Es war ein Festtag, an dem vielen Gottesdienstbesuchern nicht so recht nach Feiern zumute war: Der vergangene Sonntag, Tag des Gedächtnisses der Schmerzen Mariens und des Patroziniums der Pfarreiengemeinschaft Franziska Streitel, stand im Zeichen des Abschieds. Die Streitel-Schwestern Meinrada Böhnlein und Eberharda Schramm verlassen Mellrichstadt, sie ziehen um in das Ruhestandshaus des Ordens nach Abenberg in Mittelfranken. Nach 66 Jahren wird es in der Stadt, in der die Ordensgründerin Franziska Streitel geboren wurde, kein Ordenshaus mehr geben. Entsprechend machte sich im Gottesdienst wie auch beim anschließenden Empfang auf dem Kirchplatz Wehmut breit.
Für Mellrichstadt, für die ganze Pfarreiengemeinschaft, für viele Menschen ganz persönlich und auch für die Schwestern selbst sei dies ein ergreifender Moment, denn es gehe eine Ära in Mellrichstadt zu Ende, hob Pfarrer Thomas Menzel hervor. Viele wollen mit dieser Feier Gott dafür danken, was er durch die Schwestern für die Menschen in der Stadt und durch die Kongregation der Schwestern von der Schmerzhaften Mutter ganz allgemein Gutes getan habe. Seit Jahrzehnten setzen sich die Ordensfrauen für Kranke, Hilfsbedürftige und die Kirche vor Ort ein und sind aus Mellrichstadt eigentlich nicht wegzudenken. Sie werden fehlen, das wurde den Mellrichstädtern am vergangenen Sonntag mehr als deutlich bewusst.
Ein Alleinstellungsmerkmal für die Pfarrei
Als sein Vorgänger, Pfarrer Florian Judmann, ihm seinerzeit die Pfarrei schmackhaft machen wollte, habe er ihm auch den Namen erläutert, der auf die Ordensgründerin Franziska Streitel aus Mellrichstadt zurückging, begann Pfarrer Menzel seine Predigt. Seit 1955 waren Schwestern dieser Kongregation in Mellrichstadt ansässig, ihr Einsatz für Hilfsbedürftige und Kranke wurde stets hochgeschätzt. Sie waren sozial tätig im Spital, im ehemaligen Kreiskrankenhaus, in der Sozialstation und in den beiden Alten- und Pflegeheimen. Der hiesige Schwesternkonvent war in der heutigen Zeit ein Alleinstellungsmerkmal.
Viele Menschen seien traurig über den Weggang der Schwestern, machte Menzel deutlich. Sie hatten für die Menschen stets ein offenes Ohr und ein gutes Wort. "Gelebte Nächstenliebe" nannte Menzel das Wirken der beiden Frauen, ihnen wurde großes Vertrauen entgegengebracht. Obwohl sie ein Leben des Verzichts leben, waren sie zufrieden und immer für andere da, ihr Weggang bedeute den Verlust von etwas Kostbarem und Liebgewonnenen. "Das Loslassen tut weh", sagte Menzel, auf beiden Seiten. Sie haben eindrucksvolle Spuren hinterlassen. Doch für die Ordensfrauen ist es an der Zeit, an die eigene Gesundheit zu denken. Schwester Meinrada und Schwester Eberharda, 80 und 83 Jahre alt, werden künftig im Ruhestandshaus ihres Ordens leben und dort versorgt.
"Der liebe Gott macht keine Fehler"
Es folgte eine Reihe von Grußworten, die das große Engagement der Schwestern hervorhoben. "Der liebe Gott macht keine Fehler" – diesen Satz hätte sie oft von Schwester Meinrada gehört, sagte die Vorsitzende des Gemeindeforums Mellrichstadt, Gerda Staude. Schwester Eberharda habe in der Krankenpflege begonnen und über 40 Jahre hier verbracht. Schwester Meinrada war der gute Geist in der Sakristei und im St. Niklas-Altenheim, immer gut gelaunt, ein freundliches Wort für jeden, der da war. Beide Schwestern würden ein Vermächtnis hinterlassen, das einen Auftrag für die Zukunft gibt, nämlich in ihrem Sinne den Himmel ein Stück offen zu halten. Sonja Großmann, die Vorsitzende des gemeinsamen Ausschusses, versprach "Wir bleiben einander verbunden".
Eine sehr reich gesegnete Zeit für Mellrichstadt gehe zu Ende, sagte Mellrichstadts evangelischer Pfarrer und Kirchenrat Andreas Werner. "Sie sind ein Geschenk Gottes", würdigte er die beiden Schwestern. Auch Angelika Ochs, Geschäftsführerin des Caritasverbands in Rhön-Grabfeld, und Mellrichstadts Bürgermeister Michael Kraus, der auch für Landrat Thomas Habermann sprach, verabschiedeten die Schwestern mit persönlichen Worten. Schwester Beate Nieberler überbrachte dazu Grußworte der Generaloberin, und auch Schwester Gudrun Schellner vom Generalrat des Ordens schloss sich spontan mit einem Grußwort an.
Mit Leib und Seele in Mellrichstadt verwurzelt
Schwester Eberharda und Schwester Meinrada sagten gerührt danke für die vielen guten Wünsche und die Worte, die ihnen mit auf den Weg gegeben wurden: "Wir werden dies im Herzen als wunderschöne Erinnerung behalten." Sie seien mit Leib und Seele hier in Mellrichstadt verwurzelt gewesen. "Nun müssen wir sehen, wie lange es dauert, bis die Seele in Abenberg ankommt." Die Zeit in Mellrichstadt werden sie niemals vergessen, versicherten die Schwestern. "Wir wurden getragen von Sympathie, beschenkt mit viel Vertrauen und gestärkt durch viel Unterstützung und Hilfsbereitschaft."
Besonderen Dank sagten sie Pfarrer Menzel und seinen Vorgängern für alle Fürsorge und das Gute miteinander, allen Verantwortlichen im Seelsorgeteam, im Pfarrbüro, in verschiedenen Gremien, den Mesnern, Organisten und all den vielen Ministranten, die insbesondere zu Schwester Meinrada stets ein herzliches und freundschaftliches Verhältnis gepflegt hatten. Für Schwester Eberharda galt es gar nach 43 Jahren in Mellrichstadt Abschied zu nehmen. Doch das Alter fordere seinen Tribut. Sie dankte den Gläubigen für das bleibende Freundschaftsgeschenk. Nach Schwester Meinradas Lieblingsspruch "In Gottes Namen Amen" brandete langanhaltender Beifall auf, der noch einmal die große Wertschätzung für die Schwestern unterstrich.
Musik und Gesang zum Abschied
Der würdige Gottesdienst wurde mitgestaltet vom Mellrichstädter Kirchenchor, der das Stabat Mater von Alexandre Guilmant sang, dazu spielten Bläser und Flötisten und Elias Mack auf der Orgel, nicht zu vergessen die zahlreichen Gottesdienstbesucher, die mitsangen.
Nach dem feierlichen Auszug standen die Caritas-Mitarbeiterinnen Spalier, anschließend gab es auf dem Kirchplatz einen Stehempfang, zu dem Musikanten aus Mellrichstadt, Eußenhausen und Frickenhausen flott aufspielten, aber auch das "Segne du Maria" eigens für die Schwestern intonierten. Den Abschluss dieses außergewöhnlichen Tages bildete am Abend eine Dankandacht.