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MELLRICHSTADT
„Das PÜZ ist eine Hilfe fürs Leben“
Freuen sich über den baldigen Bau des „Modellprojekts der Pflege der Zukunft“ in Mellrichstadt: (von links) Walter Behringer von der ausführenden Baufirma in Bastheim, Architekt Peter Dechant, Reiner Türk, Vorsitzender des Kreiscaritasverbands, Domkapitular Clemens Bieber, Rainer Kaufmann, Bezirksgeschäftsführer der Malteser, Caritas-Pflegedienstleiterin Ulli Feder, der stellvertretende Bürgermeister Thomas Dietz, der Landtagsabgeordnete Sandro Kirchner, Caritas-Kreisgeschäftsführerin Angelika Ochs, der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel, Johanna Dietz (Gesamtleitung ambulante Altenhilfe im Kreiscaritasverband) und der stellvertretende Landrat Josef Demar.
Foto: Simone Stock | Freuen sich über den baldigen Bau des „Modellprojekts der Pflege der Zukunft“ in Mellrichstadt: (von links) Walter Behringer von der ausführenden Baufirma in Bastheim, Architekt Peter Dechant, Reiner ...
Simone Stock
 |  aktualisiert: 07.04.2020 11:38 Uhr

Domkapitular Clemens Bieber, Vorsitzender des Caritasverbands für die Diözese Würzburg, sparte nicht mit Lob für die Caritas Rhön-Grabfeld: „Ihr hier in der Rhön seid Vordenker, um pflegebedürftigen Menschen und ihren Angehörigen praktische Hilfe und Menschlichkeit zu geben.“ Beim Spatenstich für das Pflegeübungszentrum Rhön-Grabfeld in Mellrichstadt am Montagvormittag waren sich alle Beteiligten und Gäste einig: Dies ist ein Leuchtturmprojekt, das beispielgebend für ganz Bayern sein wird.

Einzigartiges Konzept

Es hat seine Zeit gedauert, bis der Bau des Pflegeübungszentrums, kurz PÜZ Realität werden kann. Reiner Türk, Vorsitzender des Kreiscaritasverbands, zeichnete den Weg mit langer Planungs- und Entscheidungsphase nach. 2013 entwickelten Johanna Dietz, Leiterin der ambulanten Altenhilfe im Kreiscaritasverband, und Ulli Feder, Pflegedienstleitung der Sozialstation St. Kilian, die Idee, ein Übungszentrum für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen einzurichten. Schnell wurde klar: Dieses Konzept ist einzigartig und schließt eine Lücke im Bereich der häuslichen Pflege.

Angehörige sind oft überfordert

Wenn eine Pflegesituation eintritt, sind Patienten und Angehörige oft hilflos und wissen nicht, wie es weitergeht. Das Pflegeübungszentrum soll den Beteiligten die Angst vor der ungewohnten Situation nehmen. Hier können Pflegebedürftige und Angehörige bis zu 21 Tage leben und üben, ob eine häusliche Pflege möglich ist. Dabei geht es auch darum, die Vereinbarkeit der Pflege mit Beruf und Familie zu testen. „Das PÜZ ist eine Hilfe fürs Leben“, machte Reiner Türk deutlich.

Passt in keine Schublade

So gut die Idee ankam, stellte es die Beteiligten bei der Umsetzung vor unerwartete Probleme: „Das Projekt ist so neu, dass es in keine Schublade passt“, so Türk. Die Landtagsabgeordneten Sandro Kirchner und Steffen Vogel sagten ihre Unterstützung zu, und eine Delegation des Caritasverbands stellte dem Ausschuss für Pflege und Gesundheit der CSU in München, in dem beide vertreten sind, das Konzept vor.

Finanzielle Unterstützung

Nach einem Hin und Her, insbesondere was die Zuständigkeiten für den Bau anbelangt, ist nun die Regierung von Unterfranken im Boot. Finanzielle Unterstützung leistet das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege mit 150 000 Euro und die Deutsche Fernsehlotterie mit 75 000 Euro. Die verbliebenen Kosten von 50 000 Euro schultert der Kreiscaritasverband Rhön-Grabfeld aus Eigenmitteln, zudem wurde eine Spendenaktion ins Leben gerufen.

Menschlichkeit im Vordergrund

„Es geht hier um Menschen, die Unterstützung brauchen“, sagte Domkapitular Clemens Bieber mit Nachdruck. Der zu Pflegende, der oftmals unverhofft in diese Situation gerät, müsse sich damit abfinden, dass er nun Hilfe braucht, den Angehörigen soll Sicherheit darin gegeben werden, wie sie bestmöglich helfen können. „Das PÜZ bringt Menschen und Hilfe zusammen“, so Bieber. „Es ist ein Zentrum, das dem Leben dient.“ Er dankte den Beteiligten, dass es hier nicht nur um Kosten geht, die ein pflegebedürftiger Mensch verursacht, sondern dass die Menschlichkeit im Fokus steht. „Dass Menschen Verantwortung füreinander haben, muss wieder in den Vordergrund rücken.“

Impulse für den Freistaat

Steffen Vogel nannte den Umgang mit der Pflege die größte gesellschaftliche Herausforderung. „Auch wer daheim pflegt, braucht Unterstützung“, machte er deutlich. Das Modell habe Vorbildcharakter für den Freistaat und kann Impulse geben, da viel mehr innovative Projekte in der Pflege gebraucht würden. „Ganz Bayern schaut nun nach Mellrichstadt, wie sich das PÜZ entwickelt.“

Einzug im Herbst

Im Herbst sollen die ersten Bewohner einziehen. Sandro Kirchner wünscht sich, dass dieses Modell viele Nachahmer findet. Der stellvertretende Bürgermeister Thomas Dietz war stolz, dass das Pflegeübungszentrum für den Landkreis in Mellrichstadt gebaut wird. Die Familienstrukturen haben sich gewandelt, die Gesellschaft brauche eigens zugeschnittene Angebote für ältere Menschen. „Unter professioneller Anleitung Hilfe aufzuzeigen, trifft genau den Nerv der Zeit“, lobte er. Der stellvertretende Landrat Josef Demar hob hervor, dass im Landkreis Innovation groß geschrieben wird und die Einrichtungen der Caritas zum Wohle der Menschen beitragen. Das Grundstück wurde übrigens von den benachbarten Maltesern zur Verfügung gestellt.

PÜZ-Botschafter werden

Caritas-Kreisgeschäftsführerin Angelika Ochs strahlte ob der vielen lobenden Worte für das neue Projekt und hofft nun auf viele Unterstützer, die für das PÜZ spenden. Dafür wurde eigens eine Aktion ins Leben gerufen: Spender können Legosteine, symbolisch für den Baubeginn, erwerben und sich in eine Spendenliste eintragen lassen – als frischgebackene „PÜZ-Botschafter“.

Pflegeübungszentrum (PÜZ) Rhön-Grabfeld

Das neue Pflegeübungszentrum des Kreiscaritasverbands Rhön-Grabfeld, kurz PÜZ, entsteht am Lohweg 2 in Mellrichstadt, direkt neben der Sozialstation St. Kilian. Die Idee zu diesem Modellprojekt für und mit pflegenden Angehörigen und pflegebedürftigen Menschen haben Johanna Dietz und Ulli Feder entwickelt.

Was tun, wenn eine Pflegebedürftigkeit auftritt? Können Angehörige die Versorgung bewältigen oder wäre die Unterbringung in einem Heim die bessere Lösung? Ziel des neuen Angebots ist es, die Angst vor der Pflege zu nehmen, eine optimale Pflegesituation zu schaffen und dabei die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu ermöglichen. Hierbei ist ein zeitweiser Einzug in das Pflegeübungszentrum mit buchbaren Leistungen hilfreich. Das Projekt ist neutral, Pflegebedürftige können hier auch von anderen Pflegediensten versorgt werden. Auch an eine Schulung der Angehörigen ist gedacht, wie etwa die Einweisung in die Benutzung von technischen Hilfsmitteln bei der Pflege.

21 Tage können Pflegebedürftige und Angehörige im PÜZ wohnen und sich auf die neue Situation einstellen. Dabei werden sie umfassend beraten, etwa zum Umbau der Wohnung oder zur Finanzierung der ambulanten Leistungen. Ziel ist es, dass die Betroffenen und ihre Angehörigen am Ende des Aufenthalts eine gute und zufriedenstellende Lösung für ihre persönliche Situation finden können.

Der Spatenstich für das Pflegeübungszentrum als Modell: Angelika Ochs (links) strahlte, als Johanna Dietz und Ulli Feder (Zweite und Dritte von links) ihr eine liebevoll gestaltete Miniatur überreichten.
Foto: Simone Stock | Der Spatenstich für das Pflegeübungszentrum als Modell: Angelika Ochs (links) strahlte, als Johanna Dietz und Ulli Feder (Zweite und Dritte von links) ihr eine liebevoll gestaltete Miniatur überreichten.
 
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