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Trappstadt
Direktkandidat mit 20 Jahren: Vater Gerstner ist in der CSU, Sohn Lukas Linken-Kandidat - Hängt der Haussegen schief?
Lukas Gerstner aus Trappstadt kandidiert bei den Landtagswahlen am 8. Oktober im Stimmkreis 604 Haßberge, Rhön-Grabfeld für die Partei "Die Linke". Warum Klimaschutz und soziale Frage verbunden sind.
Der Linke mit dem grünen Daumen. Ein Teil des Gemüses, das er nutzt, baut Lukas Gerstner im Garten der Eltern an. Der Landtagskandidat der Partei Die Linken ernährt sich seit drei Jahren fleischlos.
Foto: René Ruprecht | Der Linke mit dem grünen Daumen. Ein Teil des Gemüses, das er nutzt, baut Lukas Gerstner im Garten der Eltern an. Der Landtagskandidat der Partei Die Linken ernährt sich seit drei Jahren fleischlos.
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 07.09.2023 04:05 Uhr

Der Vater ist seit 20 Jahren stellvertretender Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes und der 20 Jahre alte Sohn lässt sich zum Direktkandidaten der Partei Die Linke für die Landtagswahl am 8. Oktober im Stimmkreis 604 Haßberge, Rhön-Grabfeld aufstellen. Hängt da der Haussegen schief im Hause Gerstner in Trappstadt?

Kandidat Lukas Gerstner schmunzelt und schüttelt den Kopf. "Mein Vater hat sich mir gegenüber noch nie negativ zu meiner Mitgliedschaft bei den Linken geäußert", sagt der junge Mann beim Gespräch im Garten seines idyllisch gelegenen Elternhauses, in dem er noch wohnt. Zu Hause sei schon immer viel über Politik und Geschichte gesprochen worden, daher komme sein Interesse.  

Beim Klimaschutz darf die Kompromissbereitschaft nicht zu weit gehen

Klar würden zu Hause Diskussionen zu politischen Themen nicht ausbleiben, doch es sei gut andere Meinungen zu hören, weil es ohne Kompromisse eh nicht gehe, weiß Kandidat Lukas Gerstner. Nur dürfe die Kompromissbereitschaft nicht so weit gehen, wie bei den Grünen. Die Partei verfolge kein ausreichendes Klimaschutzprogramm für die dringend notwendigen Dinge. "Nicht einmal das Tempolimit haben Sie durchbekommen."

Wirksamer Klimaschutz ist eine Frage der sozialen Gerechtigkeit

Wirksamer Klimaschutz sei auch eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, entgegnet er dem Vorhalt, dass die Linke bislang nicht sonderlich durch Klimaschutz von sich reden gemacht hat. Die soziale Komponente werde von den Grünen, aber auch von Fridays for Future nicht genug berücksichtigt, betont Gerstner. Das gilt im Grunde auch für "Die letzte Generation", deren Anliegen er zwar unterstützt, nicht aber die Art und Weise, wie sie agieren. Die Anmerkung, dass er als eigentlich Roter grüner als die Grünen wirke, lässt Gerstner gerne gelten.           

Forderung nach einem Sondervermögen für den Klimaschutz

Klimagerechtigkeit sei nicht nur eine Verpflichtung gegenüber den Ländern des globalen Südens, sondern auch der eigenen Bevölkerung. "Erst kommt das Fressen, dann die Moral", zitiert Gerstner Bertolt Brecht und liefert auch gleich die Interpretation. Gerade ärmere Menschen seien so mit der Existenzsicherung beschäftigt, dass sie keine anderen Ressourcen hätten. Deshalb fordert er ein Sondervermögen Klimaschutz.

Mehr Regulierung durch den Staat auf verschiedenen gesellschaftlichen Feldern

Wer 100 Milliarden in die Bundeswehr investieren wolle, der könne dies auch für den Klimaschutz tun.  Außerdem ließen sich manche Probleme eben nicht allein durch die Marktwirtschaft lösen, glaubt der Landtagskandidat. Deutlich mehr staatliche Regulierung fordert für das Gesundheitswesen, den Wohnungsbau, die Energiepolitik, Altenpflege und den Verkehr. In der Vergangenheit sei viel zu viel privatisiert worden.

Keine Unterstützung für Sahra Wagenknecht und Klaus Ernst

Wer derzeit für die Linken kandidiert, kommt einer Frage nach Sahra Wagenknecht nicht aus. "Ich hätte kein Problem damit, wenn sie aus der Partei austreten würde, damit wir uns um die richtigen Probleme besser kümmern können", erklärt Gerstner. Wenn sie schon eine eigene Partei gründen wolle, dann möge sie damit nicht so lange warten und schauen, wer noch alles mitmache. 

Wagenknecht sei immer eine populäre Figur gewesen, aber nie eine Person, hinter der er voll und ganz gestanden wäre. Auch Klaus Ernst könne er nicht unterstützen, den Kurs gegenüber Russland schon gar nicht. Man könne die Nato kritisch sehen, aber ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg gegen ein anderes Land gehe gar nicht. Letztlich würden aber nur Verhandlungen zum Frieden führen.    

Die Jugend sollte mehr an politischen Entscheidungen beteiligt werden

Neben dem Klimaschutz nennt Gerstner einen zweiten Grund für seine Kandidatur: "Ich mache das für unsere Generation." Seine Schwester sei gerade 16 geworden und dürfe mit ihrer Stimme nicht mitentscheiden über die Zukunft, die sie angeht, tritt er für die Änderung des Wahlrechtsalters ein. Die Politikverdrossenheit unter Jugendlichen sei groß, viele seien der Ansicht, dass die da oben eh machen, was sie wollen. Nicht selten müsse er sich bei Arbeitskollegen und Bekannten mit AFD-Parolen auseinandersetzen und sich manchen dummen Spruch anhören, weil er sich fleischlos ernährt.    

Lukas Gerstner, Landtagskandidat für die Partei Die Linke

Lukas Gerstner wurde am 11. April 2003 im Leopoldina Krankenhaus in Schweinfurt geboren. Er ist ledig, hat zwei jüngere Geschwister und lebt bei den Eltern. Gerstner hat Abitur und befindet sich in einer Ausbildung zum Elektroniker für Energie und Gebäudetechnik. Parteimitglied ist er seit 2021 und gehört zum erweiterten Kreisvorstand. Lukas Gerstner spielt Schach und Fußball beim heimischen TSV. In Trappstadt ist auch sein Lieblingsplatz im Stimmkreis, weil es hier sehr idyllisch ist, wie er sagt. Ein direktes politisches Vorbild hat er keines, Gregor Gysi findet er gut und Che Guevara richtig toll. Als erste Amtshandlung als Landtagsabgeordneter würde er mehr Windräder bauen. 
Quelle: Lukas Gerstner
 
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  • Hans-Ullrich Völker
    "Gregor Gysi findet er gut und Che Guevara richtig toll."
    Che richtig toll zu finden ist ganz nett, er sieht ja auf einem T-Shirt auch verwegen aus. Leider war es aber nicht nur der gute und menschenfreundliche Doktor Che aus der Kuba-Kitsch-Requiste, sondern auch ein übler Kerl, der Menschen in Unglück und Tod gestürzt hat. Nun kann man sagen, es waren eben Feinde der Revolution. Doch wenn's nur so einfach wäre...
    Ein alter Artikel in der taz weißt auf diese böse Seite des Idols hin. Die taz steht ansonsten nicht im Verdacht, unbegründet Che-kritisch zu sein. Umso mehr sollte man auch solche Umstände berücksichtigen, wenn man einen sozialistischen Volkhelden toll finden will.
    https://taz.de/!5193800/
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  • Steffen Cyran
    Er will "Deutlich mehr staatliche Regulierung für das Gesundheitswesen, den Wohnungsbau, die Energiepolitik, Altenpflege und den Verkehr...."

    Das ist DDR 2.0

    Aber da kann der junge Mann eben nicht mitreden.
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  • Manfred Englert
    Geehrter Lukas,
    ein Spruch eines mir gut bekannten Professor:“Wer mit 20 kein Sozialist ist, hat kein Herz, wer mit 30 noch Sozialist ist, hat keinen Verstand „.
    Ich dachte früher auch mal anders, musste jedoch erfahren, dass dieser Spruch sehr viel Wahrhaftigkeit hat.
    Viel Erfahrung darf ich Ihnen wünschen und reden Sie viel mit Ihrem Vater…
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  • Christine Joachim
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
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  • Steffen Cyran
    Die zitierte Weisheit ist mehr als zutreffend. Viele der "unerfahrenen" jungen Leute tendieren zu links/grün, weil sich das alle so einfach und "gut" anhört.
    Mit etwas Lebenserfahrung hat sich das schnell erledigt.

    Ihr Kommentar hingegen ist eher nutzlos.
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  • Christine Joachim
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
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  • Steffen Cyran
    Und wenn er dann genügend Lebenserfahrung hat, dann(!) kann er auch kandidieren und die Bürger "regieren".
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  • Christine Joachim
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
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  • Georg Wohlfart-Mitznegg
    So ziemlich alle Probleme,
    mit denen wir uns heutigen Tages rumärgern und auseinandersetzen müssen, wurden von

    "MENSCHEN MIT LEBENSERFAHRUNG "
    verursacht!

    Da kommt dann schon die Frage auf,
    ob LEBENSERFAHRUNG tatsächlich VERANTWORTUNGSVOLLES HANDELN bedeutet,
    oder ob LEBENSERFAHRUNG nicht vielmehr gleichgesetzt wird mit
    "VOLLER GELDBEUTEL und
    PERSÖNLICHER WOHLSTAND",
    ohne jemals besonders rücksichtsvoll
    und mit Weitblick gehandelt zu haben?
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  • Hans-Georg Heim
    Trifft aber den Punkt, kenne ich auch von mir selbst, war Anfang der 70er voll links, nur hat die Realität viele Träume sterben lassen und den Verstand erweitert. Heute blicke ich auf diese Phase meines Lebens als „man war jung und dumm“ zurück.
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  • Manfred Englert
    Frau Joachim, das ist ja sehr schön und gut, daß selbst Sie meine Kommentare lesen.
    "Ratschläge", wie von Ihnen behauptet, bedeutet Plural; von mir wurde aber nur ein Ratschlag an den jungen Mann gegeben, nämlich, daß er "viel mit seinem Vater reden möge".
    Und dieser Rat ist einzig und allein der Tatsache geschuldet, daß, wenn einem die Eltern weggestorben sind, man feststellt, viel zu wenig mit diesen geredet zu haben.
    Viel Vergnügen noch beim Lesen meiner Kommentare
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  • Erna Müller
    Mit weiterer Lebenserfahrung könnte sich die poltische Einstellung noch ändern. Wichtig ist dazu aber ein Job, der genug Kontakt zu Menschen der Lebensrealität hat. Also kein Youtuber oder sonst was...
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  • Gerhard Zwierlein
    Das CSU- christliche steht für den Vater - das Links-soziale für den Sohn....also doch eine Art Familien-CSU.
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