"Bis heute um 9.10 Uhr gab es im Landkreis Rhön-Grabfeld noch keinen bestätigten Fall (Stand Dienstag, 10. März)", sagte Landrat Thomas Habermann im Rahmen eines Pressegespräches, in dem über den aktuellen Stand in Sachen COVID 19, umgangsprachlich als Coronavirus bezeichnet, informiert wurde. Der Landkreis samt Rhön-Klinikum sei gut vorbereitet auf einen eventuellen Ausbruch, man beobachte die Situation sehr genau, zu Panik bestehe keinerlei Anlass. "Man muss den Spagat schaffen zwischen Information der Bevölkerung auf der einen Seite, man darf jetzt aber nicht Unsicherheit und Ängste schüren ohne Not auf der anderen Seite", betonte Habermann.
Gemeinsam mit Abteilungsleiter Stefan Helfrich, Dr. Matthias Hahn (Leiter Gesundheitsamt) sowie Jochen Bocklet (Geschäftsführender Direktor Rhön-Klinikum-Campus), Dr. med. Michael Schneider (Zentrale Notaufnahme, Rhön-Klinikum) und Dominik Rost (MVZ Kreisklinik) informierte Habermann, wie der Landkreis sich auf den neuen Virus, der sich inzwischen auch in Deutschland immer stärker ausbreitet, vorbereitet.
Bestätigte Infektionen in den Nachbarlandkreisen
Inzwischen gibt es neben bestätigten Infektionen mit dem neuen Virus unter anderem in Würzburg auch einen Fall im Landkreis Bad Kissingen und zwei im hessischen Nachbarlandkreis Fulda. Von einer flächendeckenden Ausbreitung ist auszugehen, bewertet das Robert Koch-Institut (RKI) . Somit wird wohl auch in naher Zukunft in Rhön und Grabfeld der erste Fall auftreten dürfen, in dem bei einer Person der Virus nachgewiesen wird.
Der Landkreis hat für diesen Fall bereits einen Krisenstab eingerichtet, der sich erstmalig am 2. März versammelt hat, um das weitere Vorgehen zu besprechen und zu planen. Dem Krisenstab gehören unter anderem das Landratsamt mit den zuständigen Abteilungen, das Gesundheitsamt und das Rhön-Klinikum an, auch der Ärztliche Bereitschaftsdienst und das BRK sind eingebunden, ebenso stehe man in Kontakt zu den Hausärzten. Den Hausärzten galt im Übrigen der besondere Dank von Dr. Matthias Hahn (Leiter Gesundheitsamt), denn sie hätten im Moment den Großteil der Arbeit zu schultern.
Auf keinen Fall gleich in die Praxis oder die Notaufnahme
Landrat Habermann wies eindringlich daraufhin, dass Personen, die den begründeten Verdacht hätten, sich mit dem Coronavirus infiziert zu haben - sei es, weil sie sich in einem Risikogebiet aufgehalten haben, sei es, dass sie Kontakt zu Infizierten hatten -, auf keinen Fall den Weg in die Hausarztpraxis wählen sollten. Und auch in der Notaufnahme der Kreisklinik seien sie komplett fehl am Platz. Immer solle man sich telefonisch melden und beraten lassen, entweder beim Hausarzt oder beim ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116117. Die würden sich dann um die weiteren Schritte kümmern.
Dieser Weg müsse unbedingt eingehalten werden, betonte Habermann und appellierte an die Vernunft der Menschen, denn wenn jeder sofort in die Praxen und die Notaufnahme gehe, dann "haben wir ganz schnell ein Kapazitätsproblem". Im Moment stünden aber genügend Kapazitäten im Rhön-Klinikum zur Verfügung, auch an Isolationsbetten. Und deren Zahl könne jederzeit aufgestockt werden, erklärte Jochen Bocklet, Geschäftsführender Direktor des Rhön-Klinikums. "Wir haben einen Stufenplan, um je nach Aufkommen reagieren zu können." Ziel sei es im Moment aber vorrangig, die Ausbreitung des neuartigen Virus zu verlangsamen.
Frühlingsmarkt in Wechterswinkel abgesagt
Und genau darum geht es auch bei der Absage von Veranstaltungen. So hat der Landkreis nun den Frühlingsmarkt im Kloster Wechterswinkel abgesagt, "als reine Vorsichtsmaßnahme, ohne akuten Anlass", wie Landrat Habermann sagte. Später wolle man von Fall zu Fall entscheiden, eine generelle Absage aller Veranstaltungen beispielsweise bis in den April hinein sei derzeit nicht geplant. Der Freistaat Bayern verbietet laut eines entsprechenden Kabinettbeschlusses momentan wegen der Corona-Epidemie alle Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern. Speziell nachgefragt, was er den Veranstaltern des Konzertes "Rock-Ola" am Samstag, 14. März, in Aubstadt mit wohl 500 bis 600 Besuchern raten würde, sagte Habermann: "Ich persönlich würde empfehlen, die Veranstaltung abzusagen." Denn es seien dann ja doch sehr viele Menschen lange Zeit auf engstem Raum zusammen. Das sei aber derzeit keine behördliche Absage, man wolle auch keine Ängste schüren.
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Vorerst keine Schließung von Schulen und Kitas
Da aktuell noch keine bestätigten Corona-Erkrankungen im Landkreis Rhön-Grabfeld vorlägen, gibt es nach Ansicht des Krisenstabes derzeit noch keine Veranlassung, einzelne Schulen, Kindergärten oder öffentliche Bereiche zu schließen. Im Bedarfsfall würden derartige Anordnungen in Zusammenarbeit und Abstimmung mit den Schulen bzw. Kitas durch das Gesundheitsamt am Landratsamt Rhön-Grabfeld festgelegt und bekannt gemacht. Oberelsbachs Bürgermeisterin Birgit Erb, Vorsitzende des bayerischen Gemeindetages, fügte noch an, dass in den Kitas im Landkreis Informationsflyer an die Eltern verteilt werden, die explizite Hinweise zur Prävention geben.
Wichtig sei es, betonte Landrat Habermann, besonders auf gefährdete Menschen, die an Vorerkrankungen leiden oder ein schwaches Immunsystem haben, zu achten. Die sollten nicht zu viel Besuch empfangen oder in großen Menschengruppen unterwegs sein. Und auch der Schutz des Pflegepersonals sei sehr wichtig, denn ohne entsprechendes Personal könne man auf eine verschärfte Lage natürlich auch ungleich schwerer reagieren.
In Sachen Schutzbekleidung sei man derzeit am Rhön-Klinikum noch gut aufgestellt, die Lager seien gut gefüllt, erklärte Jochen Bocklet. Allerdings sei es mit Nachbestellungen schon nicht mehr so einfach, "da gibt es schon Lieferengpässe". Verschont worden sei das Rhön-Klinikum bislang auch von Menschen, die beispielsweise Desinfektionsmittel und Schutzmasken stehlen, wie andernorts schon geschehen.
Bislang alle Tests negativ
Auf Nachfrage dieser Zeitung erklärte Jochen Bocklet, dass es bereits gemeldete Corona-Verdachtsfälle gegeben habe. Diese Personen seien allesamt getestet worden und alle Tests seien negativ ausgefallen (Stand Dienstagmorgen). Insgesamt sieht man sich beim Krisenstab gut gerüstet für den Umgang mit dem neuen Coronavirus. Aufgrund der Dynamik der Lage trifft sich der Krisenstab im Landratsamt regelmäßig, um durch abgestimmte Maßnahmen auch weiterhin die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung auch bei zunehmenden Krankheitszahlen sicherzustellen.
Landrat Thomas Habermann fasste es abschließend so zusammen: "Wenn wir die Spielregeln, die jetzt bekanntgegeben worden sind, einhalten und wenn jeder selber für sich entsprechende Sorge trifft und für die Personen in seinem Umfeld, die zu den gefährdeten Personengruppen gehören, dann ist keinerlei Grund da, jetzt übertrieben ängstlich zu sein oder gar in Panik zu geraten oder Hamsterkäufe zu tätigen. Man sollte da wirklich in ruhiger und wachsamer Gelassenheit bleiben."