Klappern gehört zum Geschäft. Wo wüsste man das besser als im Landratsamt mit seiner Führungsfigur Thomas Habermann? Also klappern sie lautstark und herzerfrischend, die beiden Störche auf dem stattlichen Horst in bester Lage auf dem Altbau des Landratsamtes.
Die prächtigen, schlanken Vögel haben dem übergewichtigen, zerzausten Rhönkauz in den letzten Wochen etwas die Show gestohlen. Zurecht, denn sie sind mit ihrem hungrigen Nachwuchs ja auch der Hingucker in der Spörleinstraße.
Störche für die Kreisumlage
Freilich, der sympathische äußere Eindruck täuscht etwas darüber hinweg, dass es sich bei dem Storchennest um ein echtes Politikum handelt. Im Grunde genommen geht es dem Landkreis mit den Störchen um eine Symbolpolitik der besonderen Art. Man wünscht sich offenbar von höchster Stelle mehr Nachwuchs im Landkreis. Und zwar aus einem einzigen Grund: Man will in Zukunft noch mehr Kreisumlage kassieren!
Nebenan auf der frisch sanierten Karmelitenkirche steht noch ein zweites Nest. Verlassen thront es auf dem Gotteshaus. Es ist der städtische Storchen-Horst. Er war keine ganz leichte Geburt. Zuerst war er nicht genehmigt worden - vom Landratsamt. Erst, als das Landratsamt dann seinen eigenen Horst hatte, kam das Plazet für das städtische Storchennest.
Die Shisha-Lounge als Heizung
Im Storchen-Wettstreit zwischen Stadt und Landratsamt steht es aktuell 1:0 für das Team Habermann. Mag sein, dass die Störche unserer Tage konfessionell eher ungebunden sind und Gotteshäuser meiden. Man könnte also über eine Verlegung des Horstes zum Beispiel ans Triamare nachdenken. Mit der Abwärme aus der Shisha-Lounge hätten zukünftige Storchenpaare doch gleich ein viel kuscheligeres Nest mit integrierter Fußbodenheizung!
Alternative zwei: Das Landratsamt verlagert das urbane Storchen-Nest auf den Rhön-Klinikum-Campus. Dort wird sowieso die Geburtsstation des Klinikkonzerns vom Landkreis subventioniert. Eine politische Kröte, die man seinerzeit schlucken musste, weil kein Storch in der Nähe war.
Womöglich beschert das eine bessere Belegung und die Subventionen können zurückgefahren werden. Am Ende kommt sogar die eigentlich in Südafrika und Madagaskar beheimatete Storchenart des "Nimmersatt" auf den Klinikberg. Passen würde es irgendwie ja. Im Gegenzug wird das Storchennest der Stadt zur ersten Wahl für städtisch veranlagte Meister Adebare. Das Einwohnermeldeamt der Stadt freut sich schon.