
Die digitale Revolution ist auf dem Acker angekommen. Ob säen, düngen oder ernten, längst bedient sich der moderne Landwirt dieser Technik, die ihm Zeit und Geld sparen lässt, die richtigen Investitionen vorausgesetzt. Per Knopfdruck am Joystick setzt sich der mit GPS und vielen PS ausgerüstete Schlepper in Bewegung. Luca Derlet fasst das Lenkrad kein einziges Mal an, wenn der klimatisierte 400 PS starke Traktor schnurgerade eine Bahn um die andere zieht auf dem abgeernteten und staubtrockenen Rapsacker. Die Aufmerksamkeit des 22-Jährigen, der die Landwirtschafts-Meisterschule in Schweinfurt besucht, gilt vielmehr dem 5,70 Meter breiten Grubber im Schlepptau, der die Erde lockert. Er kontrolliert, ob das Gerät sauber arbeitet.
Luca Derlet oblag zuvor auch die Aufgabe, die notwendigen Schritte zu programmieren, damit der Traktor in der Spur bleibt. Ohne das satellitengestützte Globale Positionsbestimmungs-System (GPS) wäre das nicht möglich. Alle Flächen sind beim Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt registriert auf Grundlage der Katasterdaten des Vermessungsamtes, weiß Peter Will, der Leiter der Abteilung Bildung und Beratung beim AELF.
164 Feldstücke sind in der Ackerschlagkartei festgehalten
Alle der 164 Feldstücke der Familie Derlet aus Alsleben sind mit dem jeweiligen Flurnamen in der Ackerschlagkartei festgehalten. Seit rund drei Jahren nutzt die Familie die digitale Technik auf ihren Feldern. "Ich bin sehr zufrieden, das läuft wie geschmiert", sagt Geschäftsführer Volker Derlet, der froh ist, dass sein Sohn sich um die Software kümmert.

Die Anbaufläche des Betriebs beträgt rund 300 Hektar
Auf rund 300 Hektar Ackerfläche werden Weizen, Dinkel, Wintergerste, Raps und Mais angebaut, dazu gibt es noch 23 Hektar Luzerne und 20 Hektar Wiese; etwa zwei Drittel davon sind gepachtet. Sechs Schlepper stehen auf dem weitläufigen Betriebsgelände, vier von Ihnen sind mit GPS ausgerüstet. An einem ist eine sogenanntes Einzelkorn-Sägerät angehängt. Wenn Volker Derlet die Funktionsweise des Ungetüms erläutert, gerät er fast ins Schwärmen.

118 Mastbullen stehen im Stall in Alsleben
Die Steuerung sorgt dafür, dass es beim Aussäen keine Überlappungen gibt, dass also nicht an den Übergangsstellen von einer Spur zur nächsten mehr Körner in den Boden fallen, als notwendig. "Das spart Zeit, Geld, Dünger und Pflanzenschutzmittel", weiß Derlet, der noch einen anderen Effekt zur Sprache bringt. Körner, die nach dem Säen auf dem Acker liegen bleiben, locken Wildschweine an, die die Erde auf der Suche nach Essbarem umpflügen und die Feldarbeit zerstören. "Dann fängst Du wieder an", weiß Derlet, der auch noch einen Stall mit 118 Mastbullen besitzt. Ein Teil davon werden als sogenannte Strohbullen gehalten, ein Etikett, das für artgerechten Umgang und respektvolle Aufzucht steht. Die Digitalisierung in der Milchviehhaltung mit Melkroboter und automatischen Fütterungssystemen ist schon länger bekannt.

Für Peter Will liegt der größte Nutzen der Digitalisierung in der Landwirtschaft in der Steigerung der Nachhaltigkeit und der Produktivität sowie in der Arbeitszeiteinsparung und -erleichterung. Dabei steht die Technik eher noch am Anfang. Schon jetzt gebe es mit Sensoren ausgerüstete Geräte, die aufgrund der Blattfärbung von Pflanzen erkennen, ob dort mehr oder weniger gedüngt werden muss und das dann auch automatisch tun, sagt Luca Derlet.
Können auch mittlere und kleinere Betriebe an der Digitalisierung teilhaben?
Solche Gerätschaften werden am Hof noch nicht eingesetzt. Ob allerdings auch kleine und mittlere Betriebe von der nicht ganz billigen Technik profitieren können, werde unterschiedlich eingeschätzt, sagt Peter Will im Gespräch mit dieser Redaktion. Durch digitale überbetriebliche Ansätze könnten auch diese Betriebe teilhaben, glaubt er. Letztendlich ist aber auch die modernste Technik nicht viel wert, wenn die Natur nicht mitspielt, wenn es zum falschen Zeitpunkt zu viel oder jetzt wie aktuell, es viel zu wenig geregnet hat.
Die Erntebilanz von Volker Derlet fällt durchaus unterschiedlich aus. Raps und Wintergerste waren gut, die Weizen-Ausbeute zufriedenstellend und die Dinkelernte enttäuschend. Beim Mais, der meist dürr und mickrig auf dem Acker steht, erwartet er eine Katastrophe. Wie gut, dass letztes Jahr die Ernte über dem Durchschnitt lag, sagt er, und die Betreiber der Biogas-Anlage in Bad Königshofen Vorräte hätten anlegen können.
Sicherlich hast du zuhause auch an der ein oder anderen Stelle aufgerüstet oder gehst du zum Kleiderwaschen noch zum Scheuerstein unten am Burggraben?