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Bad Königshofen
Die Spülnixen sehen vom Tischtennis in der Halle nichts
Projekt 1. Bundesliga: Ohne die fleißigen Hände hinter den Kulissen ginge gar nichts an den Heimspiel-Tagen. Was ist die Triebfeder für das Engagement der Frauen?
Mit viel Selbstlosigkeit und dem Blick fürs Ganze stellen sich Shinobu Itagaki (von links), Birgit Lamm, Andrea Krampf und Karina Dreher in den Dienst des Projekts 1. Bundesliga beim TSV Bad Königshofen.
Foto: Rudi Dümpert | Mit viel Selbstlosigkeit und dem Blick fürs Ganze stellen sich Shinobu Itagaki (von links), Birgit Lamm, Andrea Krampf und Karina Dreher in den Dienst des Projekts 1. Bundesliga beim TSV Bad Königshofen.
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Rudi Dümpert
 |  aktualisiert: 07.04.2020 12:22 Uhr

„Viele Hände, rasches Ende“, lautet ein Sprichwort. Doch was rasch ist, das bestimmen an Sonntagnachmittagen, wenn der Tischtennis-Bundesligist TSV Bad Königshofen Heimspiel hat, nicht die Hände der Damen mit dem Geschirrtüchern in einer den Umkleidekabinen in der Shakehands-Arena, sondern die Hände der Herren draußen am Tisch mit den Tischtennisschlägern. Diese wiederum haben es in den letzten Heimspielen meistens bis zum Äußersten getrieben, sprich, zu fünf Spielen, den meisten mit fünf Sätzen und Hochspannung pur bis zum letzten Ballwechsel. Rasch ging also da gar nichts, und rasch wird das Spiel am kommenden Sonntag, das vorletzte in dieser Saison, wahrscheinlich auch nicht über die Bühne gehen. Auch wenn der Tabellendritte TTC Bergneustadt als klarer Favorit antritt mit bisher zwölf Siegen in 16 Spielen. Auch weil sich die wackeren Königshöfer mit bisher sechs Erfolgen immer gewehrt haben, öfter bis zum bitteren, manchmal aber auch bis zum guten Ende.

Wie lange dauern Tischtennis-Bundesligaspiele, fragen des Öfteren Interessierte, die noch nie dabei waren, aber schon viel davon gehört haben. Zwischen eineinhalb und dreieinhalb Stunden, je nach dem, ob das Spiel 3:0 oder 3:1 oder 3:2 ausgeht. Hunger und Durst muss aber niemand leiden. Dafür sorgen schon die Catering-Abteilung für die VIP´s und zwei Stände in der Halle. Bei 600 bis 700 Zuschauern im Schnitt wird jede Menge Geschirr benötigt und muss demzufolge auch immer wieder gespült werden.

Das gesamte Helferteam umfasst rund 60 Personen

Und dafür gibt es die Abteilung, nennen wir sie mal „Spülnixen“, die das angelieferte Geschirr, Teller, Tassen, Gläser, Krüge, Besteck sofort spülen und wieder zur Verfügung stellen. Eine von ihnen ist Andrea Krampf. Sie kann mit der Bezeichnung leben, ist sie die „Chefin“ ihrer Abteilung und fügt hinzu: „Wir gehören insgesamt aber zur Abteilung Aufbau, die von Johannes Heusinger organisiert wird.“ Birgit Lamm, Karina Dreher, Shinobu Itagaki, die Frau des Headcoaches von Ort, Oikawa, Majoros und Zeljko, und eben Andrea Krampf, die vielen bekannt ist als TSV-Sportheim-Wirtin, bilden diese Spülmannschaft im rund60 Personen umfassenden Helferteam. „Bevor alles zusammenbricht, helfen auch mal Josef Ort“, der Papa des Lokalmatadors Kilian Ort, „und Johannes Heusinger aus und greifen zum Spültuch. Oder es springen auch mal festgelegte Leute aus den anderen Abteilungen ein. 

Das hört sich vielleicht verwirrend an, ist aber von Heusingers Organigramm her so vorgesehen und funktioniert wie am Schnürchen. „Wir spülen und trocknen alles was kommt“, fasst Andrea Krampf die Aufgaben ihres Ressorts zusammen und erklärt: „Mittlerweile haben wir ja sogar eine Industrie-Spülmaschine mit Starkstrom und auf Rädern.“ Das hat ihr technisch und handwerklich begabter Ehemann Ruthard gebastelt, der auch an der Tribüne Marke Eigenbau mitwirkte. Wer sind diese Helfer, was treibt und motiviert sie, sich über Stunden in den Dienst des Projekts 1. Bundesliga zu stellen? Es sind überwiegend Elternteile von Kindern und Jugendlichen, die völlig unentgeltlich bis zu vier Mal die Woche, wer will noch öfter, ein hochqualitatives Training unter Anleitung von Trainern mit der höchstmöglichen Lizenz erhalten.

Sie spitzen in die Halle, wenn die Neugier einfach zu groß wird

Dazu gehören aber auch ehemalige und noch aktive Tischtennis-Spielerinnen und -Spieler. Nur für Andrea Krampf gilt nichts von beidem. Sie war schon zu Zweitbundesliga-Zeiten mit dabei, wenn Kilian Ort und Richard Vyborny spielten, und klatschte sich die Hände wund. Jetzt bekommt sie von den Spielen nur akustisch mit, wie es zugeht in der Halle. „Wenn wir´s gar nicht mehr aushalten, dann schlüpfen wir schon mal für ´nen Moment rein in die Halle und gucken vom Eckle der Eigenbau-Tribüne aus ein bisschen zu.“

Warum sie diesen Wechsel von hautnah dran nach hinter den Kulissen auf sich genommen habe: „Weil ich weiß, dass Leute gebraucht werden. Ich helfe eigentlich immer gern.“ Vielleicht ist ja die nächste Anschaffung nach der Spülmaschine ein Laptop oder Bildschirm für die Spül-Damen, damit die per Livestream wenigstens teilweise das Geschehen mitkriegen. 

Alle wollen nächste Saison wieder mitmachen

Wie lange so ein Bundesliga-Einsatz dauert? „Au weia, manche müssen schon mal eher heim. Ich mach´ meistens das Licht aus und das ist so gegen neun, halb zehn, von mittags um zwei an. Manchmal bin ich auch schon früh da und mache belegte Brötchen.“ In welchem Fall sie nach getaner Arbeit sage, das war wieder schön heute: „Immer. Ich mach´s gern.“ Das kommt genau so schnell wie aus der Pistole wie auf die Frage, ob sie nächste Saison wieder mitmache: „Jaaa, freilich mach´ ich mit. Und ich bin sicher, die anderen auch.“

 
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