Es ist ein Sommer der etwas anderen Art: Seit Wochen herrscht eine nicht enden wollende Hitze, Niederschlag gibt es so gut wie keinen. Fakt ist laut des jüngst veröffentlichten sogenannten „State of the Climate“-Berichts der US-Atmosphärenbehörde „NOAA“: Die Jahre 2014 bis 2017 gelten als die vier wärmsten Jahre seit Beginn der globalen Wettermessungen im Jahr 1880.
Und das bringt neben dem Brechen von unzähligen Wetterrekorden auch hierzulande Probleme für die Natur, das Wasser in Seen und Flüssen und Lebewesen wie Fische, erklärt Simon Mengen, Abteilungsleiter des Wasserwirtschaftamtes Bad Kissingen, das auch für den Landkreis Rhön-Grabfeld zuständig ist. „Nach den aktuellen Überwachungsergebnissen sind noch keine Probleme bei den Gewässern bekannt“, erklärt der Wasserexperte.
Trocken-Region
Die Betonung liegt hierbei aber auf dem Wörtchen „noch“. Denn Unterfranken gilt als eine der trockensten Regionen in Bayern, muss im Vergleich zum Süden (rund 2000 Liter Regen pro Quadratmeter im Jahr) mit nur etwa 500 Litern auskommen. Die Folge: Niedrigwasser ist ein Dauerthema, bestätigt aktuell auch Simon Mengen. Anhand des sogenannten Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern, kurz NID, lässt sich für ihn und für andere Interessierten im Internet die Abflusssituation bei den einzelnen Pegelstationen genau nachvollziehen.
So meldet aktuell die Milz bei Bad Königshofen eine niedrige Wasserabflusssituation, bei der Lauer in Poppenlauer, bei der Fränkischen Saale in Salz sowie bei der Brend am Messpunkt Schweinhof wird gar „sehr niedrig“ vermeldet, was in der NID-Grafik mit orange gekennzeichnet ist. Die Brend erreichte in den vergangenen zwei Monaten an nur zwei Tagen einen normalen Wasserpegel, die Fränkische Saale an nur sechs. Auch an der Streu bei Nordheim sieht es nicht viel besser aus. Noch gut in Erinnerung dürfte bei vielen die zeitweise komplett ausgetrocknete Bahra im Grabfeld im Sommer 2015 sein. „Die Einstufung erfolgt aufgrund der vergangenen Jahre. Es wird aus den jeweils jährlich niedrigsten Werten ein Mittelwert gebildet, an dem sich orientiert wird“, schildert Mengen.
Aufgrund der niedrigen Wasserstände hat das Landratsamt Rhön-Grabfeld nun reagiert und die Wasserentnahme mithilfe von Pumpen oder Saugwagen aus Bächen und Flüssen vorerst grundsätzlich verboten. Der Lebensraum der Pflanzen und Tiere soll nicht eingeschränkt werden. Wer sich nicht an die Verordnung hält, muss mit erheblichen Bußgeldern rechnen. Laut Manfred Endres vom Landratsamt musste man diese Mitteilung im vergangenen Jahr nicht ausgeben, aber nun sei die Trockenheit noch einmal „um einiges schärfer“.
Wolfgang Silkenat, Leiter der Fischereifachberatung des Bezirks Unterfranken, würde sich schon über ein paar der momentan kostbaren Regentropfen freuen. „Wir hier im Würzburger Raum trocknen quasi aus“, stöhnt er. „Ich bin aber durchaus besorgt, was die Fische betrifft“, gibt er zu. Auch wenn es beispielsweise den Bachforellen in der Rhön durch gut beschattete Bäche noch gut gehe.
Neben dem Niedrigwasser ist aber viel mehr die zu hohe Wassertemperatur mittlerweile ein Problem. So ist die Temperatur an der Fränkischen Saale in Salz im vergangenen Vierteljahr von knapp 14 auf jetzt gut 20 Grad angestiegen. Die Streu in Unsleben ist mit aktuell gut 16 Grad im Gegensatz zum völlig aufgeheizten Main in Würzburg (fast 28 Grad) dagegen noch ein sehr guter Aufenthaltsort für die Fische.
Solarpumpe für Sauerstoff
Manch ein Fischfreund will es aber gar nicht erst zu möglichen Problemen bei seinen Tierchen kommen lassen. Jürgen Scholz (Mühlbach), der sich einen See bei Hohenroth gepachtet hat, merkt gerade in diesem Jahr die Folgen des warmen und trockenen Sommers. „Das ist deutlich extremer geworden“, erzählt er. Und deshalb hat er zum Schutz seiner Karpfen und Zander in diesem Jahr eine große Solarpumpe in seinen See einbauen lassen, um eine bessere Sauerstoffversorgung zu gewährleisten. Schließlich würde sich ein Sterben der Tiere auch finanziell stark bemerkbar machen. „Wir sprechen da schnell von 4000 bis 5000 Euro.“
So hofft Scholz, genauso wie Silkenat und alle anderen, dass sich in den kommenden Wochen die Sorgen aufgrund der Trockenheit nicht noch vergrößern. Und dass die Wasserampel, die jetzt schon auf Orange statt Gelb steht, eher auf Grün als auf Rot springt.