu integrieren.
Der Laden ist mittlerweile ein Ort, an dem man nicht nur seine Einkäufe erledigt. Hier treffen sich – gerade jetzt, wo Corona das Vereinsleben fast zum Erliegen gebracht hat – die Dorfbewohner auf einen Kaffee, halten einen Plausch und tauschen Neuigkeiten aus.
Ein Jahr nach der teilweise mit großen Erwartungen, aber auch Zweifeln begleiteten Eröffnung des Geschäftes gilt es, Zwischenbilanz zu ziehen. Sind alle Hoffnungen erfüllt worden? Wie steht der Dorfladen finanziell da? Trägt er sich ? Und wie ist er in der Bevölkerung angekommen? Die Geschäftsführer Renate Molzberger, Karin Hahn und Rolf Mörchel sowie Nicole Murche, Leiterin des Verkäuferinnenteams, geben Auskunft.
Kunden kaufen vorwiegend Kleinigkeiten
"Der Laden ist gut angelaufen und fast alle betrieblichen Abläufe haben sich gut eingespielt", sagt Renate Molzberger. Laut Nicole Murche ist der Dorfladen in der Gemeinde gut angekommen und wird auch gern genutzt. Die Verkäuferinnen haben zu vielen Kunden fast schon ein freundschaftliches Verhältnis aufgebaut. "Dennoch muss man sagen, dass viele Kunden nur Kleinigkeiten im Laden einkaufen", so Murche. Hier sei noch Luft nach oben.
"Wir haben mittlerweile ein breit aufgestelltes Sortiment an loser Ware von regionalen Lieferanten", führt Karin Hahn an. Sie verweist auf die gut sortierte Bio-Ecke mit verschiedensten Produkten aus der Region. Zudem gibt es Wurst, Essen aus der heißen Theke vom Metzger und auch Fleisch auf Vorbestellung. Nachdem die Bäckerei Euring aus Reyersbach, die den Laden normalerweise beliefert, vom 26. Oktober bis voraussichtlich 31. Januar 2021 geschlossen hat, springt die Bäckerei Schmitt ein und liefert in der Zeit frische Backwaren.
Mengenkalkulation erweist sich als schwierig
"Nach wie vor ist die richtige Mengenkalkulation eine Herausforderung, so dass eine Verlässlichkeit bei den gängigen Produkten gewährleistet ist", sagt Renate Molzberger. Hier sind laut Rolf Mörchel noch nicht alle Prozesse in Fleisch und Blut übergegangen. "Dies dürfte auch ein wenig dem anfangs häufigen Personalwechsel geschuldet sein", vermutet er. Für Nicole Murche ist es schwierig, den schmalen Grat zwischen Kundenzufriedenheit und Wirtschaftlichkeit zu meistern. "Ein Beispiel: Bestellen wir mehr Brötchen oder Brot, weil es in den vergangenen Tagen mehr nachgefragt wurde, bleibt plötzlich viel übrig. Fahren wir die Bestellmenge dann wieder herunter, reicht die Menge wieder nicht", beschreibt sie die Schwierigkeiten bei der Kalkulation. Daher raten sie den Kunden zu Vorbestellungen, um für beide seiten Verlässlichkeit zu schaffen.
Mit der Akzeptanz des Dorfladens sind die Geschäftsführer grundsätzlich zufrieden. Karin Hahn verweist darauf, dass ein stabiler Umsatz nötig ist, um alle Kosten zu decken. Dieser sei derzeit noch sehr schwankend. Und auch Renate Molzberger sieht bei der Kundennachfrage noch Verbesserungspotenzial. Laut Rolf Mörchel werde der Dorfladen von vielen Kunden nur für kleinere Einkäufe genutzt. "Im Schnitt sind das sechs bis sieben Euro Einkauf." Der Haupteinkauf werde woanders erledigt. "Wir haben bei der Bestückung Wert auf ein Vollsortiment gelegt", so Morchel, daher hofft das Team, dass die Kundenakzeptanz noch wächst.
Energiekosten sind höher als gedacht
Und wie steht der Dorfladen nach einem Jahr wirtschaftlich da? "Die ersten Monate sind, was den Umsatz anbelangt, sehr gut gelaufen. Inzwischen hat er sich auf einem Niveau eingependelt, das nüchtern betrachtet, auf Dauer angehoben werden muss", sagt sie. Exakte Zahlen wird es erst in der Jahresbilanz geben, die die Geschäftsführer den 263 Anteilseignern in der Gesellschafterversammlung erläutern werden. Coronabedingt konnte die Versammlung bisher noch nicht stattfinden. Rolf Mörchel macht allerdings deutlich, dass der Umsatz beziehungsweise Gewinn geringer ist und die Kosten, primär die Energiekosten, höher sind als geplant. "Ein Umsteuern wird hier unausweichlich werden."
Zu Beginn der Corona-Beschränkungen kamen sehr viele Kunden in den Dorfladen. "Anfangs war die Kundschaft schon erfreut, dass es bei uns im Laden nicht so überfüllt war und auch nicht gedrängelt wurde. Dementsprechend gut war auch die Resonanz", so Karin Hahn. Nach längerer Zeit im Lockdown habe der Umsatz aber nachgelassen und liege seitdem unter dem errechneten Soll. Dies liegt laut den Geschäftsführern daran, dass vor allem weniger große Einkäufe im Laden getätigt werden.
Überraschung für die Kunden am Samstag
Dennoch wollen die Geschäftsführer nicht klagen. "Es ist schön, an einem solchen Projekt mitzuwirken und es positiv zu gestalten", sagt Renate Molzberger. Sie verweist aber auch darauf, dass die Geschäftsführung Unterstützung braucht. "Eine Erweiterung des Teams wäre wünschenswert, da drei Personen auf Dauer zu wenig sind", sagt sie. Karin Hahn wünscht sich für die Zukunft "dass wir unser gesetztes Ziel, Gewinnausschüttungen an die Anteilszeichner vornehmen zu können, auch erreichen".
Die Kunden äußern sich größtenteils zufrieden über ihren Dorfladen, sagt Nicole Murche. Das Verkäuferinnenteam ist bemüht, den Kundenwünschen gerecht zu werden. Für konstruktive Kritik haben Geschäftsführer sowie Verkäuferinnen stets ein offenes Ohr. Natürlich haben sich die Verantwortlichen zum einjährigen Bestehen etwas einfallen lassen, auch wenn der „Geburtstag“ coronabedingt nicht groß gefeiert werden kann. Dennoch gibt es an diesem Samstag, 24. Oktober, eine Aufmerksamkeit für jeden Kunden. Und auch auf die Kinder wartet eine Überraschung.