zurück
Ginolfs
Der beste Schäfer Deutschlands kommt aus der Rhön - wie Julian Schulz seine Herde vor Wölfen schützen will
Die treue Hündin Daisy spielt eine entscheidende Rolle bei der Arbeit von Julian Schulz. Für den Bundeswettbewerb trainierten die beiden täglich.
Julian Schulz ist Deutscher Hütemeister. Beim Bundesleistungshüten setzte er sich mit Hündin Daisy (im Bild) gegen die Konkurrenz durch. 
Foto: Marc Huter | Julian Schulz ist Deutscher Hütemeister. Beim Bundesleistungshüten setzte er sich mit Hündin Daisy (im Bild) gegen die Konkurrenz durch. 
Marc Huter
 |  aktualisiert: 29.02.2024 15:39 Uhr

Der Beruf des Schäfers hat ihn von klein auf gefesselt: Julian Schulz stammt aus einer Schäferfamilie in der Lüneburger Heide, ist im Alter von 17 Jahren in Baden-Württemberg zur Schäfer-Ausbildung in die Lehre gegangen und ist seit zehn Jahren der Schäfer der Herde der Weidegemeinschaft Rhönschaf in Ginolfs mit 900 Mutterschafen und 200 Lämmern.

Mit seiner Ehefrau und seinen beiden Kindern ist er in Ginolfs heimisch. Nun darf Julian Schulz einen großen Erfolg feiern: Er wurde nach dem Bundesleistungshüten, die "Bundesliga" der Schäferei, zum deutschen Hütemeister gekürt.

Hütehund Daisy weicht nicht von seiner Seite

"Es ist ein tolles Gefühl, wenn die Arbeit, die man sich jahrelang gemacht hat, belohnt wird", erzählt der Rhönschäfer. Während Schulz von dem Bundesleistungshüten des Vereins für Deutsche Schäferhunde erzählt, weicht seine fünfjährige Hündin Daisy von Lilas Schäferhaus ihm nicht von der Seite. Sie hat zusammen mit Beihund Arco zu diesem Erfolg beigetragen. 

Daisy ist ein von Julian Schulz selbst gezüchteter Hund. "Dieser Erfolg mit einem selbst gezüchteten Hund – darauf bin ich schon stolz", so Schulz. Zuvor siegten die beiden schon beim Landesleistungshüten im Sommer in der Rhön, um dessen Organisation sich Schulz selbst gekümmert hatte.

Was muss man beim Leistungshüten können? 

Bei einem Leistungshüten wird an zwei Tagen die Kunst des Hütens vorgeführt und geprüft. Die Kunst des Hütens bezweckt vorrangig, die Schafherde durch sinnvolle Hüteweise unter besonderer Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Weideflächen und der Witterung zur optimalen Futteraufnahme und somit zum größtmöglichen Zuwachs zu bringen. Nur in einer harmonischen Zusammenarbeit zwischen dem Menschen und den Tieren kann optimaler Erfolg der Beweidung erreicht werden.

Beim Leistungshüten haben Hirte und Hunde gemeinsam Aufgaben zu erfüllen, die nacheinander bewertet werden. "Diese Aufgaben spiegeln eigentlich den ganzen Alltag eines Schäfers wider", berichtet Julian Schulz. So zählen zu den Aufgaben beispielsweise das "Auspferchen": Eine fremde Herde wird vom Schäfer mit zwei Hunden aus einem Pferch (umzäuntes Gelände) herausgetrieben. Nachdem die Herde den Pferch verlassen hat, halten die Hunde die Herde zusammen.

Dickes Lob für die Hündin Daisy

Des Weiteren muss die Schafherde im Verkehr beispielsweise über eine Brücke oder eine befahrene Straße entlanggetrieben werden. Hindernisse müssen fehlerfrei überwunden werden. Bei der Disziplin "Weites Gehüt" grasen die Schafe weit verstreut. Der Haupthund muss zeigen, dass er auch auf weiter Distanz die Kommandos befolgt und die Herde großflächig zusammenhält.

Bei der Aufgabe "Enges Gehüt" sollen die Schafe auf einer relativ kleinen Fläche grasen. Hierbei muss der Haupthund in der sogenannten "Furche" laufen und die Schafe innerhalb der Grenze halten. Wenn die Schafe in einem engen Gehüt stehen, ist es besonders wichtig, viel Ruhe in die stehenden Schafe zu bringen, damit sie grasen können.

Nachdem Julian Schulz mit seiner Daisy beim Bundesleistungshüten im vergangenen Jahr mit dem dritten Platz auf dem Podest gelandet war, gelang ihm dieses Jahr der große Erfolg. Hierfür lobt er besonders seine Hündin: "Sie ist sehr selbstständig und sehr führig", erklärt Schulz. "Sie kommt genau da hin, wo ich sie haben möchte."

Die Angst vor dem Wolf ist ein ständiger Begleiter

Neben dem normalen Alltag des Berufsschäfers musste er nahezu für den Leistungswettbewerb trainieren. Es galt, sich zu konzentrieren und zu fokussieren und das in dieser Zeit, wo täglich die Angst vor einem neuen Wolfsangriff umhergeht.

"Ich bin jeden Abend unruhig", erklärt der Rhönschäfer. Neben dem materiellen Verlust, welcher zwar entschädigt wird, entsteht auch eine emotionale Betroffenheit. Ein einziger Wolfsangriff kann zu mehreren toten Tieren führen und schlimmer noch, auch zu schwer verletzten, welche oft nur noch von ihrem Leiden erlöst werden können.

In der Nacht vor dem Ginolfser Weideabtrieb Ende Oktober seien die Wölfe auch wieder bei den Schafen gewesen. "Die Herde war morgens total unruhig und aufgeregt", berichtet Schulz.

Wölfe: Ohne Herdenschutzhunde wird es nicht gehen

Wohl wird man alsbald nicht um die Anschaffung von Herdenschutzhunden herumkommen. "Das ist aber nicht die Lösung", erklärt Schulz. Herdenschutzhunde sind misstrauisch und schätzen es nicht, wenn Menschen sich ihnen auf die falsche Art und Weise nähern.

Gerade für den Rhöner Tourismus könne das Halten von Herdenschutzhunden auf der Weide zu einem Problem werden, so die Meinung des besten Schäfers Deutschlands. Wie es in dieser Problematik weiter geht, zeigen die Entwicklungen und Gespräche in den nächsten Wochen. Erst vor kurzem wurde eine Abschussgenehmigung für den Abschuss von zwei Wölfen in der Rhön erteilt.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Ginolfs
Marc Huter
Beruf und Karriere
Schafe
Schäferhund
Wölfe
Wölfe in Unterfranken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top