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Bad Neustadt
Die Glosse: Nach dem Würzburger kommt jetzt der Rhöner Bratwurst-Streit
Beim Würzburger Hafensommer sollte es gar keine Bratwurst mehr geben, das sorgte für Empörung. Dafür sind in Bad Neustadt die Wörscht angeblich zu teuer. Der Rhönkauz gibt seinen Senf dazu.
Das Bild einer heilen Welt: Die Bratwurst gehört in Rhön-Grabfeld zum Glücklichsein einfach dazu. Der Preis spielt keine Rolle. Oder doch? 
Foto: Patty Varasano | Das Bild einer heilen Welt: Die Bratwurst gehört in Rhön-Grabfeld zum Glücklichsein einfach dazu. Der Preis spielt keine Rolle. Oder doch? 
Gerhard Fischer
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:00 Uhr

Im Leben geht es eigentlich immer um die Wurst. Das gilt erst recht für Franken, wo die Bratwurst sofort eine Heiligsprechung erhielte, wenn es denn die Kirchengesetze zuließen. Die Bratwurst ist so etwas wie ein Vorscheinen des wahren Sozialismus, denn bei der Bratwurst sind alle sozialen Schranken überwunden. Vor der Bratwurst sind alle Menschen gleich. Und jeder weiß etwas zu ihr zu sagen.

Der Hafensommer und die Rhön

Nicht nur erhitzt sich die Bratwurst an der Grillkohle. An der Bratwurst erhitzen sich auch die Gemüter. Zum Beispiel beim Würzburger Hafensommer, einer beliebten Konzertreihe, der man allerdings in diesem Jahr die fleischhaltigen Pausensnacks verbieten und auf rein vegetarische Gerichte setzen wollte. 

Da hat Rhön-Grabfeld offensichtlich ganz andere Probleme. Die Bratwurst ist fester, besser gesagt saftig-knackiger Bestandteil der Ernährung, namentlich bei Festivitäten aller Art vom Maibaumaufstellen bis zum Stadtwerke-Jubiläum. Die Bratwurst füllt oftmals die Pausen zwischen zwei halben Bieren und erfüllt allein schon dadurch ihren Daseinszweck.

Stadtwerke-Jubiläum

Allein, die Weltgeschichte zieht auch an der Bratwurst nicht spurlos vorbei. Die Globalisierung hier, die Energiekrise da, und dort auch noch die Inflation: Auch die Bratwurst ist teurer geworden. Beim großen Stadtwerke-Jubiläum im Triamare waren drei Euro fällig. An den Bratwurstgrills standen ehrenamtliche Vereinsmitglieder. So wie überall im Landkreis, wo sich kleine Vereine ihr Überleben mit einem Festwochenende sichern, das wieder Geld in die klammen Kassen bringt.  

Trotzdem wurde Kritik laut, nicht ganz zimperlich in der Wortwahl, mit Begriffen wie "Gier" und "Abzocke". Der Rhönkauz muss sich da, schon aus eigenem Überlebensinstinkt, auf die Seite derjenigen stellen, die den langen Grilldienst bis Festende haben. Zuallererst bekommt man bis heute bei jeder Fest-Bratwurst in Rhön-Grabfeld den Senf gratis dazu. Bei McDonalds muss jedes Tütchen extra am Display bestellt werden.  

Eine Bratwurst ist und bleibt familienfreundlich

Man kann eine Bratwurst für drei Euro als familienunfreundlich bezeichnen. Aber das ist auch nur oberflächlich betrachtet. Denn aus ernährungswissenschaftlicher Sicht ist eine ordentlich lange fränkische Bratwurst imstande, Vater und Mutter ausreichend mit Kohlehydraten zu versorgen, eine zweite Wurst Sohnemann und Tochter. Mit sechs Euro ist das Überleben also eigentlich gesichert. 

Die Politik muss also noch nicht reagieren mit einer Deckelung des Bratwurstpreises oder einem Bratwurstkostenzuschuss wie bei den Heizkosten. 

Aber der Rhönkauz will nicht zu allem seinen Senf dazu geben, was sich die Leute so an Gedanken machen. Zum Skandal wird die Bratwurst nämlich erst dann, wenn sie mit Ketchup serviert wird!  

 
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Kommentare
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  • G. L.
    Bratwurstbrötchen mit Ketchup (Zucker = Kohlehydrate) sind für einen älteren Franken schon ein no go, finde ich. Aber es geht noch besser: Wo ich lebe ist es sehr schön, aber die Saupreussen servieren Bratwurst mit Ketchup und Weißbrotscheiben, weil man dann die 38 cent fürs Brötchen spart und der Veranstalter (meist ein Verein) mehr Ebit hat…

    Also liebe MP, wenn Bratwurst mit Ketchup ein Skandal sein soll, was ist das erst mit Weißbrot?
    Noch dazu gibt es hier kein Bier sondern Kölsch in Reagenzgläser.
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  • R. B.
    Die Stadt Würzburg, unterstützt durch die Main-Post, versteht es einmal mehr, sich zum bundesweiten Gespött zu machen.
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  • H. H.
    Die Bratwurst hat vor allem den unschlagbaren Vorteil, dass jeder seinen Senf dazugeben kann.
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  • R. A.
    Ä worscht geht ümmer! Aber nur mit Fleeeesch
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  • D. B.
    Herr Fischer, Sie sind super gut, chapeau!
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  • P. W.
    Kohlenhydrate in einer Bratwurst? Wohl kaum.
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  • G. F.
    Upps, da haben Sie natürlich Recht. Es sind eher Fette und Eiweiße. Die Kalorien wären der bessere Begriff gewesen. MfG, Gerhard Fischer, Redaktion Rhön-Grabfeld.
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  • P. K.
    Kein Grund für Harakiri Herr Fischer. Auch die fleischlastigsten Bratwurstesser werfen die Semmelverpackung der Bratwurst nicht weg und darin stecken die Kohlehydrate.
    In NEA hat so eine Bratwurst im Kohlehydratmantel letztes Wochenende € 3,50 gekostet. Metropolregion Nürnberg halt, aber gut war's trotzdem.
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  • G. Z.
    Ein feiner Artikel! Allerdings muss der Verfasser verdächtigt werden, absichtlich die Frage aller Fragen offen gelassen hat: nämlich: ob es sich um "echte" Bratwörscht oder um die "vegane" Schwester gehandelt hat: die "Bratwurscht:innen". "PatrickWoetzel" ist nämlich voll in das von Herrn Fischer aufgestellte "Fettnäpfchen" getreten, als er meinte, dass es in einer Bratwurst keine Kohlehydrate gäbe. Da Glossenschreiber niemals Fehler machen ist ja klar, dass hier eine "vegane" Wurst mit Kohlehydrat beschrieben wird. Das wird auch deutlich durch die Feststellung "Die Bratwurst füllt oftmals die Pausen zwischen zwei halben Bieren". Das beweist, dass es sich um vegane Wurscht handelt: Denn die richtige Bratwurscht wird nicht zwischen zwei Halben, sondern zwischen zwei "Maß" getrunken. Nur "VEGANE:innen" ist was für´s kleine Bier und kann sogar mit alkohlfreiem getrunken werden. Das kann bei einem richtigen fränkischen Fettschlauch nicht passieren! Der Fischer! So ein Schlingel😘
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  • C. H.
    Quellenangaben fehlen. Bitte belegen Sie Ihre Aussagen mit entsprechenden Links und fügen Sie diese in Ihren Kommentar ein.
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  • G. A.
    Wie wäre es mit einer Solar betriebenen Grillstation.
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  • R. H.
    Herr Söder, das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit der Sie als Vertreter der konservativen Werte unmöglich freien Lauf lassen können! Günstige Würste für freie Bürger! Es müssen sich alle Menschen im Freistaat ihre tägliche Ration einverleiben können. Es kann nicht sein das die Grünen und Andere Linksliberale unser Abendland mit unerschwinglichen Wurstpreisen umerziehen wollen.
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  • H. S.
    Franken, Rhön, Thüringen ohne Bratwurst? Macht den Altbayern mal die WeißWurst streitig, das gäbe einen Aufstand.
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  • M. E.
    Gelungene Glosse, Herr Fischer
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  • E. V.
    Was, in der Rhön kostet die Bratwurst noch 3 Euro? Die Glücklichen. Wahrscheinlich gibt's auch noch Döner für 5?
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  • W. T.
    Ein Heizkostenzuschuss für das Braten der Wurst wäre Habecks Aufgabe.
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