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Nordheim
Der Deitscher schmeckt noch immer wie in der Kindheit: Zwei Frauen aus der Rhön haben ein Kochbuch veröffentlicht
Renate Mültner-Eckert und Hildegard Pfeffermann legten die "Nordheimer Rezepte-Sammlung aus Großmutters Küche" neu auf. Was kochen die Rhönerinnen am liebsten?
Renate Mültner-Eckert (rechts) und Hildegard Pfeffermann haben bereits 2004 eine Rezeptesammlung herausgegeben. Nun wurde das Kochbuch 'Nordheimer Rezepte-Sammlung aus Großmutters Küche' neu gestaltet und aufgelegt.
Foto: Sabine Pagel | Renate Mültner-Eckert (rechts) und Hildegard Pfeffermann haben bereits 2004 eine Rezeptesammlung herausgegeben. Nun wurde das Kochbuch "Nordheimer Rezepte-Sammlung aus Großmutters Küche" neu gestaltet und aufgelegt.
Sabine Pagel
 |  aktualisiert: 10.11.2023 03:03 Uhr

Wickelklüß, Dämpfkraut oder Kartoffelgemüs - wer kennt nicht auch Gerichte aus Großmutters Zeiten. Sofort hat man das Bild von Oma in ihrer Kittelschürze vor Augen, wie sie am Herd ihrer Wohnküche steht und kocht. Erinnerungen an die gute alte Zeit und das oft deftige Essen kommen auf. Leider geht das Wissen um die alten Rezepte immer mehr verloren. Zumal die Gerichte in jeder Ortschaft oft etwas anders zubereitet wurden.

Hildegard Pfeffermann verteilt die 'Schmiere' auf den süßen Kartoffeldätscher.
Foto: Sabine Pagel | Hildegard Pfeffermann verteilt die "Schmiere" auf den süßen Kartoffeldätscher.

Gut, dass es engagierte Menschen wie Renate Mültner-Eckert und Hildegard Pfeffermann gibt, denen es wichtig ist, die alten Rezepte zu bewahren. Die beiden Nordheimer Bäuerinnen hatten bereits im Jahr 2004 gemeinsam mit den Landfrauen eine Rezeptsammlung herausgegeben. Im Sommer letzten Jahres wurde diese Sammlung nun überarbeitet, ergänzt und als Kochbuch herausgegeben.

Ein Kochbuch für das Kirchendach in Nordheim in der Rhön

Begonnen hatte alles bereits 2002. Damals stand die Renovierung des Kirchendachs in Nordheim an. Um Spendengelder zu sammeln, wurde von den Landfrauen die "Nurdemer Rezepte Sammlung aus Großmutters Küche" erstellt. Rund zwei Jahre hatte es damals gedauert, bis die passenden Rezepte zusammengetragen und aufgeschrieben waren.

Damals wurde viel über die Zutaten und die Zubereitung der einzelnen Gerichte diskutiert, berichteten die beiden Landfrauen. Von Haus zu Haus gab es Unterschiede, je nach Geschmack und Überlieferung. Besonders beim Kanter, einer Kartoffelsüßspeise, konnte man sich lange nicht einigen. "Letztendlich habe ich dann festgelegt, wie wir das Rezept aufschreiben", erinnerte sich Renate Mültner-Eckert.

Auf den Tisch kam, was Garten und Acker hergaben

Auf den Tisch kam früher, was der Garten und der Acker hergaben, was in der Speis eingelagert oder eingeweckt war. Saisonal, regional und direkt vom Erzeuger war der Grundsatz. Die Rezepte für die Rezeptsammlung wurden von Hand geschrieben, die Seiten kopiert, sortiert und geheftet. Im Laufe der Jahre war das Geheft recht verschlissen.

Besonders Renate Mültner-Eckert war es eine Herzensangelegenheit, die Rezeptsammlung weiterhin zu erhalten. Sie machte sich Gedanken für eine Überarbeitung. Mithilfe der Kleinprojekte-Förderung des Landkreises Rhön-Grabfeld und durch die Förderung der Gemeinde Nordheim konnte schließlich im Frühjahr 2023 ein rundum überarbeitetes Kochbuch herausgebracht werden. Unterstützung bekam sie wieder von ihrer Freundin Hildegard Pfeffermann.

Nordheimerinnen kochten beim Pressetermin groß auf

Auch die Familien waren bei der Neugestaltung beteiligt. Ein bunter Hahn schmückt nun die Titelseite, sodass das Kochbuch sofort ins Auge sticht. Die Nordheimer haben auch den Spitznamen "Lensegöger". Die handgeschriebenen Rezepte wurden beibehalten, zwischen den einzelnen Kapiteln finden sich kurze Anmerkungen, wie früher gekocht wurde, Geschichten und Zeichnungen.

Beim Gespräch mit dieser Redaktion bereiten die beiden Landfrauen einen herzhaften und einen süßen Kartoffeldätscher sowie eine Einlaufsuppe (eine Fleischbrühe, in die man eine Mischung aus Mehl, Milch und Eiern einlaufen lässt) zu. Bereits beim Betreten des Hauses von Familie Mültner zieht ein würziger Duft aus der Wohnküche.

Routiniert gehen den Damen die Arbeitsschritte von Hand. Zwischendurch entspinnt sich eine kurze Diskussion wie der Dätscher mit den Zwetschgen am besten belegt wird oder ob Heißluft oder nicht doch Ober- und Unterhitze beim Backen besser sei. Auch kleine Anekdoten zum Rezeptheft geben sie zum Besten.

Renate Mültner-Eckert schlägt die Masse für die Einlaufsuppe, Mehl, Milch und Eier auf.
Foto: Sabine Pagel | Renate Mültner-Eckert schlägt die Masse für die Einlaufsuppe, Mehl, Milch und Eier auf.

Wer kennt noch den Kaffeesatzkuchen aus der Nachkriegszeit?

"Die "Griefen-Kipferl", Plätzchen, bei denen Schweinegrieben verarbeitet werden, sind schon sehr speziell", findet Hildegard Pfeffermann. Ein ganz besonderes Rezept ist der Kaffeesatzkuchen, welches noch aus der Nachkriegszeit stammt. Viele weitere interessante Gerichte sind in der "Nordheimer Rezepte-Sammlung" zu finden.

Inzwischen ist bereits die 2. Auflage der Überarbeitung im Druck. Auch die Sparkasse Bad Neustadt hat sich diesmal mit einer Förderung an den Druckkosten beteiligt. Um die Verteilung an den Verkaufsstellen kümmert sich Mültner-Eckert persönlich. Sie sorgt auch dafür, dass immer ausreichend Kochbücher dort vorrätig sind.

Ein Blick in den Ofen. Der süße Kartoffeldätscher, halb mit Zwetschgen und halb mit Mohn belegt, braucht noch etwas Zeit.
Foto: Sabine Pagel | Ein Blick in den Ofen. Der süße Kartoffeldätscher, halb mit Zwetschgen und halb mit Mohn belegt, braucht noch etwas Zeit.

Die gesamten Einnahmen aus dem Verkauf werden an gemeinnützige Institutionen gespendet. Der Erlös geht an den ASB-Wünschewagen, den Hospizverein Rhön-Grabfeld, das Kinderhospiz Sternenzelt Mainfranken, die Ukrainehilfe "#OSTHEIMHILFT" sowie den Bäuerlichen Hilfsdienst des Bayerischen Bauernverbands. Erwerben kann man das Rezeptheft in Nordheim im Rewe-Markt, beim Apfelhof Riedel und der Brennerei Hohmann, am Kiosk "Schwarzes Moor" und im Bauernladen Fladungen.

Kartoffeldeitscher

1,5 kg rohe Kartoffeln kochen, schälen und durch die Kartoffelpresse drücken. Mehl mit Trockenhefe mischen. 1 Ei, Salz und 1 Esslöffel Margarine in den Kartoffelteig geben und so viel Mehl unterkneten, dass sich der Teig ausrollen lässt. Teig auf einem gefetteten Blech ausrollen. Für den Belag 1 Messerspitze gekörnte Brühe zum Würzen nehmen, mit Speckwürfeln oder geröstete Zwiebeln belegen. Etwa 20 Minuten bei 180 ° backen. Dazu schmeckt Kartoffelsuppe.
Quelle: Nordheimer Rezepte-Sammlung aus Großmutters Küche

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