Alles hat seine Zeit. Dieses Zitat aus dem Alten Testament besagt, dass es für alles den richtigen Moment gibt. Dinge verändern sich. Nichts bleibt, nichts hat Bestand. Deshalb passt der Spruch ganz wunderbar auf das neue Pfarrersehepaar für die evangelische Kirchengemeinde Ostheim, zu der auch Oberwaldbehrungen, Urspringen und Nordheim gehören. Sie wollen Altes bewahren und neue Wege gehen.
Rückblick: Rund zwei Jahre lang war die Stelle vakant, nachdem Pfarrer Andreas Biesold im Sommer 2021 in den Ruhestand gegangen war. Anfang Mai 2022 hoffte Bürgermeister Steffen Malzer, dass zügig frischer Wind durch die Räume des historischen Pfarrhauses am Kirchberg wehen würde. Damit hatte er sich zunächst getäuscht.
Von Mittelfranken in die Rhön
Inzwischen gibt es Grund zur Freude, denn mit Christine und Simon Dürr treten die neuen Seelsorger sogar als Doppelspitze an. In die ursprünglich vorgehaltene Dienstwohnung wollten sie allerdings nicht einziehen. Was sie dazu bewogen hat und weshalb ihre berufliche Wahl auf Ostheim fiel, verrieten sie im Gespräch mit dieser Redaktion.
Ende Juli wurden Pfarrerin Christine Dürr und Pfarrer Simon Dürr nach zwei Jahrzehnten Dienst in Geilsheim und drei Jahren in der Pfarrei mit Obermögersheim und Altentrüdingen verabschiedet. Von Mittelfranken ging es Richtung Rhön. Unterdessen wohnen sie in Oberwaldbehrungen.
Neue Aufgaben warten bereits, ein bisschen gearbeitet haben sie auch vor ihrer offiziellen Amtseinführung schon. Zu tun gibt es reichlich. Kein Wunder, immerhin gilt es, mit eineinhalb genehmigten Stellen gleich vier evangelische Gemeinden seelsorgerlich zu betreuen.
Zuständig für vier evangelische Gemeinden
"Ich möchte Gottes Werke verkündigen und schauen, welche Wege er mich führt", eröffnet Christine Dürr (53) das Gespräch. Wie in der ganzen Welt sei auch innerhalb ihrer neuen Wirkungsstätte vieles im Wandel, Veränderungen wollen gemeistert werden.
Herausforderungen nimmt sie sportlich, Angst habe sie keine, wie die Seelsorgerin schon früher unter Beweis stellte. Viele Baustellen an Kirchen und im Friedhof ihrer alten Gemeinde kosteten Nerven, auch der Kampf um den Erhalt der Pfarrstelle habe sie stark gemacht und gezeigt, was man Kraft einer guten Gemeinschaft und mit Rückhalt alles zu erreichen vermag.
Jetzt ist der Blick nach vorne gerichtet. Während Ehemann Simon Dürr (52) für den Schuldienst in der Udo-Lindenberg Mittelschule und am Martin-Pollich-Gymnasium Mellrichstadt zuständig ist, will sich Gattin Christine verstärkt um die Pfarramtsführung und administrative Aufgaben kümmern. Die Gläubigen sollen bei alldem stets im Fokus stehen, denn beiden Pfarrern ist es ein Anliegen, "mitten im Volk" aufzutreten und ihre "Schäfchen" auch außerhalb von Gottesdiensten und kirchlichen Veranstaltungen kennenzulernen.
Sie teilen die Arbeit untereinander auf
Seitens der Landeskirche haben sie freie Hand, um die anfallenden Arbeiten untereinander aufzuteilen. Apropos Landeskirche: "Erfreulicherweise wurden alte Strukturen – darunter fällt beispielsweise die sogenannte Residenzpflicht - aufgeweicht", betonen die Dürrs und geraten sogleich ins Schwärmen, denn im Ortsteil Oberwaldbehrungen fanden sie das passende Eigenheim. Hier fühlt sich auch Hund Paco wohl.
"Mit Anfang 50 möchten wir gerne sesshaft werden und nicht nach unserer Pensionierung ein anderes Zuhause suchen müssen", erklären sie. Ihre beiden Kinder sind erwachsen und leben ihr eigenes Leben. Noch dieses Jahr feiert das Ehepaar Silberhochzeit.
Ziele und Wünsche? Simon Dürr möchte besonders junge Leute für den Glauben gewinnen. Seine lockere und offene Art dürfte ihm dabei helfen. Sein Steckenpferd ist die Musik. Er spielt voller Begeisterung Trompete im Posaunenchor und kann auch an der Gitarre überzeugen. Gattin Christine sprüht vor Lebensfreude.
Augenzwinkernd meinen beide, die vier schönsten Kirchen des Dekanatsbezirks Bad Neustadt erwischt zu haben. Besonders Ostheims ehrwürdige Stadtpfarrkirche Sankt Michael hat es ihnen angetan. Für das Pressefoto fanden sie den alten Steinaltar vor der Gemeindescheune passend, der sicherlich einiges zu erzählen hätte und nach Meinung der Dürrs die Unvergänglichkeit Gottes widerspiegelt.
Amtseinführung am Sonntag, 8. Oktober
Michael Schlotthauer, Vertrauensmann des Kirchenvorstands, ist froh, dass die Wahl der Seelsorger auf Ostheim fiel. "Das war eine spannende Geschichte, inzwischen hat sich alles bestens gefügt", rekapituliert er. Den Einzug der Kinderkrippe "Storchennest" in die ehemaligen Wohnräume bezeichnen alle Anwesenden als Win-win-Situation. Auch sämtliche Mitglieder der Kirchenvorstände der anderen drei Ortschaften sind froh und dankbar.
Wer Christine und Simon Dürr gerne persönlich kennenlernen möchte, ist zum Festgottesdienst ihrer Amtseinführung am Sonntag, 8. Oktober, um 14 Uhr in die Michaelskirche eingeladen.