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Untereßfeld
Dämmen in Zeiten der Energiewende im Grabfeld: Dicke Holzfaser mit Lehm sorgen für ein behagliches Klima
Zwei Ehepaare in Untereßfeld standen vor der Frage, wie man am besten ein unter Denkmalschutz stehendes Fachwerkhaus gegen eindringende Kälte dämmt.
Christoh Jörg präsentiert einen Holzfaserdämmeelement für die zukünftige Dämmung im Erdgeschoß. Es fehlen noch Dübel und Dämmplattenhalter.
Foto: René Ruprecht | Christoh Jörg präsentiert einen Holzfaserdämmeelement für die zukünftige Dämmung im Erdgeschoß. Es fehlen noch Dübel und Dämmplattenhalter.
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 09.02.2024 16:51 Uhr

Die gegenwärtige Situation, mit steigenden Preisen und Zinsen, macht es für junge Leute nicht einfacher, sich den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Da spielt es kaum eine Rolle, ob es sich um einen Neubau handelt oder um die Sanierung eines alten Hauses, wie es Christoph und Lisa Jörg derzeit in der Wethgasse in Untereßfeld angehen. Auch die Energiewende mit ihren Vorgaben trägt ihr Übriges dazu bei, musste sich das Ehepaar doch mit der Frage beschäftigen, wie man eigentlich ein Fachwerkhaus dämmt. 

Hier gibt es noch jede Menge zu tun. Das Eigenheim von Lisa und Christoph Jörg fordert noch viel Arbeit.
Foto: René Ruprecht | Hier gibt es noch jede Menge zu tun. Das Eigenheim von Lisa und Christoph Jörg fordert noch viel Arbeit.

Das Denkmalschutzamt war gegen die Außendämmung des Fachwerkhauses  

Weil das Denkmalschutzamt eine Dämmung der Fassade nicht zulasse, erklärt Christoph Jörg, bleibe nur noch die Möglichkeit, die Wände von innen für den Winter fit zu machen. 16 Zentimeter dick ist der Stoff aus Holzfasern zusammen mit dem Lehmputz, der einmal die Kälte draußen lassen und für ein gesundes Raumklima sorgen soll. Als Heizung ist eine Luft-Wärmepumpe vorgesehen, die aber keine Fußboden-, sondern eine aus Röhren bestehende Wandheizung speisen soll.    

Lisa und Christoph Jörg freuen sich auf das Leben in ihrem Haus.
Foto: René Ruprecht | Lisa und Christoph Jörg freuen sich auf das Leben in ihrem Haus.

Für Dämmung von innen gibt es verschiedene Verfahren

Es gibt noch eine Reihe anderer Methoden, mit denen eine Innendämmung bewerkstelligt werden kann. Im Internet gibt es hierzu eine Reihe von Informationen. Praktikabel ist etwa die Installierung von Lattengerüsten an den Wänden, die mit Platten aus Gipsbeton oder anderen Materialien bewehrt werden. Der Hohlraum zwischen Wand und Platte kann mit dem Einblasen von Granulaten oder mittels fester Stoffe an den Platten gefüllt werden. Die Kosten und die Energieeffizienz lassen sich nach der Einzelfallbetrachtung ermessen. Eines haben alle Verfahren gemeinsam. Sie verringern je nach Dicke der Dämmung die Raumflächen.     

Ein Lehmputz nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab

Die Familie Jörg hat sich aus Gründen der Nachhaltigkeit und der Wohngesundheit für die Holzfaserdämmung entschieden, auch weil der Lehmputz Feuchtigkeit aufnimmt und wieder abgibt, wie Christoph Jörg, ein gelernter Schlosser und Metallbauer erklärt. Den Lehmputz stellen die Jörgs selbst her und verwenden dabei auch die Brocken aus den Feldern des Eichenfachwerks, die nicht mehr gebraucht werden. Das Zimmer im ersten Stock zur Straßenseite hin ist noch komplett mit Lehm ausgekleidet, was sich wohltuend auf das Klima auswirkt. Hier soll die jetzt dreijährige Tochter ihr Reich haben, sagt ihre Mutter Lisa, die als Mitarbeiterin Netzwerkmedizin und Innovation in Bad Neustadt arbeitet. 180 Quadratmeter wird die Wohnfläche am Ende messen, den neu errichteten Anbau mitgerechnet. Im nächsten Jahr wollen die Jörgs einziehen.   

Das Wohnzimmer von Familie Werner, der Zugang zum hinteren Essbereich war zuvor von einer Wand getrennt, die herausgerissen wurde. Die Hauswand (rechts) ist aus Lehm, der alte Kamin aus Sandstein wurde restauriert. Ein Holzstamm (Mitte) gilt als Gestaltungsmittel.
Foto: René Ruprecht | Das Wohnzimmer von Familie Werner, der Zugang zum hinteren Essbereich war zuvor von einer Wand getrennt, die herausgerissen wurde. Die Hauswand (rechts) ist aus Lehm, der alte Kamin aus Sandstein wurde restauriert.

Für die Sanierungsarbeiten gab es vom Bezirk für die Familie Werner einen Förderpreis

Nicht weit von den Jörgs entfernt lebt das Ehepaar Yvonne und Steffen Werner mit ihren beiden Söhnen in einem unter Denkmalschutz stehenden Fachwerkhaus aus dem 17. Jahrhundert auf einem weitläufigen Gelände. 2009 haben die Werners mit der Sanierung begonnen, die vom Bezirk Unterfranken mit dem Förderpreis belohnt wurde, erst kürzlich sind die letzten Arbeiten im Außenbereich abgeschlossen worden. Zur Dämmung wurde eine sechs Zentimeter starke Holzfaser verwendet, auf die drei Zentimeter Lehm aufgetragen wurde. Für Wärme sorgt im Haus eine Fußbodenheizung, die ausschließlich mit Holz betrieben wird, das Steffen Werner im Winter als Rechtler selbst aufarbeitet. Zwei von der Straßenseite nicht sichtbare Solarpaneelen sorgen im Sommer für das warme Wasser.

Steffen und Yvonne Werner sind glücklich in Ihrem Eigenheim.
Foto: René Ruprecht | Steffen und Yvonne Werner sind glücklich in Ihrem Eigenheim.

Beide Familien haben mit dem Denkmalschutz gute Erfahrungen gemacht

Beide Familien haben mit dem Denkmalschutz gute Erfahrungen gemacht. Während Yvonne Schmitt die Sache eher pragmatisch sieht, wenn sie sich daran erinnerte, dass nach einem Bauabschnitt immer Geld vom Amt kam, mit dem man weitermachen konnte, freut sich Lisa Jörg über die Werte, die geschaffen werden, wenn man sich auf gewisse Dinge einlässt. Die dadurch entstehenden Mehrkosten würden durch die Förderung ausgeglichen. 

Als das Haus der Familie Jörg noch Wagner-Villa hieß

Als Jugendlichem wäre Christoph Jörg nicht im Traum eingefallen, dass er später als erwachsener Mann einmal mit Frau und Kind in der "Wagner-Villa" wohnen würde, obwohl er dort zeitweise aus und einging. Das 1850 errichtete Haus steht nicht auf dem Hügel in Bayreuth, sondern in der Wethgasse in Untereßfeld. "Wagner-Villa" wurde das unter Denkmalschutz stehende Bauernhaus wegen seiner früheren Besitzerin von den Jugendlichen aus dem Bad Königshäuser Stadtteil genannt, die das Anwesen zu Anfang des Jahrtausends als Treffpunkt genutzt hatten. "Wir haben lange gesucht und überlegt, bis wir uns für das Haus entschieden haben", sagt Christoph und sieht dabei seine Frau Lisa an, die zustimmend nickt.

 
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