Wenn sich Wanderer bei Strahlungen im Wald verirren, dann hat Ludwig Euring seinen Job nicht richtig gemacht. Der Regionalwegewart des Rhönklubs Saale-Sinn Ost beschildert zurzeit den Premiumwanderweg „Extratour Strahlungen“. Seine Vorgabe: Wanderer müssen sich ohne Karte mühelos auf dem Rundwanderweg zurechtfinden.
Der 71-Jährige, der auch schon den „Hohenröther“ ausgeschildert hat, ist zuständig für neun von insgesamt dreizehneinhalb Kilometern des neuen Wanderwegs. Spätestens alle 200 Meter muss an einem Baum oder einem Pfosten die Wegemarkierung, in diesem Fall ein „S“ samt Pfeil, angebracht werden. 50 Meter hinter einer Wegegabel muss sich die Markierung wiederholen, damit der Wanderer weiß: „Ich bin auf dem richtigen Weg.“
Die Schilder werden geklebt
Früher, erzählt Euring, wurden die Schilder an Baumstämme genagelt. Wurden diese Bäume gefällt, gab es im Sägewerk wegen der Nägel im Holz oft Ärger. Also macht man das heute anders: Die Schilder werden geklebt. Es muss ein Spezialkleber sein, erläutert der Regionalwegewart, der das Schild wenigstens vier Jahre am Baum hält. Die Klebefläche muss so aufgebracht werden, dass Regenwasser zwischen Rinde und Schild abfließen kann. Und der Kleber muss auch aushalten, dass die Rinde ständig in Bewegung ist, weil der Baum ja weiterwächst.
Am Morgen geht es in den Wald
Morgens, wenn es noch kühl ist, macht sich der Regionalwegewart auf in den Wald – zweckmäßig angezogen, damit Fliegen und Zecken sich nicht über ihn hermachen können. Im Gepäck hat er neben Schildern auch noch Gerätschaften, mit denen er die Rinde der Bäume säubern und glätten kann. Da die Hinweisschilder auf einer Höhe von 1,80 oder 1,90 Metern gut lesbar angebracht werden, ist es bisweilen nötig, Äste wegzuschneiden oder Hecken zu stutzen. Also nimmt er eine Astschere und eine kleine Leiter in den Wald mit. Für die Beschilderung eines Kilometers Strecke braucht Euring gut zweieinhalb Stunden.
Pflöcke einschlagen muss er nicht, dies und andere Vorarbeiten leisten Mitarbeiter des Biosphärenreservats selber. Manchmal muss auch der Untergrund einer Strecke freigeschnitten werden, damit der Weg als solcher erkennbar ist.
Es ist ein einsamer Job
Es ist ein einsamer Job, Wanderer kommen zurzeit kaum an seinem Arbeitsplatz vorbei, erzählt Euring. Mountainbiker schon. Die mag der Wegewart in der Unteren Rhön, weil sie bei ihren Touren über die Wanderstrecken „die Wege freihalten“. In der Oberen Rhön dagegen sind die Mountainbiker seiner Ansicht nach überrepräsentiert.
Wenn Ludwig Euring von dem neuen Projekt erzählt, gerät er regelrecht ins Schwärmen: „Das wird ein echtes Naturerlebnis.“ Auf den Gemarkungen Strahlungen und Burglauer wird in enger Zusammenarbeit mit dem Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön der Premiumwanderweg „Extratour Strahlungen“ angelegt. Eröffnung soll im September sein. In manchen Bereichen ist der Streckenverlauf dieser Extratour identisch mit dem Verlauf des Karolingerwegs und der Via Romea.
Wanderweg ist 13,3 Kilometer lang
Der Wanderweg hat eine Länge von 13,3 Kilometern und führt an vielen markanten Aussichtspunkten und Sehenswürdigkeiten vorbei: dem Weinberg bei Strahlungen, dem Steinbruch der Firma Steinbach, dem Gipfelkreuz auf dem Höhberg und dem Aussichtspunkt am Kleinen Michelsberg bei Burglauer, dem mittelalterlichen Turm Schlegelwarte bei Münnerstadt und der Kapelle am Sportplatz von Strahlungen. Eng in die Planung involviert war Thomas Lemke, Koordinator Wanderweltprojekt der ARGE Rhön.
20 000 Euro werden für die Einrichtung der „Extratour Strahlungen“ eingeplant, ist in einer Veröffentlichung der Gemeinde Strahlungen zu lesen. Die Summe wird ausgegeben für die Beschilderung und Markierung, die Rastplätze sowie die erstmalige Zertifizierung. Die Kosten werden zu 50 Prozent gefördert.
Informationstafeln
Zusätzlich werden entlang des Weges Informationstafeln zu den Themen „Weinberg und Weinanbaugeschichte in Strahlungen“, „Kapelle Strahlungen und Geschichte“, „Schlegelwarte“ und „Geologie und Muschelkalkabbau in Strahlungen“ aufgestellt.
Extratouren unterliegen der Zertifizierung, die im Drei-Jahresrhythmus zu erneuern ist. Die dafür erforderliche Pflege des Weges erfolgt zum Teil durch den Naturpark & Biosphärenreservat Bayerische Rhön (einmal jährlich) und durch die Gemeinde Strahlungen.