Was macht ein Stein vom See Genezareth in Israel auf dem Boden des Wohnzimmers von Joachim May in Großbardorf? Er ist Bestandteil einer zwei auf einen Meter großen orientalischen Krippe, die auf mehreren Leinwänden steht, die durch ihre Bearbeitung an Wüstenboden erinnern sollen. Diese Art von Darstellung der Geburt Christi ist in fränkischen Landen nicht nur außergewöhnlich, das imposante Ensemble ist zudem noch selbst gebaut.
Weihnachtskrippen haben Joachim May schon immer fasziniert
Krippen haben May, der als Angestellter in der VR-Bank-Filiale in Bad Königshofen tätig ist, schon in jungen Jahren interessiert. Und deshalb hat er sich nach und nach eine kleine Sammlung zugelegt, zu der auch ein Schaukasten mit der gut 100 Jahre alten Papierkrippe seiner Großmutter zählt. Doch so richtig zufriedengestellt hat ihn das nicht.
Der Krippenbaukurs in der Domstadt Bamberg
Im Februar vor zwei Jahren, genauer gesagt, vom 10. bis 14., hat May sich dann seinen Traum endlich erfüllt. Kurz vor Ausbruch der Pandemie, was zu diesem Zeitpunkt aber noch niemand ahnte, belegte er einen Krippenbaukurs in Bamberg. Die Dom- und Bischofsstadt gilt wegen ihrer riesigen Zahl an Darstellungen der Weihnachtsgeschichte als die Krippenstadt schlechthin.
"Das war ein tolles Erlebnis", freut sich May noch heute an der Erinnerung an die vielen, oft meditativen Stunden, die er unter Gleichgesinnten mit der kreativen Tätigkeit zugebracht hatte. Wegen seiner Festigkeit und des geringen Gewichts wird für den Krippenbau vor allem Styrodur verwendet, egal ob es sich um fränkischen Stall, eine Scheune, ein mittelalterliches Bürgerhaus, oder ein orientalisch anmutendes Eingangtor, wie bei Mays Krippe handelt.
Zum Krippenbauen verwendet man am besten Styrodur
Das dem Styropor ähnliche Material hat den Vorteil, dass es nicht so bröselig ist und sich deswegen besser bearbeiten lässt. Krippenputz und Farbe verleihen den Bauwerken zusätzliche Stabilität. "Ich hab sogar Überstunden gemacht", schmunzelt May, dessen Religiosität sich auch in seinem Organistendienst niederschlägt, den er regelmäßig in Großbardorf und seinem Geburtsort Althausen bei Münnerstadt versieht. Es habe viel Spaß gemacht, zu sehen, wie das wächst.
Ein Beduinenzelt mit zwei Wasserpfeifen rauchenden Arabern
Manch einen Tipp hatte zudem der erfahrene Krippenbaumeister für die Kursteilnehmer bereit. So weiß May seitdem, dass etwas löslicher Leim im Wasser schlapprigen Textilien eine erstaunliche Festigkeit verleiht, ohne steif zu wirken. Das Beduinenzelt, in dem zwei Wasserpfeife rauchende Araber am Boden sitzen und das May noch vor dem Kurs gefertigt hat, rutscht jetzt jedenfalls nicht mehr bei der kleinsten Erschütterung vom Dach. Die Palmen auf dem Gelände besitzen als Stämme Zimtstangen und grünes, mit der Schere bearbeitetes Papier.
Rund 35 Figuren, angefangen bei der Heiligen Familie, den Drei Königen und den Hirten, beleben die Szenerie, die in einer Karawanserei in der Wüste zu Hause sein könnte. Dort finden sich aber auch Elefanten, Kamele, ein Schlangenbeschwörer oder Wasserträger. Die Figuren hat er allerdings nicht selbst gefertigt, sondern erworben.
Steine vom Toten Meer und Sträucher aus Bethlehem
Großen Spaß bereitet es Joachim May zudem, seine Krippe mit dekorativen Dingen auszustatten, die er und seine Frau von ihren Urlaubs- oder Pilgerreisen mitbringen. Neben besagten Steinen vom See Genezareth und dem Toten Meer, die in die Krippen-Szenerie einbezogen sind, bilden Äste von Sträuchern, wie man sie bei Betlehem oder auch auf der Insel Kreta findet, den Hintergrund vor dem stilisierten Nachthimmel.