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BAD KÖNIGSHOFEN
Die Schranne kommt für ein Jahr an die Isar
Teamarbeit: Dr. Mathias Will und sein Kollege Dr. Heiner Schwarzberg sind dabei, die Exponate der Archäologischen Sammlung in der Bad Königshöfer Schranne zu verpacken. In der Staatlichen Sammlung in München werden die Objekte während der Sanierung zwischengelagert, vor allem aber wird dort das Vitrinenkonzept erarbeitet. Ende 2018 soll die Schranne wiedereröffnen.
Foto: Gerhard Fischer | Teamarbeit: Dr. Mathias Will und sein Kollege Dr. Heiner Schwarzberg sind dabei, die Exponate der Archäologischen Sammlung in der Bad Königshöfer Schranne zu verpacken.
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 16.12.2021 11:29 Uhr

Das vor- und frühgeschichtliche Erbe Bayerns wird von der Archäologischen Staatssammlung in München verwaltet. Neun Zweigstellen verteilen sich auf den Freistaat, eine davon sind die Sammlungen in der Bad Königshöfer Schranne in der Marin-Reinhardt-Straße.

Die Schranne ist die einzige unterfränkische Außenstelle der Staatssammlung. Zu sehen ist die Schau derzeit nicht. Das Museum wird bis Ende 2018 mehr als runderneuert. Seit Montag sind wissenschaftliche Mitarbeiter aus München vor Ort, um die Vitrinen leer zu räumen.

„Wir sind mit einem 7,5-Tonner mit Verpackungsmaterial hier in Bad Königshofen angekommen. Ich schätze, mit zwei 7,5-Tonnern werden wir in etwa zwei Wochen nach München zurückfahren“, so Dr. Mathias Will, zuständig für die neun Außenstellen der Staatssammlung.

Wohlverpackt

Er und seine fünf Kolleginnen und Kollegen sind dafür verantwortlich, dass Hunderte von Ausstellungsstücken wohlverpackt in die Landeshauptstadt transportiert werden. Denn solange die umfangreiche Sanierung der Schranne läuft, müssen die oft hochrangigen Funde der Siedlungsgeschichte im Grabfeld und der Region an einem sicheren Ort verwahrt werden.

Einfach in eine dunkle Ecke kommen die Objekte freilich nicht. „Wir haben ja ein neues Konzept zur Vorstellung der Objekte entworfen. Wie die Präsentation in neuen Vitrinen erfolgt, das erarbeiten die Kollegen Restauratoren durch Probeaufstellungen und Beleuchtungstests in ihren Räumen“, erklärt Will.

Natürlich werden die Äxte, Werkzeugfunde, Krüge oder Gefäße von den Münchner Fachleuten während ihrer Zwischenlagerung bis Ende 2018 auch überprüft und gegebenenfalls instandgesetzt. Genug Arbeit also für die Münchner, die aus Bad Königshofen an die Isar kommt.

In die Jahre gekommen

1988 wurde das Museum in der Schranne eröffnet. „Es ist natürlich etwas in die Jahre gekommen, wie auch viele unserer Außenstellen“, erklärt Will. Um weiter ein attraktives Museum zu bleiben, das vor allem nach modernen pädagogischen Konzepten arbeitet, wird das Haus völlig umgekrempelt.

Zur grundlegenden Sanierung des Gebäudes aus dem 17. Jahrhundert kommt der Einbau eines Aufzuges, um das Haus barrierefrei zu machen. „Unser Publikum teilt sich in viele Jüngere wie Schulgruppen und in Ältere wie zum Beispiel Kurgäste, für alle muss die Sammlung erreichbar sein“, erklärt Will.

Aus dem Erdgeschoss verschwindet die Dauerausstellung, stattdessen werden ein großzügiger Eingangsbereich mit Büro, Kasse, Museumsshop und eine Leseecke mit Grabfeldliteratur eingerichtet.

Im Innenhof, der die Archäologische Sammlung vom benachbarten Grenzgängermuseum im Salzhaus trennt, soll ein Zwischenbau entstehen. „Darin sollen museumspädagogische Angebote ihren Platz finden, zum Beispiel Steine schlagen oder Schuhe machen wie früher“, nennt Will ein Beispiel. Mitmachen und selbst aktiv werden sind in modernen Museumskonzepten Standard.

Steg zum Grenzgängermuseum

Der Clou: Über einen Steg werden zukünftig die Schranne und das Salzhaus verbunden, wodurch quasi die architektonische Verbindung zwischen Frühgeschichte und der deutsch-deutschen Geschichte geschaffen wird.

Die archäologischen Zeugnisse der Siedlungsgeschichte werden zukünftig im ersten und zweiten Stockwerk präsentiert. „Unser Plan sieht 13 Stationen vor, dabei ist der Begriff Grenze als Motto gesetzt“, erklärt Will. Das Grabfeld sei stets eine verbindende Region zwischen Norden und Süden gewesen mit einer gewissen Mittlerrolle.

„An den Stationen sollen die Besucher möglichst eingebunden werden“, sagt Will. Die Nachbildung eines historischen Schwertes einmal in die Hand zu nehmen, das soll zukünftig möglich sein. „Wir kommen ab von dem Versuch, alles gleichzeitig zu zeigen“, sagt der Münchner Fachmann.

Testlauf in München

Wie genau das Museum im Innern einmal aussehen wird, darüber zerbrechen sich gerade die Fachleute vom Büro „Space4“ den Kopf. Das hängt auch davon ab, wie die Objekte wirken, welche Position optimal ist, wie die Lichtwirkung ausfällt. „Auf jeden Fall werden einige Vitrinen auch klimatisiert, ebenso wird für eine Entfeuchtung gesorgt, um Korrosion zu vermeiden“, so Will weiter.

Die neue Schau wird einige Neuerungen enthalten. „Wir gehen davon aus, dass etwa ein Drittel der Exponate neu sein wird“, sagt der Münchner Fachmann. Über ein Ausstellungsstück freut er sich ganz besonders. Das bei Hammelburg gefundene spätrömische Grab eines Germanen in Diensten der Römer, das bisher in München zu sehen war, wird nach Bad Königshofen kommen. „Praktisch jeder in der Fachwelt kennt diesen Fund“, freut sich Will, der seit einigen Jahren und seit zwei Jahren intensiv den Umzug und die Neukonzeption für das Museum vorbereitet hat.

14 Tage Arbeit

Rund 14 Tage dürften Mathias Will und seine Kollegen Dr. Heiner Schwarzberg, Egon Blumenau, Stefan Gußmann, Dr. Barbara Jändl und Monika Hintemann nun mit dem Ausräumen und Verpacken beschäftigt sein.

„Wir verwenden das Verpackungssystem, das auch bei der Sanierung der Münchner Hauptstelle im letzten Jahr zum Einsatz kam: Euronorm-Boxen und Holzkisten mit Luftkissen für die empfindlichen Güter“, so Will.

Stadt übernimmt die Kosten

Sauber verpackt und katalogisiert können die Exponate dann den Weg in die Landeshauptstadt antreten. Dann ist der Weg frei für die Sanierungsarbeiten am Gebäude, deren Kosten die Stadt übernimmt und dabei auf verschiedene Fördertöpfe zählen kann.

„Ab Steckdose“, also für die Inneneinrichtungen, kommt dann der Etat der Staatlichen Sammlung auf.

Sauber verpackt: Steinbeile und Knochenfunde der Archäologischen Sammlung Schranne.
Foto: Gerhard Fischer | Sauber verpackt: Steinbeile und Knochenfunde der Archäologischen Sammlung Schranne.
 
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